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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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Scheiße!«
    Die Mango, die Evans’ Tochter hätte sein können, war stark parfümiert und trug ein kobaltblaues, rückenfreies Top und eine hautenge weiße Hose. Im Wagen roch es nach alten Sitzpolstern und Dschungelmoder, doch daneben nahm Rubens auch vage den Geruch von verschwitztem Sex wahr. Der Peugeot spuckte eine schwarze Abgaswolke aus, als sie durch ein Schlagloch fuhren. Am Amazonas erkennt man einen guten Fahrer daran, wie gut er solchen Löchern ausweicht.
    Die Frau sagte: »Hast du nicht gesagt, hier werden alle reich, Honor? Mir sieht das überhaupt nicht danach aus.«
    »Ich hab von den Leuten gesprochen, auf die es ankommt, Herrgott noch mal.«
    Noch fünf Minuten, bis er seinen Anruf machen muss.
    »Das ist die Montana Ranch«, sagte Rubens, als sie an einer saftigen, von Dschungel umgebenen Weide vorbeifuhren. Rinder tranken aus einem künstlichen See. Reiter fächelten sich mit ihren breitkrempigen Hüten Luft zu. »Der Anwalt, dem sie gehört, wohnt in Rio. Er hat einen Richter geschmiert, damit er den Indianern das Land stehlen konnte. Ihm gehören auch die Zementfabrik und ein paar Radiosender … Wenn die Viehzüchter Land brauchen, heuern sie manchmal Killer an.«
    »Diesen Typen mach ich fertig«, bemerkte Evans.
    Rubens legte krachend einen niedrigeren Gang ein und griff dabei unauffällig nach unten, um das Aufnahmegerät einzuschalten. Er lächelte wie ein Fremdenführer, doch er musste an den Tag denken, an dem er von all der Brutalität endgültig genug gehabt hatte, den Tag, an dem die Cowboys eines Ranchers einen seiner Vettern, der im Dschungel Kautschuk zapfte, erschossen hatten. Rubens hatte den Rancher verhaftet, als er den Mann allein erwischt hatte, aber anstatt ihn aufs Revier zu bringen, war er mit ihm in den Dschungel gefahren, wo seine übrigen Vettern schon auf ihn gewartet hatten. Man hatte den Rancher nie wieder gesehen. An manchen Sonntagen ging Rubens in die Kirche und betete um Vergebung und für die Seele des Ranchers.
    Aber ich würde es wieder tun.
    »Den Typen bring ich um«, knurrte Evans.
    Die Frau massierte ihm weiter das Bein. »Mensch, Honor. Der Mann ist arm. Und ungebildet. Die sind hier nicht wie in Amerika.«
    Rubens hielt am Straßenrand und stieg aus dem Auto. In gut einem Kilometer Entfernung stand ein neuer Funkturm, der für die Chefs der Dammbaufirma errichtet worden war, also würde Evans hier Empfang haben. Rubens hielt sich den Bauch und bedeutete den beiden, er müsse sich erleichtern. Entlang der Straße befand sich dichter Dschungel.
    »Na großartig«, sagte Evans. »Jetzt muss er auch noch kotzen.«
    Mit einem dämlichen Grinsen hielt Rubens einen Finger hoch, um ihnen zu verstehen zu geben, dass er in einer Minute zurück sein würde. Dann verschwand er zwischen den Bäumen und suchte sich eine Stelle, von der aus er den Wagen beobachten konnte. Hier im Schatten war es etwas kühler. Umschwirrt von Schmalbienen, lugte er durch ein riesiges, im Laub gespanntes Spinnennetz. Hinter einem Baumstamm hörte er einen Ameisenbär fauchen. Vor ihm in der flirrenden Luft flatterte ein blauer Schmetterling auf wie ein elektrischer Funke. Der Boden war übersät mit Bierflaschen der Marke Antarctica, die Straßenarbeiter dort hinterlassen hatten.
    Na, komm schon, dachte er. Benutz endlich dein Telefon.
    Sein Wunsch wurde erfüllt: Die hintere Tür des Peugeot öffnete sich und die Frau stieg schmollend aus, als wäre sie hinausgeschickt worden. Evans klappte ein Telefon auf und tippte eine Nummer ein. Dann begann er, angeregt zu sprechen. Der Gouverneur wird zufrieden sein, dachte Rubens, während er sich aufrichtete, um zu pinkeln. Nachdem Evans sein Gespräch beendet hatte, kam Rubens aus dem Gebüsch, setzte ein entschuldigendes Lächeln auf und fuhr weitere zehn Minuten lang ziellos in der Gegend herum, damit der Mann nicht merkte, dass er hereingelegt worden war. Schließlich bog er auf die Straße ein, die zum Hotel Palacio Magnifico führte. Der Diplomatenkoffer auf Evans’ Schoß war offen. Im Rückspiegel sah Rubens Papiere. Zwar konnte er die Schrift nicht sehen, aber im Briefkopf erkannte er ein Firmenlogo, das aus einem Spatenblatt mit einem Kreuz bestand.
    »Konzentrier dich auf die Straße, du Arsch«, fauchte Evans.
    Der Amerikaner funkelte ihn wütend an, als er vor dem Hotel ausstieg.
    »Wehe, du hast mich angesteckt«, sagte er. »Hier in diesem gottverlassenen Nest hat doch garantiert jeder Würmer.«
    Auf dem Weg zur Residenz des

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