Todesspiele
gewesen?«
»Könnte sein. Susannah hat als Kind gehört, wie Granville ihn einmal erwähnt hat, also muss er hier in der Nähe gelebt haben. Ich habe Standbilder der Überwachungsbänder von Sheila Cunninghams Beerdigung machen lassen. Susannah meint, die ganze Stadt sei dort gewesen.« Er breitete die Fotos aus.
»Na toll, und die halbe Stadt ist über sechzig, Luke.« »Ja. Sieht so aus, als habe jeder, der halbwegs bei Verstand war, nach der Highschool Reißaus genommen.« »Wer will es ihnen verübeln.«
Luke suchte die Bilder mit den älteren Männern heraus und heftete sie an eine Tafel über dem Monitor. »Vielleicht ist einer von ihnen derjenige, den wir suchen. Granville muss als Teenager fasziniert von ihm gewesen sein. Er hat ihn wohl als eine Art Guru betrachtet.«
»Diese Buddhismus-Nummer.«
»Genau.« Luke runzelte die Stirn. »Aber es gibt in Dutton keine buddhistische Gemeinde. Ich habe mich umgehört.«
»Es muss ja kein echter Geistlicher sein«, gab Nate zu bedenken.
»Aber er muss sehr wohl mit Teenies zusammengekommen sein, ohne dass es Verdacht erweckte.« »Was bedeutet, dass er Lehrer, Prediger, Arzt oder sonst etwas sein kann ... Jeder im Grunde.« »Aber jemand, der dort schon wohnte, als Susannah ein Kind war. Ich habe noch die Liste der Einwohner, die ich mir besorgt habe, als ich nach Männern namens Bobby suchte.« Luke studierte das Blatt erneut. »Aber den militärischen Werdegang aller Männer über fünfzig habe ich mir schon angesehen.«
Nate sah überrascht auf. »Wann hast du das denn gemacht?«
»Gestern Nacht. Ich war gerade dabei, als du mich anriefst, um mir zu sagen, dass du Becky Snyders kleine Schwestern im Netz entdeckt hast.« Nates Augen verfinsterten sich. »Und? War einer von den Männern in Vietnam?«
»Kein einziger. Hätte ich jemanden gefunden, hätte ich meinen Hintern gestern Nacht noch in Bewegung gesetzt.« Stattdessen hatte er sich in Susannahs Armen und mit ihrem willigen Körper getröstet. Eine Ruhepause. Er hatte sie nötiger gehabt, als ihm bewusst gewesen war.
»Nun, dein Hintern ist ja jetzt hier, ob er es sein will oder nicht.« Nate zog sich einen Stuhl heran. »Komm, fangen wir an. Vier Augen sehen mehr als zwei.« Luke warf ihm einen dankbaren Blick zu. »Ich weiß es zu schätzen.«
Charlotte, North Carolina,
Montag, 5. Februar, 11.45 Uhr
Harry Grimes saß neben Mandy Penn, einer Technikerin der Spurensicherung, und betrachtete die körnigen Standbilder, die von der Kamera des Bankautomaten Mel's Diner gegenüber aufgenommen worden waren. »Wonach suchst du genau?«, fragte Mandy. »Ich bin mir nicht sicher.« Harry beugte sich vor. »Da ist der Volvo der Entführerin. Der dort an der Kamera vorbei auf den Parkplatz fährt. Aber da ist noch ein Wagen. Er hält an. Als ob der Fahrer den anderen Wagen beobachtet.« »Ein Ford Crown Vic«, sagte Mandy. Im Hintergrund sah man zwei Gestalten miteinander ringen. Die kleinere Gestalt wurde zum Kofferraum des Volvo gezerrt. Auf jedem Bild war der Crown Vic an derselben Stelle zu sehen, ohne dass jemand ausstieg. Mandy stieß einen leisen Pfiff aus. »Du hast recht, Harry. Er sieht den beiden tatsächlich zu.« »Kannst du das Nummernschild vergrößern?« »Ich kann's versuchen.« Mandy zoomte das Foto heran, stellte scharf und setzte sich zufrieden zurück. »Da, bitte schön.«
»Das ist ja toll.« Harry blinzelte. »Spricht der Kerl in dem Crown Vic in sein Handy?«
»Sieht so aus. Vielleicht ruft er die Polizei.«
»Niemand hat aus dieser Gegend die 911 gerufen. Ich habe es schon überprüft. Kannst du nachsehen, auf wen der Wagen registriert ist?«
Mandy tat es und riss plötzlich die Augen auf. »Der hat nicht die Polizei angerufen. Der ist die Polizei!« Harry sah verblüfft auf den Bildschirm. »Paul Houston. Atlanta PD. Er hat einfach nur dagesessen und zugesehen, wie Genie gekidnappt wurde?«
»Vielleicht ist der Wagen gestohlen.«
»Das wollen wir hoffen. Danke, Mandy.« Harry stand auf.
»Ich bin dir etwas schuldig.«
Springdale, Montag,
5. Februar, 12.00 Uhr
Talia parkte vor dem Haus, das Carl Linton, Marcy Lin-tons Vater, gehörte. »Sind Sie bereit, Susannah?« Susannah starrte das Haus unentschlossen an. »Darcy hat mir erzählt, dass sie aus Queens stammte und ihr Vater sie und ihre Mutter regelmäßig verprügelte. Deswegen sei sie von zu Hause ausgerissen.«
»Die Lintons haben ihre Tochter vermisst gemeldet, als sie neunzehn war.«
»Da muss sie
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