Todesspiele
Chase, als sie fort war.
Luke zögerte. »Nichts über Barbara Jean, das wir nicht schon wussten. Außer, dass ihr Ring derjenige war, mit dem den Mädchen im Leichenschauhaus die Swastika eingebrannt worden ist. Susannahs Zeichen ist allerdings viel größer, also muss noch irgendwo ein Brandeisen existieren.«
»Was noch?« Chase trommelte ungeduldig auf die Tischplatte. »Ich merke doch, dass Sie noch mehr haben.« Luke seufzte schwer. »Garth hat wohl tatsächlich nichts mit Susannahs Vergewaltigung zu tun. Und er ist der gleichen Meinung wie Sie: Jared hätte damit angegeben. Offenbar hat Granville seinen ... Anspruch auf sie geltend gemacht. Er sagte, sie sei sein, und die anderen sollten sich von ihr fernhalten.« Er blickte zu Seite. »Garth sagte außerdem, dass zwischen Simon und Carol Vartanian mehr gewesen sein muss, als es hätte geben dürfen.« »Herrje, auch das noch.« Chase verzog angewidert das Gesicht. »Wie konnte aus Daniel und Susannah bloß etwas Anständiges werden?«
»Sind vielleicht Wolfskinder gewesen«, murmelte Luke. »Garth hat uns außerdem die Namen von vermeintlichen Freunden oder Geschäftspartnern von Bobby in Atlanta gegeben, aber es waren vor allem ihre Freier. Wir sind ihr also noch keinen Schritt näher. Ich gehe jetzt zu Nate und sehe mir Mansfields Festplatten an. Vielleicht hat Mans-field den Mann, den Monica reden gehört hat, tatsächlich fotografiert. Im Übrigen braucht Nate dringend eine Pause. Er hat eine harte Nacht hinter sich.« »Ja, ich habe gehört, dass er die Kinder auf einem Podcast gefunden hat. Es tut mir leid, Luke.« »Ja«, erwiderte er verbittert. »Und mir erst. Aber eins nach dem anderen. Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie mich in der >Kammer< auf dem Festnetz an. Mein Handy funktioniert dort nicht immer. Und Chase ...« Doch dann schüttelte er den Kopf. »Schon gut.«
»Ja, ich weiß. Und ich weiß auch, dass Talia keine unnötigen Risiken eingehen wird.«
»Ich weiß es ja auch.« Er schloss die Augen. »Ich sehe nur immer wieder, wie sie gestern durch die Wucht der Kugel vom Stuhl geschleudert worden ist. Bobby Davis ist noch auf freiem Fuß.«
Chases Worte waren hart, die Stimme jedoch sanft. »Dann machen Sie Ihre Arbeit und finden Sie sie.«
23. Kapitel
Atlanta,
Montag, 5. Februar, 11.05 Uhr
»Ich hasse diesen Job«, murmelte Luke. Er stand schon eine Weile vor der Tür zur Kammer, ohne sich dazu durchringen zu können, endlich einzutreten. Die Tür öffnete sich von innen, und erschreckt fuhr er zurück. Auch Nate sah ihn erschreckt an. Er hielt eine leere Kaffeekanne in der Hand. »Mach das nicht noch einmal«, sagte er gepresst. »Das bekommt meinem Herzen nicht.« Luke musterte die Kanne. »Wie viel Kaffee hast du schon intus?«
»Zu viel und noch immer nicht genug. Was machst du hier?«
»Mansfields Festplatten. Die Sweetpea-Dateien. Wir hoffen, dass darauf der Mann zu sehen ist, den Monica mit Granville hat reden hören.«
»Der mysteriöse thich. Ich mache frischen Kaffee.« Luke zögerte, und der Druck auf seiner Brust war plötzlich so stark, dass er kaum Luft bekam. »Du wirst ihn nicht finden, wenn du einfach nur in der Tür stehst«, sagte Nate ruhig. »Wenn du erst einmal drin bist, lässt sich wieder leichter atmen.« Luke sah ihm in die Augen. »Dir geht es auch so?« »Jeden verdammten Tag.«
Jeden Tag stirbt ein wenig mehr. »Mach einen starken Kaffee.« Luke trat ein, setzte sich an den Computer und rief die Sweetpea-Dateien auf. Da er diesmal wusste, was er sehen würde, war es schwerer. Doch er wappnete sich gegen die Bilder, versuchte, den eigentlichen Inhalt zu ignorieren, sie nicht als Ganzes wahrzunehmen, und suchte stattdessen nach Einzelheiten, Schatten, Hintergründen, die auf andere Personen in diesem verdammten Bunker hinweisen mochten.
Dennoch wollte es ihm nicht gelingen, die Opfer zu ignorieren. Das war sein Problem. Allerdings war es auch genau das, was ihn in diesem schauderhaften Job so gut machte, und das war ihm nur allzu deutlich bewusst. Die Tür öffnete sich wieder, und Nate stellte ihm einen Becher mit dampfendem Kaffee auf den Tisch. »Wonach suchst du genau?«
»Nach einem Mann, wahrscheinlich über sechzig. Monica erzählte, Granville habe ihn gefragt, wie der Vietcong den Willen der Gefangenen gebrochen hätte. Der Mann hat Granville für dieses Frage angeblich geohrfeigt.« »Recht emotionale Reaktion. Du glaubst, er sei als Soldat in Gefangenschaft
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