Todesspiele
nach New York gegangen sein. Ich habe sie erst zwei Jahre später kennengelernt. Warum hat sie ihre Familie verlassen? Und warum hat sie sich mich ausgesucht?«
»Das finden wir nicht heraus, wenn wir hier sitzen bleiben«, sagte Talia. »Kommen Sie.«
Auf Talias Klopfen hin öffnete ein älterer Mann mit grauem Haar die Tür. »Mr. Linton?«
»Ja.« Der Mann betrachtete die beiden Frauen stirnrunzelnd. »Was wollen Sie?«
»Ich bin Special Agent Talia Scott vom Georgia Bureau of Investigation. Das ist Assistant District Attorney Vartani-an aus New York. Wir müssen mit Ihnen reden.« Die Falten auf der Stirn vertieften sich, doch er machte ihnen die Tür ein Stück weiter auf. »Kommen Sie rein.« Eine Frau trat aus der Küche und blieb verblüfft stehen. »Sie sind diese Vartanian. Wir haben Sie in den Nachrichten gesehen. Sie haben auf die Frau geschossen, die die Mädchen entführt hat.« »Ja, Ma'am.«
»Was wollen Sie hier?«, fragte Carl Linton barsch.
Talia legte den Kopf ein wenig schief. »Es geht um Ihre Tochter Marcy.«
Beide Lintons schnappten nach Luft. »Setzen Sie sich«, sagte Carl.
Talia fuhr fort. »Haben Sie jemals wieder von Ihrer Tochter gehört, nachdem Sie sie als vermisst gemeldet haben?« »Nein«, sagte Carl. »Warum? Nun sagen Sie uns doch endlich, worum es hier geht.«
»Ihre Tochter ist tot, Sir«, sagte Susannah rasch. »Es tut mir leid.«
Beide Elternteile schienen in sich zusammenzufallen. »Wie ist es passiert?«, flüsterte Mrs. Linton.
Talia nickte, und Susannah wappnete sich. »Ich bin in Dutton aufgewachsen.«
»Das wissen wir«, sagte Carl kühl.
»Als ich in New York an der Fakultät war, lernte ich eine Frau kennen, die sich mir als Darcy Williams vorstellte. Wir freundeten uns an. Sie erzählte mir, sie sei aus Queens und dass sie vor ihrem gewalttätigen Vater geflohen sei. Heute Morgen entdeckte ich in einem Highschool-Jahrbuch ein Foto von Marcy. Sie war die Frau, die ich als Darcy kannte. Darcy wurde umgebracht.« »Umgebracht?« Mrs. Linton wurden noch blasser. »Aber wieso? Wann? Und wo?«
»Jemand hat sie erschlagen.« Susannah wurde flau im Magen, als sie den Schmerz in Mrs. Lintons Gesicht sah. »Wir befanden uns beide in einem Hotel in der Stadt. Als ich sie fand, war es zu spät. Das war vor sechs Jahren. Am 19. Januar. Ihr Mörder war geständig und sitzt im Gefängnis. Es tut mir so leid. Wenn ich von ihrer Familie gewusst hätte, wäre ich schon Vorjahren zu Ihnen gekommen.« Carl schüttelte den Kopf. »Warum ... warum hätte sie solche Lügen erzählen sollen?«
»Wir glauben, dass sie dafür bezahlt wurde«, sagte Talia ruhig. »Vielleicht ist sie auch erpresst worden.« Mrs. Lintons Lippen zitterten. »Wo ist sie jetzt?« »Sie liegt auf einem Friedhof eine Stunde nördlich von New York. Es ist ein sehr hübscher, friedlicher Ort.« Susannah spürte Tränen in den Augen brennen. »Ich glaubte doch, sie hätte keine Familie mehr.«
»ADA Vartanian hat das Begräbnis bezahlt«, sagte Talia freundlich.
»Wir wollen sie zurückhaben«, sagte Carl so feindselig, dass Susannah unwillkürlich zurückfuhr. »Natürlich. Ich kümmere mich sofort darum.« Talia legte eine Hand auf Susannahs. »Einen Moment«, sagte sie, noch immer freundlich. »ADA Vartanian wurde in der Nacht, in der man Ihre Tochter ermordete, vergewaltigt. Und später hat sie die Beerdigung aus eigener Tasche bezahlt, weil sie davon ausgegangen ist, dass diese junge Frau niemand anderen hatte.«
Carls Gesicht wurde zu Stein. »Wir wollen sie zurückhaben«, wiederholte er überdeutlich.
»Ich verstehe Ihre Trauer«, sagte Talia. »Nicht aber Ihre Feindseligkeit.«
Carl straffte sich. »Unsere Tochter wurde uns genommen, wurde gezwungen, weiß Gott was zu tun, und Sie haben die Frechheit, mich zu kritisieren?«
»Ich kritisiere Sie nicht«, sagte Talia.
»Und ob Sie das tun!« Carl sprang auf die Füße und zeigte mit dem Finger auf Susannah. »Meine Tochter hatte eine Zukunft, aber Ihr Vater hat sie ihr genommen. Sie lernt Sie kennen, und nun ist sie tot. Sie wollen Dankbarkeit für ein gottverdammtes Grab? Fahren Sie doch zur Hölle!« Susannah saß wie vom Donner gerührt da. »Was hat denn mein Vater mit Ihrer Tochter zu tun?« Carl stemmte die Fäuste in die Hüften. »Tun Sie doch nicht so, als wüssten Sie von nichts. Und tun Sie nicht so, als hätten Sie sich etwas aus ihr gemacht. Ich habe für den Rest meines Lebens genug von der Familie Vartanian!« Er stürmte
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