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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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eigentlich nicht wünschen. Ganz egal, was man in seinem Leben getan hatte.
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    Cooper blickte auf und sah Vernon Slack mit einem Gewehr vor sich stehen. Als er die Mündung des Laufs anstarrte, fiel ihm die Schusswunde von Tom Jarvis’ Hündin Graceless ein. Vernon liefen Tränen über das Gesicht.
    Â»Wen haben Sie getötet, Vernon?«, fragte Cooper.
    Irgendetwas bewegte sich und funkelte in Vernons Augen. Dann war es mit einem Mal wieder verschwunden. Es war, als seien zwei schwarze Perlen über sie hinweggerollt und hätten für einen kurzen Moment ihren glitzernden Kern offenbart.
    Â»Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte Vernon. »Vielleicht habe ich jemanden getötet, vielleicht auch nicht. Letztendlich macht es keinen Unterschied.«
    Cooper dachte an Abraham Slack. Der alte Mann war in die Greenshaw Lodge gezogen, damit Vernon sich um ihn kümmern konnte. Doch die Formulierung »sich kümmern« konnte auch eine andere Bedeutung haben. Das Haus hatte nicht wie ein einladender Ort gewirkt, nicht wie die Art von Zuhause, in dem man gerne leben und sich versorgen lassen würde. Stattdessen hatte es einen nüchternen und kalten Eindruck vermittelt wie ein Haus, das jemand zu verlassen plante.
    Er versuchte, sich aufzusetzen, und vergaß dabei das Gewehr und die Tatsache, dass es vernünftiger gewesen wäre, sich nicht zu bewegen.
    Â»Wo ist Ihr Großvater?«, fragte er.
    Doch Vernon starrte ihn nur an. »Sie sind nicht besonders schlau. Sie sind nicht schlau genug, und Sie sind zu langsam. Wer dumm ist, wird geschlagen.«
    Cooper schloss die Augen und versuchte zu verstehen, was gesagt wurde. Die Situation hatte etwas Surreales an sich. Vielleicht war es der Schmerz in seinem Fuß oder der Blutverlust, der ihn leichtsinnig und seltsam furchtlos machte. Doch er fühlte sich von Vernon nicht bedroht, trotz der Schusswaffe in dessen Händen.
    Â»Sie haben uns gesagt, dass wir nach der ›Todesstätte‹ suchen sollen, nicht wahr?«, sagte er.
    Zuerst schien Vernon ihn nicht zu hören. Seine Aufmerksamkeit war auf das Gebäude gerichtet, in dem die weißen Knochen in der Dunkelheit lagen und merkwürdig schimmerten. Er schwenkte das Gewehr, bis der Lauf auf den Schädel zeigte. Es schien, als fürchtete er den Tod mehr als Cooper.
    Â»Ja«, sagte er, »aber Sie haben wie alle anderen in der falschen Richtung gesucht.«
    Â»Was meinen Sie damit?«
    Vernon hustete und richtete seinen müden Blick wieder auf Cooper.
    Â»Sie sind immer noch dumm. Die Todesstätte ist kein Gebäude und auch keine Stelle in der Landschaft. Sie ist überhaupt kein Teil der gegenständlichen Welt.«
    Â»Das verstehe ich nicht.«
    Â»Die Todesstätte...«, sagte Vernon, der plötzlich einen Kloß im Hals hatte, »die Todesstätte befindet sich in den Herzen anderer Menschen.«
    Dann schwenkte der Gewehrlauf nach oben, und Vernon drehte sich schnell um, wobei seine Absätze im feuchten Gras quietschten.
    Das war das Geräusch, an das sich Cooper noch Wochen später am genauesten erinnern konnte. Eine Zeit lang schien es das Einzige zu sein, was einen Sinn ergab. In seiner Erinnerung dauerte das Quietschen lange an und erhob sich zu einem gellenden Schrei, schrill und unmenschlich. Dann ertönte ein lauter Knall, begleitet von einem Blitzen, und Vernon war verschwunden.
    In der Türöffnung des verlassenen Gebäudes wurde die Silhouette von Abraham Slack, der mit zitternden Händen eine doppelläufige Schrotflinte hielt, für einen Augenblick erleuchtet.

36
    B is zum Morgen waren die Zelte der Spurensicherung wie Pilze aus dem Boden geschossen. Mitarbeiter der Spurensicherung, Fotografen und Polizisten fanden verschiedene Möglichkeiten, sich auf dem Weg von dem alten Maschinenhaus bei der Greenshaw Lodge zu den Ruinen der Fox House Farm auf dem Alder-Hall-Anwesen zu verirren.
    Aus diesem Grund ging die forensische Arbeit nur langsam voran, und es war bereits ein großer Teil des Tages verstrichen, ehe die Leichname von Professor Freddy Robertson und Vernon Slack endlich abtransportiert werden konnten. Noch länger dauerte es, bis mit der Bergung der skelettierten Überreste aus dem verlassenen Gebäude begonnen wurde.
    In der Zwischenzeit schwieg Abraham Slack beharrlich. Die Detectives waren an frustrierendes Schweigen in den Vernehmungsräumen in der West Street

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