Todeszauber
Kosten, bezahlte Wilson ein Schmerzensgeld und stellte ihn wieder ein. Bill der Wetter ist heute Pferdeknecht auf Karwir.
Dann passierte eine Geschichte mit einem Pferd, das notgeschlachtet werden mußte. Aber ich habe nie erfahren, was da eigentlich los war, denn die Sache wurde vertuscht.
Und schließlich kam der üble Vorfall mit Inky Boy, einem Eingeborenen. Der hatte auf Karwir die Aufgabe, die Widder zu versorgen, denn man züchtet dort sowohl Schafe als auch Rindvieh. Eines Tages entdeckte Anderson die Hälfte der Widder verendet in einer Ecke des Drahtzauns, während Inky Boy in seiner Hütte schlief. Darauf band er Inky Boy an einen Baum und peitschte ihn aus, bis der Eingeborene mehr tot als lebendig war. Ich erfuhr erst davon, als alles längst vorüber war. Der junge Lacy flog nach St. Albans und holte den Doktor. Dann kamen die Gordons und nahmen Inky Boy mit nach Meena. Unter großer Mühe pflegten sie ihn gesund. Danach erlaubten sie keinem Schwarzen mehr, auf Karwir zu arbeiten.
Sehen Sie, die Gordons hatten genausoviel Interesse daran, die Geschichte vor mir zu verheimlichen, wie die Lacys. Die Gordons fürchteten, daß irgendwelche Wichtigtuer aus der Stadt kommen könnten, die veranlassen würden, daß die Kalchut in ein Reservat abgeschoben werden. So kam Anderson immer wieder ungeschoren davon. Da Inky Boy sich nicht bei mir beklagte, und ich überhaupt erst nach Monaten davon erfuhr, entschied ich mich, die Geschichte auf sich beruhen zu lassen.«
»Unter den gegebenen Umständen haben Sie sehr weise gehandelt, Blake«, lobte Bony. »Doch fahren Sie bitte fort.«
»Nun, wie gesagt, Anderson war ein ausgezeichneter Reiter, verstand etwas von Vieh und auch von Schafen. Er machte also seine Arbeit ganz ordentlich. Aber Anderson war nicht nur ein guter Reiter, er konnte auch wie kein zweiter mit der Stockpeitsche umgehen. Damit befriedigte er seine sadistischen Neigungen. Niemand in der ganzen Gegend mochte ihn, und niemand verstand, warum der alte Lacy ihn nicht längst davongejagt hatte. Als Anderson die freigewordene Verwalterstelle nicht bekam, wurde er immer mürrischer und trank mehr als gut war.«
»Was ist Ihre private Meinung über Anderson?« fragte Bony.
»Tja, wissen Sie – daß der Mann wahrscheinlich tot ist.«
»Ich verstehe durchaus Ihr Zögern, Blake, aber wir müssen der Sache auf den Grund gehen. Der Charakter eines Menschen bietet oft einen wichtigen Hinweis.«
Blake ließ sich Zeit, stopfte umständlich die Pfeife und zündete sie an.
»Ich glaube, daß Anderson ein anderer Mensch geworden wäre, wenn er es nicht so schwer gehabt hätte«, fuhr er schließlich fort. »Nach allem, was ich gehört habe, scheint ihn der alte Lacy sehr hart angepackt zu haben. Anderson konnte zu Recht erwarten, die freigewordene Verwalterstelle zu erhalten. Als er sie nicht bekam, ging es mit ihm abwärts. Ich habe ihn nie gern hier in der Stadt gesehen und war jedesmal froh, wenn er wieder verschwand. Allerdings haben wir nie Scherereien mit ihm gehabt. – Das ist so ungefähr alles, was ich zu seinen Gunsten sagen kann.«
»Dann muß er viele Feinde gehabt haben?«
»Bestimmt«, erwiderte Blake. »Ich habe aber nie gehört, daß ihm jemand nach dem Leben trachtete, und es ist auch nie ein bestimmter Verdacht geäußert worden, wer an seinem Tod schuld sein könnte.«
Bony stand auf und trat vor die Wandkarte. Nach einigen Sekunden setzte er sich wieder und drehte sich eine seiner unförmigen Zigaretten.
»In Ihrem Bericht erwähnten Sie, am Morgen des neunzehnten April sei Ihr Tracker plötzlich verschwunden gewesen«, sagte er und blies den Rauch zur Decke. »Später erfuhren Sie dann, daß er mit seinem Stamm nach Deep Well gezogen war, wo eine alte Lubra angeblich im Sterben lag. Ist sie tatsächlich gestorben?«
»Nein. Sie hat sich wieder erholt. Sie lebt jetzt bei dem Stamm am Meenasee.«
»Wann haben Sie oder einer Ihrer Wachtmeister diesen Tracker am Vortag zuletzt gesehen?«
»Ich habe ihn am Abend des Achtzehnten um zehn Uhr zum letzten Mal gesehen. Das war der Tag, an dem Anderson zum Grünen Sumpf ritt. Ich ging wie üblich zum Stall, um nachzusehen, ob das Pferd ordnungsgemäß versorgt war. Abie, so hieß der Tracker, lag auf seinem Feldbett in der Nebenbox.«
»Wie konnte er erfahren, daß die Lubra erkrankt war?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich über den Buschtelegrafen.«
»Wie weit ist es von hier bis zum Meenasee?«
»Achtundzwanzig Meilen.«
»Und um
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