Todeszauber
die Reserviertheit des Sergeanten.
»Sind Sie verheiratet?« fragte er rasch.
»Ja.«
»Dann ist Ihre Frau vielleicht so liebenswürdig und brüht uns eine Kanne Tee auf. Sobald ich eine Tasse Tee und eine Zigarette habe, bin ich gleich ein ganz anderer Mensch.«
Der Sergeant führte Bony in sein Büro, dann entfernte er sich, um mit seiner Frau zu sprechen. Als er zurückkehrte, stand der Inspektor vor der großen Wandkarte des Bezirks.
»Meine Frau sagt, daß das Mittagessen gleich fertig ist«, erklärte Blake, und er wirkte jetzt nicht mehr ganz so steif. »Wir würden uns freuen, wenn Sie uns Gesellschaft leisten.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte Bony lächelnd. Der Sergeant geleitete seinen Gast zu der schönen Veranda vor der Küche, wo bereits der Tisch gedeckt war, und stellte ihn seiner Frau vor.
»Bitte, nehmen Sie hier Platz, Inspektor«, sagte Mrs. Blake und rückte einen Stuhl zurecht.
»Du liebe Güte!« rief Bony. »Entschuldigen Sie, Mrs. Blake: sehe ich vielleicht wie der Generalgouverneur aus?«
Mrs. Blake riß verwundert die Augen auf, schließlich schüttelte sie den Kopf.
»Dem Himmel sei Dank, Mrs. Blake!« Bony lächelte. »Meine Freunde nennen mich Bony. Darf ich Sie zu meinen Freunden rechnen?«
Auf diese Weise war der Kontakt sofort hergestellt, und als sich Bony auch noch mit Mrs. Blake über die Eingeborenen unterhielt – ein Thema, das sie beide sehr interessierte –, wurde sie immer lebhafter und schien die Anwesenheit ihres Mannes zu vergessen.
Als die beiden Männer schließlich wieder ins Büro zurückkehrten, studierte Bony noch einmal die Wandkarte.
»Diese Karwir-Station ist ein sehr großes Weidegut, Sergeant«, stellte er schließlich fest. »Ich werde jetzt eine Menge Fragen stellen, die Sie vielleicht für unnötig halten, nachdem ich Ihren Bericht gelesen habe. Da Anderson vermutlich auf dem Gebiet der Karwir-Station verschwunden ist, werden wir sie als Ausgangspunkt unserer Ermittlungen wählen. Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich mich bei meinen Überlegungen irren sollte. Also: Anderson verließ das Gutshaus am achtzehnten April, um die Umzäunung der Grünsumpf-Weide abzureiten. Am nächsten Morgen wurde sein Pferd vor dem Gattertor gefunden. Zu diesem Zeitpunkt waren dreiundvierzig Millimeter Regen gefallen, so daß die Spur des Pferdes nur eine Meile weit auf der Straße zurückverfolgt werden konnte. An diesem Tag suchte ein Reitertrupp nach Anderson. Am zwanzigsten wurde die Suche von diesen Leuten fortgesetzt. Außerdem flog Mr. Eric Lacy, von seiner Schwester begleitet, am Nachmittag das ganze Gebiet ab. Am dreiundzwanzigsten traf Mr. Gordon mit drei Trackern ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten Sie sich mit Ihren beiden Wachtmeistern in die Suchaktion eingeschaltet, die am neunundzwanzigsten beendet wurde. Nicht die geringste Spur des Vermißten wurde gefunden. Wissen Sie, Blake, das ist recht aufschlußreich.«
»Allerdings.« Blake nickte. »Ich glaube nicht mehr, daß Anderson vom Pferd gestürzt ist. Er wurde entweder ermordet, oder er hat sich – aus einem uns unbekannten Grund – unbemerkt aus dem Staub gemacht.«
»Damit dürften Sie recht haben, Sergeant, und ich werde den Beweis für die eine oder die andere Möglichkeit antreten. Mein Chef hat mir lediglich zwei Wochen gegeben, um diesen Fall zu lösen, aber ich habe es bisher stets abgelehnt, mich antreiben zu lassen. Ich weiß nicht, wie oft man mich schon fristlos entlassen hat, weil ich es ablehnte, vor der endgültigen Klärung eines Falles zurückzukehren. Also, vergegenwärtigen wir uns zunächst einmal die Grünsumpf-Weide. Sie liegt am nordöstlichen Ende der Viehstation, ungefähr zehn bis zwölf Meilen südlich von Opal Town. Diese Weide ist rechteckig und wird im Norden von dem Maschendrahtzaun abgeschlossen, der Karwir von der Meena-Station trennt. Sie ist ungefähr zwanzigtausend Hektar groß. Die südliche Hälfte besteht aus flachem Land, während die nördliche Hälfte von Mulgagürteln und ausgetrockneten Bachbetten durchzogen wird. Diese Bäche münden in einen Sumpf, der im Osten und Norden von Sanddünen begrenzt wird. Südlich der Grünsumpf-Weide liegt der Herrensitz von Karwir, im Osten die Mount-Lester-Station, und im Norden die Meena-Station. Unterhalten wir uns zunächst über die Leute auf Karwir. Beschreiben Sie mir doch einmal die Lacys, dann die Gordons, und schließlich die Mackays. Skizzieren Sie auch kurz die Lebensgeschichte.«
Erst
Weitere Kostenlose Bücher