Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Herzheim brauchen würden, mit einem lapidaren Schulterzucken und der Bemerkung reagiert, sie würden es in weniger als eineinhalb Stunden schaffen. Inzwischen stellte er diese Schätzung nicht mehr infrage.
Leitners Handy klingelte erneut. Es war die Nummer von Freya Olsson, die sie aus dem Wochenende geholt hatten, um die Recherchen zu unterstützen.
Jennifer nahm das Gespräch an. Sie war wesentlich entspannter und freundlicher als zuvor bei dem Gespräch mit ihrem Vorgesetzten. Diesmal schaltete sie den Lautsprecher ein, damit Grohmann mithören konnte. »Freya.«
»Wir haben einen Treffer«, drang die leicht verzerrte, jedoch melodische Stimme der Büroassistentin aus dem Handy.
Grohmann und Leitner warfen sich einen Blick zu. Es war eine Ermittlung ins Blaue hinein gewesen, als sie Freya darauf angesetzt hatten, noch einmal den Ursprung des Aktenzeichens in Katharina Seydels Einwohnermeldeeintrag zu verfolgen und dabei die zuständigen Behörden in Herzheim und Umgebung zu berücksichtigen. Alles schien sich um diese kleine Ortschaft in Baden-Württemberg zu drehen.
»In dem Aktenzeichen war ein Zahlendreher, doch es stammt aus Karlsruhe. Bei der Eingabe muss ein Fehler passiert sein, sonst hätten wir das schon früher in den Systemen gefunden.« Freya schwieg kurz, bevor sie fortfuhr: »Es gab dort in den achtziger Jahren eine Abteilung, die sich um jugendliche Opfer von Gewaltverbrechen kümmerte. Die Akten sind unter Verschluss.«
Sie musste nicht hinzufügen, dass es Samstag war und einige Anstrengungen kosten würde, überhaupt einen Einblick zu bekommen.
»Ich habe Möhring gebeten, sich darum zu kümmern. Er telefoniert bereits mit der Staatsanwaltschaft in Karlsruhe. Aus dem Aktenzeichen selbst kann ich nur herauslesen, dass der Vorgang 1987 angelegt wurde. Das ist aber auch schon alles. Wir bleiben dran.«
Jennifer nickte, eine instinktive Gesprächsreaktion, die Freya am anderen Ende der Leitung natürlich nicht sehen konnte. »Danke, Freya. Irgendwelche Neuigkeiten von Jarik?«
»Bis jetzt nichts. Sie haben einen Safe gefunden. Die Herstellerfirma rückt den Sicherheitscode jedoch nur gegen Gerichtsbeschluss heraus.« Also war vor Montag nichts zu erreichen, es sei denn, sie fanden die Kombination irgendwo in Lauers Unterlagen. »Sie sind an seinem Computer und seinen sonstigen Unterlagen dran, bisher jedoch nur mäßige Erfolge.«
»Ruf mich an, wenn es etwas Neues gibt«, sagte Jennifer, obwohl sie wusste, dass sich Jarik vermutlich direkt bei ihr melden würde, wenn er und seine Leute auf etwas stießen, was ihnen dabei helfen könnte, Lauer ausfindig zu machen.
Sie legte auf, und einen Moment lang herrschte Stille im Wagen.
Der Staatsanwalt ergriff schließlich das Wort. »Katharina Seydel ist also als Jugendliche einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Möglicherweise hatte Lauer schon damals etwas damit zu tun.«
Jennifer antwortete nicht sofort. »Erinnern Sie sich an die Todesanzeige von Katharina an der Pinnwand in Lauers Bunker?«
»Ja.«
»Das Wort ›Tochter‹ war unterstrichen.«
Grohmann öffnete den Mund, ein paar Sekunden lang sagte er jedoch nichts, während er mit gerunzelter Stirn auf die Fahrbahn hinausstarrte. »Sie meinen, Lauer könnte Charlottes Vater sein?«
»Es passt alles zusammen. Er war schon damals ein Sexualverbrecher. Irgendetwas ist Katharina Seydel zugestoßen. Er scheint eine besondere Verbindung zu ihr zu haben. Charlotte wurde im selben Jahr geboren.«
Dieselben Schlussfolgerungen hatte Grohmann bereits gezogen. »Verdammt. Das ist so … mir fällt überhaupt kein Wort dafür ein.«
»Mir auch nicht«, stimmte Jennifer ihm zu. »Wenn wir recht haben, bleibt nur die große Frage: Was bedeutet das für Charlottes Schicksal?«
Die Frage schien die ohnehin bereits schwere Luft im Wagen noch einmal zu verdichten.
Weder Grohmann noch Jennifer Leitner wagten zu hoffen, dass Lauers Vaterschaft irgendetwas in ihm bewegen oder an Charlottes Los etwas ändern würde. Vielleicht würde er auf die sexuelle Gewalt verzichten, was jedoch umso schneller den Tod der jungen Frau bedeuten würde.
Grohmann gestand es sich nicht gerne ein, doch um Charlotte Seydels Leben willen hoffte er, dass ihr Vater nicht zu früh das Interesse an ihr verlor. Es war ein grausames Gefühl, das unbändige Wut in ihm schürte.
Gerade als sie die Autobahn verließen, erreichte sie ein weiterer Anruf. Peter Möhring hatte es geschafft, die Karlsruher Kollegen davon zu
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