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Mach doch - Roman

Mach doch - Roman

Titel: Mach doch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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Kapitel 1
    Lauren Perkins’ rotes Cabrio wirkte vor der psychiatrischen Abteilung der Justizvollzugsanstalt von Bricksville nicht weniger fehl am Platz als in Perkins, Massachusetts, der kleinen Stadt, die ihre Ahnen einst gegründet hatten. Sie parkte den Porsche an der üblichen Stelle vor dem Gefängnis. So oft, wie sie im vergangenen halben Jahr hier gewesen war, hätte man eigentlich inzwischen ein Schild mit ihrem Namen anbringen können. Sie begrüßte den Wachposten am Eingang mit einem Winken und steuerte auf das alte Gebäude zu, in dem ihre Schwester Beth untergebracht war. Dabei musste sie wie immer den neuen Trakt passieren, der gerade errichtet wurde. Mittlerweile kamen ihr sogar einige der Bauarbeiter mit ihren Schutzhelmen bekannt vor. Wie immer beäugte der eine oder andere sie und ihren Sportflitzer mit einer Mischung aus Begierde und Neid. Fehlte nur noch, dass ihr einer nachpfiff. Doch sie nahmen sich zusammen, zweifellos eingeschüchtert durch die Tatsache, dass sie sich auf dem Gelände eines Gefängnisses befanden.
    Lauren hätte ihnen am liebsten den Mittelfinger gezeigt.
Sie hatte sich sowohl in Dritte-Welt-Ländern als auch im Shopping-Dschungel von Manhattan durchgeschlagen, und es gab weiß Gott nicht viel, das ihr Beklemmung verursachte. Doch in dieser Umgebung fühlte sie sich mehr als unbehaglich. Entsprechend ungern kam sie hierher.
    Dass sie es trotzdem tun musste, verdankte sie Beth und ihren kriminellen Machenschaften. Ihre Schwester war vor etwa einem Jahr unter anderem wegen Brandstiftung eingewiesen worden und befand sich seither in der psychiatrischen Abteilung in Bricksville. Lauren tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie es kurz und schmerzlos machen würde, genau wie sie es sich für ihren Aufenthalt im Haus ihrer Großmutter vorgenommen hatte.
    Paris wartete schon auf sie, und nichts würde sie davon abhalten, persönlich anwesend zu sein, wenn ihre Kleiderkollektion der Welt zum ersten Mal präsentiert wurde. Sie hatte ihre Entwürfe an Galliano verkauft, und nun hatte sie noch ein paar Wochen Zeit, um das alte viktorianische Haus ihrer Großmutter für die Veräußerung vorzubereiten. Danach würde sie nach Paris fliegen, um der Modenschau höchstpersönlich beizuwohnen. Und dann konnte sie nur noch hoffen und beten, dass ihre Kreationen ein durchschlagender Erfolg wurden.
    Die Haute Couture Fashion Week in Paris, das war der Traum jedes Modeschöpfers. Darauf hatte Lauren die vergangenen fünf Jahre hingearbeitet. Sie hatte eine Modeschule in der City absolviert, hatte die kuriosesten
Jobs angenommen, um sich die Ausbildung zu finanzieren, und nachts an ihren Entwürfen gearbeitet. Sie hatte sich diese Chance redlich verdient, und sie freute sich riesig über ihr Glück. Trotzdem fühlte es sich so an, als würde sie ihre Schwester im Stich lassen. Aber sie hätte ohnehin nicht viel mehr für Beth tun können, als sie bereits tat.
    Um das Haus ihrer Großmutter für den Verkauf in Schuss zu bringen, hatte Lauren ihr Leben in New York vorübergehend aufgeben und nach Perkins ziehen müssen. Ihre Eltern waren nämlich wie üblich der Ansicht gewesen, dass ihre Tätigkeit für diverse Hilfsorganisationen wichtiger war als die materialistisch orientierten Aktivitäten ihrer Tochter. Dass sich diese Aktivitäten allmählich zu einer erfolgreichen Karriere gemausert hatten, war in ihren Augen unerheblich.
    Ihre Eltern hatten nie nachvollziehen können, warum Lauren und Beth nicht in ihre Fußstapfen treten wollten. Sie erachteten ihre Arbeit im Dienste der Menschheit für so bedeutend, dass sie es selbst jetzt noch immer nicht für nötig hielten, sich um Beth zu kümmern. Sie hatten sie nur ein einziges Mal besucht.
    Lauren war noch immer nicht klar, was ihre Schwester vor etwa einem Jahr dazu veranlasst hatte, ein Gebäude in Brand zu stecken, in dem sich zahlreiche unschuldige Menschen befunden hatten. Heute hüllte sich Beth – nicht nur diesbezüglich – hartnäckig in Schweigen. Die Ärzte bezeichneten ihren Zustand lapidar als Apathie. Wenn man der Polizei glauben wollte, hatte Beth damals völlig hysterisch zu Protokoll
gegeben, sie habe es getan, um die schwindende Macht der Familie Perkins aufrechtzuerhalten. Im Grunde klang diese Erklärung für Lauren einleuchtend, denn viele Stadtbewohner konnten mit Geschichten davon aufwarten, wie ihre verstorbene Großmutter, die lange Bürgermeisterin von Perkins gewesen war, versucht hatte, mittels Erpressung,

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