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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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aber es bestand keine Notwendigkeit, es in aller Herrgottsfrühe zu tun. Eddie Davis würde nirgendwohin gehen. Und zum anderen, weil er jetzt noch eine Dienstmarke hatte, und diese Marke würde ihm Zutritt zu ihr verschaffen, ohne dass jemand Fragen stellte.
    In den weißen Laken wirkte sie wie eine geisterhafte Erscheinung – die Geräte, die ihre Vitalfunktionen überwachten, waren das Einzige, was auf Leben hindeutete. Sie starrte mit ausdruckslosem Gesicht und leerem Blick auf den Fernseher, der an der Decke hing. Sie sah sich die Today Show an. Ein Reporter von NBC stand auf dem Pershing Square und berichtete über den Vorfall, die Aufnahmen des Filmstudenten wurden gezeigt, und die Moderatorin fragte den Reporter mit besorgter Miene, ob irgendwelche unbeteiligten Passanten zu Schaden gekommen wären.
    »Ihre fünfzehn Minuten Ruhm fangen an«, sagte Parker und klopfte auf seine Uhr.
    Abbys Augen richteten sich auf ihn. Sie sagte nichts. Parker zog einen Stuhl neben das Bett und ließ sich darauf nieder.
    »Ich habe gehört, dass Ihre Prognose gut ist«, sagte er. »Sie können alle Gliedmaßen spüren.«
    »Ich kann meine Beine nicht bewegen«, sagte sie.
    »Aber Sie wissen, dass sie da sind. Das ist ein gutes Zeichen.«
    Sie sah ihn einen Moment lang schweigend an und überlegte, was sie sagen sollte. Ihr Blick wanderte kurz zum Fernseher und wieder zurück. »Danke, dass Sie gestern Abend bei mir geblieben sind. Das war sehr nett von Ihnen.«
    »Gern geschehen.« Er bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Sehen Sie? Ich bin nicht durch und durch schlecht.«
    »Sie sind ziemlich schlecht«, sagte sie. »Sie haben mich wie eine Verbrecherin behandelt.«
    »Dafür kann ich mich jetzt entschuldigen«, sagte Parker. »Aber es ist mein Job, misstrauisch zu sein. In neun von zehn Fällen liege ich damit richtig.«
    »Und im zehnten Fall?«
    »Schicke ich Blumen«, witzelte er.
    »Haben Sie den Fahrradkurier geschnappt?«
    Er nickte. »Er hatte nichts mit dem Tod Ihres Vaters zu tun.«
    »Er hat versucht, mir die Negative zu verkaufen. Ich dachte, er steckt mit Davis unter einer Decke.«
    »Warum wollten Sie sie haben?«
    »Sollte jetzt nicht besser mein Anwalt hier sein?«, fragte sie.
    Parker schüttelte den Kopf. »Es ist nicht gegen das Gesetz, Negative zu kaufen. Sind Sie darauf zu sehen?«
    »Nein.«
    »Hatten Sie irgendetwas mit der Erpressung zu tun?« Er war sich nicht sicher, dass es nicht so war. Ihr Verhalten in der ganzen Zeit ließ sie nicht gerade unschuldig aussehen.
    »Ich fand heraus, was Lenny vorhatte«, sagte sie. »Ich hätte nicht gedacht, dass er mich noch überraschen oder enttäuschen könnte. Ich habe mich geirrt.«
    »Es ist schlimm, wenn einem diese Lektion jemand erteilt, an dem einem etwas liegt.«
    »Ich wollte es nicht wahrhaben. Ich habe ihn zur Rede gestellt, ihn angefleht, der Sache ein Ende zu bereiten, als ob das etwas daran geändert hätte, dass er sich der Erpressung schuldig gemacht hatte. Er versprach es mir. Er sagte, er hätte sich dummerweise in
    diese Sache hineinziehen lassen, dass er Angst vor Eddie hätte.«
    »Wie ist es denn überhaupt dazu gekommen?«
    »Davis war sein Mandant. Er kam zu Lenny und gestand ihm den Mord, gab damit an. Er war der Meinung, dass Lenny nichts unternehmen könnte, weil er unter Schweigepflicht stand. Dann schlug er Lenny vor, ihm bei der Erpressung zu helfen. Er brauchte jemanden, der den Mund hielt und die Fotos machte.«
    »Und Lenny sagte Ja«, stellte Parker fest. »Die Aussicht auf das Geld war zu verlockend gewesen und/oder weil das Angebot von einem Verbrecher kam, der einen brutalen Mord begangen hatte, traute er sich nicht, Nein zu sagen.«
    Eine Krankenschwester kam ins Zimmer und warf Parker einen strengen Blick zu, um ihn zum Gehen zu bewegen, während sie die Geräte überprüfte und sich vergewisserte, dass mit Abby alles in Ordnung war. Die Erschöpfung auf Abbys Gesicht zeigte ihm, dass ihre Kräfte sie langsam verließen.
    »Hat Lenny Davis an den Staatsanwalt verpfiffen? Wollte er die letzte große Rate für sich allein?«
    Tränen glitzerten in ihren Wimpern. Das Gerät, das ihren Herzschlag überwachte, begann ein wenig schneller zu piepen. »Ich war es«, flüsterte sie mit schwacher, heiserer Stimme. »Ich dachte, wenn Giradello sich um Davis kümmern würde…«
    Dann wäre Davis wegen des Mordes an Tricia Crowne-Cole verhaftet worden. Auf den Negativen waren nur Davis und Diane zu sehen. Vielleicht hätten

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