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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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    Der Verkehr von L.A.
    Rushhour.
    Vier Stunden Rushhour und kein Ende. Jeder Angelino beeilte sich, nach Hause zu kommen, bevor der Himmel seine Schleusen öffnete und es zu schütten begann. Den ganzen Tag über hatte eine drückende bleierne Wolkendecke über der Stadt gelegen. Endloses diffuses Dämmerlicht in den Betonschluchten zwischen den Wolkenkratzern von Downtown. Die Luft elektrisch geladen vor Erwartung.
    In die Pedale treten. Hände fest um die Lenkergriffe geklam mert. Taube Fingerspitzen. Augen auf die Lücke zwischen einem Jaguar und einem FedEx-Transporter gerichtet. Schmerzende Oberschenkel. Steinharte Waden. Der Geschmack von Abgasen. Trockene, brennende Augen hinter der Schwimmbrille. Eine Tasche voller Blaupausen in Pappröhren auf dem Rücken.
    Aus dem Funkgerät, das wie ein Revolver an seinen Oberschenkel geschnallt war, kam ein Knistern und dann die heisere Stimme von Eta Fitzgerald, der Disponentin in der Zentrale. Er kannte ihren richtigen Namen nicht. Sie nannten sie Eta, weil es das war, was sie den ganzen Tag, jeden Tag, von ihr hörten: ETA ? ETA Sechzehn ? Zentrale an Jace. ETA ? Wo steckst du, Herz chen ?
    Ihm blieben drei Minuten, um es bis in das Planungsbüro im siebzehnten Stock eines Gebäudes zu schaffen, das noch mehrere Blocks entfernt lag. Der Wachmann am Empfang war ein Idiot. Er verriegelte Punkt sechs die Türen und scherte sich nicht darum, ob noch jemand draußen auf der Straße stand und hineinwollte. Der Kerl hätte ohne mit der Wimper zu zucken seine eigene Mutter da stehen lassen, falls er eine hatte, was Jace bezweifelte. Er sah aus wie etwas, das aus irgendeinem Erdloch gewachsen war. Ein menschlicher Giftpilz.
    Gewicht nach rechts verlagern. Knapp vor dem Jaguar einsche ren.
    Hinter ihm ertönte die Hupe des Jaguars, während er noch schneller in die Pedale trat, um ein paar Zentimeter Abstand zwischen sein Hinterrad und die Stoßstange des Wagens zu bringen. Die Ampel vor ihm war auf Gelb umgesprungen, aber der FedEx-Transporter gab noch einmal Gas. Jace fuhr rechts neben den Wagen, dann streckte er die Hand aus, hielt sich oberhalb des Radkastens fest und ließ sich von dem Transporter über die Kreuzung und weiter die Straße hinunterziehen.
    Er war der Meister des toten Winkels. Wenn der Typ hinter dem Lenkrad einen Fahrradkurier entdeckte und etwas gegen den blinden Passagier hatte, konnte es passieren, dass der Kurier, ehe er sich's versah, wie eine Fliege an der Windschutzscheibe klebte. Die Fahrer von FedEx waren für gewöhnlich cool. Simpatico. Von Kurier zu Kurier. Sie stellten beide die Verbindung zwischen Leuten dar, die es einen Dreck interessierte, wer sie waren, solange sie sich nicht mit einer Sendung verspäteten.
    Das Gebäude kam in Sicht. Jace warf kurz einen Blick über die Schulter, ließ den Transporter los und schwenkte nach rechts, quer über eine zweite Fahrspur, was erneut wütendes Gehupe nach sich zog. Er setzte zwischen einem Hydranten und einem Cadillac, der im Halteverbot stand, zum Sprung über die Gehsteigkante an. Die Beifahrertür des Wagens wurde genau in dem Augenblick aufgerissen, als das Fahrrad mit beiden Reifen in der Luft war.
    Scheiße!
    Jace riss den Lenker nach rechts und verlagerte sein Gewicht nach links, als das Fahrrad wieder auf dem Boden landete. Die alte Dame, die gerade aus dem Cadillac steigen wollte, schrie auf und fiel zurück auf den Sitz. Der Vorderreifen des Fahrrads traf hart auf dem Pflaster auf.
    Jace hielt sich auf seinem Rad wie eine Zecke auf dem Rücken eines Hundes. Er berührte die Bremsen kaum, aber es reichte, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen.
    Bloß keine Panik. Panik ist tödlich. Bleib cool, J.C. Du schaffst es. Konzentrier dich. Ganz ruhig.
    Er hielt die Augen auf sein Ziel gerichtet. Er konnte sehen, wie der Idiot von Wachmann mit den Schlüsseln in der Hand auf die Eingangstür zusteuerte.
    Scheiße!
    Panik. Nicht wegen der Gefahr, verletzt zu werden, sondern wegen der Gefahr, ausgesperrt zu werden. Den Kunden würde es nicht interessieren, dass er die Sendung viel zu spät losgeschickt hatte oder dass der Kurier um ein Haar von der Tür eines Cadillac niedergestreckt worden wäre. Wenn die Sendung nicht rechtzeitig ankam, war der Teufel los.
    Drei Meter vor der Tür sprang er ab und ließ das Rad auf den Boden fallen. Er hatte keine Zeit, es abzuschließen, er musste einfach hoffen, dass es noch da war, wenn er wieder herauskam. Er rannte zur Tür, stolperte, verlor

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