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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Auftritt.«
    »Ja.«
    »Aber du hast so viel dafür getan, um zurückzukommen, Kev. Und wenn sie erst mal aufgehört haben, sauer auf dich zu sein, werden sie merken, dass…«
    »Es ist mir egal, was sie irgendwann merken, Andi«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Es spielt keine Rolle mehr. Ich dachte, ich müsste etwas beweisen, und das habe ich auch getan, nämlich mir selbst. Jetzt gibt es nichts mehr, was ich noch beweisen müsste. Jetzt kann ich mich wieder etwas Neuem zuwenden.«
    »Wow«, sagte sie. »Das ist so ziemlich das Vernünftigste, was ich jemals jemanden habe sagen hören.«
    Vor den Türen des Gerichts entstand Unruhe und erfasste wie eine Welle die wartende Menge. Die Türen schwangen auf, und der zu Unrecht angeklagte unschuldige Mann erschien mit seinem Hofstaat. Parker hätte ihm am liebsten das dämliche Grinsen aus dem Gesicht geprügelt.
    Rob Cole verdiente eine Strafe ebenso sehr wie jeder andere Verbrecher in diesem System, aber die Presse, die ihn von seiner Verhaftung bis zum heutigen Tag mit Schmähworten überschüttet hatte, würde ihn jetzt als eine Art Helden feiern. Cole war genauso wenig ein Held wie irgendeiner dieser Trottel, die in einen Brunnenschacht fielen und auf Kosten des Steuerzahlers von einem riesigen Rettungsteam herausgeholt werden mussten. In beiden Fällen wäre der Trottel derjenige, der die Runde in allen Morgennachrichten und spätnächtlichen Talkshows machte. Er wäre zu Gast bei Larry King und würde in die Jury bei der nächs
    ten Wahl der Miss America aufgenommen werden.
    Was für ein Land.
    Die Pressekonferenz war kurz und ekelhaft. Parker stand neben Andi, direkt hinter einem Grüppchen Nachrichtenmoderatoren, von wo aus er alles sehen konnte. Dann trat Cole an den Rand des Podiums, um seine Bewunderer zu begrüßen und Autogramme zu geben.
    Parker beobachtete den Wahnsinn aus der Entfernung, sah zu, wie sich Frauen Cole an den Hals warfen, seinen Namen kreischten. Es drehte ihm den Magen um.
    Er wandte den Kopf nach rechts. Nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand eine große, attraktive Frau mit kurzen, braunen Haaren und wartete darauf, dass sie an der Reihe war, allerdings ohne zu kreischen. Sie schrie nicht, sie lächelte nicht, sie starrte Rob Cole einfach nur mit eiskalten, hellgrauen Augen an. Parker verspürte ein merkwürdiges Kribbeln im Nacken.
    Zu seiner Linken sagte Andi irgendetwas, und er musste sich zu ihr beugen und sie bitten, ihre Worte zu wiederholen.
    In diesem Augenblick zog die Frau mit den grauen Augen eine Pistole aus ihrer Handtasche, richtete sie auf Rob Coles Brust und begann zu schießen.
    Der überraschte Ausdruck auf Coles Gesicht war das, woran Parker sich später am deutlichsten erinnerte. Robbies glanzvoller Augenblick des Triumphs, und er wurde ihm verdorben, einfach so.
    Chaos brach aus. Leute schrien, rannten. Aus dem Augenwinkel sah Parker zwei Hilfssheriffs, die mit gezogenen Waffen angelaufen kamen. Jeder in der unmittelbaren Umgebung der Schützin hatte sich auf den Boden geworfen.
    Die Frau stand bewegungslos da, die Pistole in der Hand.
    Den Bruchteil einer Sekunde bevor einer der Hilfssheriffs abdrückte, stürzte Parker sich auf sie. Er warf sie flach auf den Boden. Die Pistole flog aus ihrer Hand. Jetzt schluchzte sie und sagte immer wieder: »Sehen Sie, was er mir angetan hat!«
    Eine anschließende Durchsuchung des Hauses von Rob Cole und Tricia Crowne-Cole förderte regalweise nicht jugendfreie Videos zutage. Auf den meisten davon war Cole mit anderen Frauen – darunter Diane und die brünette Frau – zu sehen, beim Sex, beim Abendessen, wie er jeder einzelnen von ihnen erzählte, sie sei seine Seelenverwandte, er habe noch niemals für jemanden das empfunden, was er für sie empfand. Wie er verletzlichen, von Sehnsucht erfüllten Frauen Versprechen gab, die er keine Sekunde einzuhalten gedachte.
    Und dann gab es noch die Bänder von Cole und Tricia, aufgenommen in ihrem Schlafzimmer. Cole nackt, Tricia in Reizwäsche, die für jüngere, schlankere Frauen gemacht war und in der sie lächerlich aussah. Tricia, wie sie die anderen Frauen nachäffte, Rob anflehte, sie zu lieben, bei ihr zu bleiben. Beide, lachend wie ein Paar Schakale.
    Und die Welt hatte einen neuen Skandal.
    Die Presse wollte wissen, warum die Bänder nicht schon bei der ersten Untersuchung des Mordes an Tricia aufgetaucht waren, aber damals hatte kein Anlass bestanden, danach zu suchen. Im Gegensatz dazu, was das Fernsehen dem

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