Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
ganz fest in den Arm genommen.
Und dann waren sie zu dem Baseballspiel gefahren.
Vielleicht wurde sie dafür bestraft, weil sie sich darüber gefreut hatte, dass Joey Pastorelli Ärger bekommen hatte. Und weil sie auch ein wenig froh darüber gewesen war, dass er sie geschubst und ihr T-Shirt zerrissen hatte. Schließlich waren sie anschließend zu dem Spiel gefahren, und sie hatte zusehen können, wie die Orioles die Rangers plattgemacht hatten. Oder sie hatte möglicherweise innere Verletzungen.
Sie wusste, dass es so etwas gab und dass man davon sterben konnte, weil sie es im Fernsehen gesehen hatte, eine ihrer und Xanders Lieblingsserien. Der Gedanke daran
rief einen weiteren scheußlichen Krampf hervor, der ihr Tränen in die Augen trieb.
Langsam kroch sie aus dem Bett, um zu ihrer Mutter zu gehen. Dann spürte sie etwas Nasses zwischen ihren Schenkeln.
Schniefend und peinlich berührt, weil sie sich womöglich wie ein Baby in die Hose gemacht hatte, schlich sie sich aus dem Schlafzimmer den Gang hinunter zum Bad. In dem Raum mit der pinkfarbenen Badewanne und den gleichfarbigen Fliesen zog sie ihr Ghostbusters-T-Shirt hoch.
Heiße Wogen der Angst überrollten sie, während sie auf das Blut an ihren Schenkeln starrte. Sie würde sterben. In ihren Ohren begann es zu rauschen. Als sich ihr Unterleib wieder zusammenkrampfte, öffnete sie den Mund, um zu schreien.
Und dann begriff sie.
Nicht der Tod, dachte sie. Und auch keine inneren Verletzungen. Sie hatte ihre Periode bekommen. Zum ersten Mal. Ihre Mutter hatte ihr alles darüber erzählt. Über die Eier, die Zyklen und darüber, wie man zur Frau wurde. Ihre Schwestern hatten beide ihre Periode jeden Monat, ebenso wie ihre Mutter.
In dem Schränkchen unter dem Waschbecken fand sie Binden. Mama hatte ihr gezeigt, wie man sie benützte, und sie hatte sich eines Tages im Bad eingeschlossen, um sie auszuprobieren. Sie wischte sich sauber und befahl sich, sich nicht wie eine Heulsuse zu verhalten. Es war nicht das Blut, das sie so ängstigte, vielmehr ekelte sie sich vor der Stelle, wo es herkam.
Aber sie war jetzt erwachsen. Erwachsen genug, um damit fertig zu werden, was ihre Mama als natürliche Sache bezeichnet hatte, als Frauensache.
Weil sie nicht mehr müde war und außerdem jetzt eine Frau, beschloss sie, in die Küche hinunterzugehen und
sich ein Gingerale zu holen. Im Haus herrschte brütende Hitze. »Hundstage« nannte ihr Dad das. Jetzt, da sie etwas geworden war, musste sie über vieles nachdenken; also nahm sie ihr Glas mit nach draußen, setzte sich auf die weißen Marmorstufen und grübelte, während sie an ihrem Getränk nippte.
Es war so ruhig, dass sie Pastorellis Hund auf seine für ihn typische harte, keuchende Weise bellen hörte. Die Straßenlaternen leuchteten, und sie hatte das Gefühl, als Einzige auf der ganzen Welt wach zu sein. Zumindest war sie im Moment die Einzige auf der Welt, die wusste, was in ihrem Körper geschehen war.
Sie trank einen Schluck und überlegte, wie es wohl sein würde, im nächsten Monat wieder zur Schule zu gehen. Wie viele der Mädchen hatten wohl im Sommer ihre Periode bekommen?
Jetzt würden ihr Brüste wachsen. Sie sah nach unten auf ihren Brustkorb und fragte sich, wie das wohl sein würde. Wie es sich anfühlen würde. Man spürte sein Haar und seine Fingernägel nicht wachsen, aber vielleicht war das bei Brüsten anders.
Unheimlich, aber interessant.
Begännen sie jetzt zu wachsen, hätte sie welche, wenn sie endlich ein Teenager war.
Sie saß auf den Marmorstufen, ein noch flachbrüstiges Mädchen mit schmerzendem Bauch. Ihr kurz geschnittenes honigblondes Haar kräuselte sich in der feuchten Luft, ihre Lider über den goldbraunen Augen wurden schwer. Auf der rechten Seite über ihrer Oberlippe hatte sie ein kleines Muttermal, und sie trug eine Zahnspange.
In dieser schwülen Nacht schien die Gegenwart absolut sicher, die Zukunft aber nur ein verschwommener Traum zu sein.
Sie gähnte und blinzelte schläfrig. Als sie aufstand, um wieder ins Haus zu gehen, schweifte ihr Blick die Straße
hinunter zum Sirico, dorthin, wo es schon vor der Geburt ihres Vaters gestanden hatte. Zuerst hielt sie das flackernde Licht in dem großen vorderen Fenster für eine Spiegelung. Hübsch, dachte sie.
Bei näherem Hinsehen schürzte sie die Lippen und neigte verwundert den Kopf zur Seite. Es sah nicht wirklich aus wie eine Reflexion oder so, als hätte jemand vergessen, beim Abschließen alle Lichter zu
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