Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Vielleicht ist es auch nur falscher Alarm. Aber sie hat ja zwei Ärzte, ihre Mutter und ihren Mann, die sich um sie kümmern. Sie kommt schon zurecht.« Bella hob die Hand und schüttelte dann den Kopf. »Ich wollte nicht so ungnädig klingen.« Sie warf das Geschirrtuch hin. »Aber irgendwie bin ich machtlos dagegen.«
»Wir sind alle müde, Bella. Niemand nimmt es dir übel.«
»Ich beneide sie. Nicht nur um die Gelassenheit, die sie trägt wie ein maßgeschneidertes Kostüm, sondern auch um die Blicke, die Jack ihr zuwirft. Man könnte dahinschmelzen. Ich missgönne ihr das alles nicht, ich hätte nur selbst gern ein bisschen davon.«
»Tut mir leid.«
»Jammern ist zwecklos. Ich habe es mir ja selbst eingebrockt.« Sie legte sich den Hand auf den Bauch.
»Bist du sicher?«
»Heutzutage kann man es herausfinden, praktisch bevor es passiert ist. Ich erwarte ein Kind. Ich bin absichtlich schwanger geworden. Das war dumm und vielleicht auch egoistisch von mir, doch nun ist es eben geschehen. Und ich bereue es nicht, dass ich ein Baby bekomme.«
»Hast du es Vince schon erzählt?«
»Er ist begeistert. Auch wenn er mich nicht so liebt, wie ich es mir wünsche, hat er Kinder sehr gern. Also wird er in nächster Zeit reizend und aufmerksam sein und sich mit seiner nächsten Affäre ein bisschen zurückhalten – sofern er nach deiner Standpauke überhaupt noch einen Seitensprung wagt.«
»Und wirst du glücklich sein, Bella?«
»Ich arbeite daran. Ich werde mich nicht scheiden lassen und all das aufgeben, was ich habe. Also werde ich das Beste daraus machen. Aber sag der Familie noch nichts. Fran soll ihr Baby bekommen, ohne dass ihr jemand die Schau stiehlt.«
Reena lächelte. »Du bist wie immer wunderbar, Isabella.«
Als Reena mit Bo nach Hause fuhr, betrachtete sie das Viertel durch das Wagenfenster. Wie sie vorausgesehen hatte, waren die Menschen früh unterwegs, gingen im Park spazieren oder joggten, spielten mit ihren Kindern oder führten ihre Hunde aus. Andere machten sich eilig auf den Weg zur Arbeit. Aus einer Bäckerei stieg Reena der Duft frischen Brotes in die Nase.
Selbst der feuchte Brandgeruch, der noch im Haus hing, konnte ihre Hochstimmung nicht dämpfen.
Sie nickte dem Polizisten zu, der vor dem Haus Posten stand.
»Ich brauche eine Mütze voll Schlaf. Anschließend gehe ich in die Kirche, um für O’Donnell eine Kerze anzuzünden«, meinte sie zu Bo. »Und du willst sicher zu Mrs M., O’Donnells Schwester.«
»Ja.« Er strich ihr über den Arm. »Aber erst später.«
»Ich komme mit, und ich würde mich freuen, wenn du mich zu dem Besuch bei seiner Frau begleitest. Doch zuerst muss ich rein.«
»Du schläfst bei mir, und danach zünden wir in der Kirche eine Kerze an und besuchen seine Familie. Allerdings solltest du dich im Krankenhaus untersuchen lassen.«
»Es ist nichts gebrochen, und die Verbrennungen sind nur zweiten Grades. Das heißt jedoch nicht, dass ich mir von Xander nicht ein paar bunte Pillen beschaffen werde. Doch momentan sehne ich mich nur noch nach einem Bett, und deines kommt mir da gerade recht. Aber zuerst muss ich da rein und mir alles ansehen.«
Als sie aufschloss, stieg ihr Rauchgeruch in die Nase, und sie bemerkte Rußflecken an der Wand. Schweigend ging sie die Treppe hinauf. Es krampfte ihr den Magen zusammen.
Das Feuer hatte den Rahmen der Schlafzimmertür verkohlt und sich über den Boden ausgebreitet. Ihre Frisierkommode war angesengt, das Holz wölbte sich, und das Brandmuster an der Wand zeigte, wie gierig die Flammen in Richtung Decke gezüngelt hatten.
Dann sah sie, wo Joeys Körper gestürzt war und die Flammen unter sich erstickt hatte.
»Am Anfang war er noch nicht verrückt, zumindest nicht so wie zum Schluss. Die Vergangenheit hat an ihm genagt und seinen Verstand und vielleicht auch seine Seele zersetzt. So wie ein Feuer Brennstoff verzehrt. Oder wie der Krebs, der seinen Vater zerfrisst. Und letztlich hat es ihn verschlungen.«
»Aber du warst nie der Anlass, sondern nur ein Vorwand.«
Erstaunt drehte sie sich zu Bo um. »Du hast recht. Mein Gott, du hast absolut recht. Und das fühlt sich in gewisser Weise an wie eine Absolution.«
Reena lehnte den Kopf an Bos Schulter. »Ich weiß, wie viel Glück ich gehabt habe, mit ein paar Beulen, blauen Flecken und Verbrennungen davonzukommen. Aber es macht mich traurig, wenn ich mir dieses Zimmer anschaue. Es war zwar nicht vollkommen, aber es war meins.«
»Das ist es immer noch.«
Weitere Kostenlose Bücher