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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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nördliche Grenze des Stadtgebiets von Santa Teresa bilden.
    Ich parkte meinen VW auf dem gekiesten Bankett und überquerte die zweispurige Straße. Das steil ansteigende Grundstück war noch völlig ungestaltet und bestand ausschließlich aus nacktem Lehm und Steinbrocken, zwischen denen sich vereinzeltes Unkraut angesiedelt hatte. Unten an der Straße stand ein großer Abfallcontainer, der bis zum Rand mit Bauschutt angefüllt war. Ein kleiner Schilderwald im Vorgarten verkündete die Namen des Bauunternehmers, des Malerbetriebs und des Architekten, obwohl sich Mrs. Purcell am Telefon beeilt hatte, mir zu versichern, dass sie die Pläne selbst ausgearbeitet hätte. Der Entwurf — wenn Sie ihn denn so nennen wollen — wäre auch vom Verteidigungsministerium gutgeheißen worden: eine undurchdringliche Ansammlung von Betonschachteln, die sich trutzig und schmucklos unter der matten Novembersonne auf der Anhöhe stapelten. Die Fassade war so glatt wie bei einem Bunker, ein brutaler Kontrast zu den weitläufigen Wohnhäusern im spanischen Stil auf den umliegenden Grundstücken. Irgendwo hinter dem Haus musste es eine Zufahrt geben, die zu Garagen und Stellplätzen führte, doch ich entschied mich für die Stufen, die in den kahlen Hügel gebaut worden waren. Um sechs Uhr war ich meine fünf Kilometer gejoggt, aber ich hatte mein freitagmorgendliches Krafttraining ausfallen lassen, um diesen frühen Termin einzuhalten. Jetzt war es gerade acht Uhr, und ich merkte, wie lahm ich mich die Treppen hinaufschleppte.
    Hinter mir hörte ich einen Hund bellen. Sein tiefes, kehliges Kläffen hallte durch das enge Tal. Offenbar war er aufgeregt. Eine Frau rief: »Trudy! Truuudyl«, während der Hund weiter bellte. Sie pfiff durchdringend, und ein junger Schäferhund kam über den Hügel getollt und raste mit vollem Tempo auf mich zu. Ich blieb stehen und wappnete mich gegen einen Ansturm matschiger Pfoten, doch in der allerletzten Sekunde erklang das Pfeifen erneut, und der Hund jagte davon. Ich stieg weiter Fionas breite Betonstufen hinauf, die zweimal die Richtung wechselten, bevor ich auf der obersten Terrasse mit ihrem Portikus aus glattem Kalkstein anlangte, der dem Vordereingang Schatten spendete. Mittlerweile brannte es mir in den Schenkeln, ich schnaufte und keuchte, und mein Herz machte Ratatatatat wie ein Maschinengewehr. Ich hätte schwören können, dass die Luft hier oben weniger Sauerstoff enthielt, aber in Wirklichkeit hatte ich nur eine Höhe von zwei Stockwerken erklommen und wusste, dass ich mich vermutlich nicht mehr als hundert oder hundertzwanzig Meter über Meereshöhe befand. Ich drehte mich um und tat so, als bewunderte ich die Aussicht, während ich um Atem rang.
    Von diesem luftigen Punkt aus konnte ich das breite, schimmernde Band des Pazifiks sehen, das sich in etwa acht Kilometer Entfernung an die Küste heftete. Der Tag war so klar, dass ich fast die Bergketten auf den vierzig Kilometer weit vorgelagerten Inseln abzählen konnte. Hinter mir spähten Wolken über die Berggipfel, eine schnell dahinziehende dunkelgraue Decke, die ein Gewitter ankündigte. San Francisco, sechshundert Kilometer weiter nördlich gelegen, bekam dessen Auswirkungen bereits zu spüren.
    Als ich endlich auf die Klingel drückte, atmete ich wieder normal und hatte mir die Angelegenheit, die ich hier besprechen wollte, noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Fiona Purcells Exmann, Dr. Dowan Purcell, wurde seit neun Wochen vermisst. Sie hatte mir durch Boten einen dicken, gelben Umschlag mit Zeitungsausschnitten überbringen lassen, in denen es um sein Verschwinden ging. Ich setzte mich in mein Büro, den Drehstuhl zurückgekippt und die Füße in den Sauconys auf die Schreibtischkante gestützt, um die Artikel zu studieren, die sie mir geschickt hatte. Sie hatte sie chronologisch sortiert, aber sonst auf jeden Kommentar verzichtet. Ich hatte die Geschichte in den Lokalzeitungen verfolgt, aber nie damit gerechnet, selbst mit dem Fall zu tun zu bekommen. Ich fand es hilfreich, alles noch einmal in dieser gebündelten Form vor mir zu sehen.
    Mir fiel auf, dass der Tenor der Berichterstattung im Lauf von neun Wochen nach den ersten zweiundsiebzig Stunden der Verblüffung in tagelange, fieberhafte Spekulationen übergegangen war und schließlich auf Dauer die Form angenommen hatte, die den aktuellen Stand der Ermittlungen wiedergab. Nichts Neues war ans Licht gekommen — nicht dass es je viel zu berichten gegeben hätte. Aus Mangel

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