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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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aus dem Pressecafé zurück sein sollte, da er anschließend ein Meeting hatte. Der Assistent war der Meinung,ich solle mir einen Termin geben lassen. Stattdessen schlich ich mich aus dem Theater und nahm ein Taxi zur Ecke Achte/Sechsundfünfzigste, wo direkt gegenüber dem Zeitungshaus das Universal Press Café lag.
    Richard Evans saß am Fenster, über einen Cafétisch gebeugt, der für seinen langen Oberkörper zu niedrig war. Er war tief in die Lektüre einer Tageszeitung versunken und warf mir nur einen kurzen Blick zu, als ich auf ihn zutrat.
    »Da drinnen gibt es noch mehr Tische«, sagte er und nickte mit dem Kopf zum hinteren Teil des Raums. Sein Haar wellte sich in den Spitzen und war noch dicht und blond, obwohl er über sechzig war.
    »Ich muss mit Ihnen sprechen. Mein Name ist Ally Cornwall, ich bin die Frau von Patrick Cornwall.«
    Richard Evans ließ die Zeitung sinken. Seine Augen waren hellblau, wie verwaschene Jeans, und durchdringend.
    »Ach ja, kommen Sie nicht irgendwo aus Ungarn? Patrick hat es mal erwähnt.«
    »Ich komme von der Lower East Side«, antwortete ich und ließ mich frech auf dem Stuhl gegenüber nieder. Das war meine Standardantwort, wenn mich jemand fragte, wo ich eigentlich herkäme. »Wir sind uns schon mal begegnet, auf dem fünfzehnjährigen Jubiläum der Zeitung.«
    »Jaja, natürlich.« Er lächelte halbherzig mit einem Mundwinkel. »Damals war Cornwall ja auch für den Preis nominiert.«
    »Aber er hat ihn nicht bekommen«, sagte ich, winkte den Mann herbei, der umherlief und die Tische abwischte, und bestellte einen Orangensaft.
    An jenem Abend hatte ich an Patricks Seite gestanden, in ein elegantes, smaragdgrünes Futteralkleid gezwängt, das ich mir aus dem Fundus des Theaters geborgt hatte, und seine Hand gedrückt, als die Gespräche verstummten und alle Blicke sich auf die Fernsehgeräte richteten. In Patricks Branche gab es nichts Bedeutenderes als den Pulitzerpreis. Seine Artikelreihe über den Polizeibezirk Prince George bei Washington hatte enormes Aufsehenerregt, und die Nominierung war das Größte, was ihm je passiert war. Am Ende hatte man aber doch einen anderen Namen verlesen als seinen. Der Preis für die beste investigative Reportage ging an einige Journalisten der New York Times , die interne Verstrickungen an der Wall Street aufgedeckt hatten. Anschließend hatte Patrick sich die Kante gegeben.
    Im folgenden Jahr hatte er vier Monate, zwei davon unbezahlt, darauf verwendet, die Verlierer der New Economy zu porträtieren. Es war eine aufrüttelnde Reportage, die mehrere Doppelseiten in The Reporter füllte, Debatten anregte und von Politikern zitiert wurde. Aber er wurde nicht noch einmal nominiert, was seither an seinem Selbstwertgefühl nagte.
    »Ich muss mit Ihnen über Patricks Auftrag reden«, sagte ich, »darüber, was er in Paris macht.«
    »Ist er etwa immer noch dort? Ich dachte eigentlich, er würde bald etwas liefern.«
    Richard Evans runzelte die Stirn und schob eine Ladung Rührei auf seine Gabel. Es war offensichtlich, dass er sein Frühstück lieber in Ruhe gegessen hätte.
    »Ich kann ihn nicht erreichen«, fuhr ich fort. »Er geht schon seit über einer Woche nicht mehr ans Handy.«
    »Man kann eben nicht immer zu Hause anrufen, wenn man vor Ort recherchiert«, erwiderte Evans und sah mich verstohlen über den Rand seiner Brille hinweg an.
    »Nein, das ist mir schon klar«, sagte ich. »Aber es ist ja nicht die Rede von den Tora-Bora-Höhlen, sondern von Paris, Europa. Wo es Telefone gibt.«
    Richard Evans drehte seine Gabel und betrachtete das aufgespießte Wurststück. Es glänzte fettig.
    »Jedenfalls scheint es eine teuflisch gute Story zu sein, an der er dort drüben dran ist. Er war sehr darauf erpicht, dass ich eine der Oktoberausgaben dafür freihalte, mit Cover und allem.«
    »Wovon handelt sie?«, fragte ich. »Die Reportage, meine ich.«
    Evans zog die Augenbrauen hoch. Ich schluckte. Es war peinlich,mir einzugestehen, wie wenig ich eigentlich darüber wusste, womit mein Mann sich beschäftigte.
    »Patrick achtet immer peinlich genau darauf, die Geheimnisse der Zeitung zu wahren«, fügte ich schnell hinzu. »Er spricht nie im Vorfeld über seine Reportagen.«
    Ich hatte wirklich versucht, mich zu erinnern. Im Rausch, am Telefon, hatte er von Tod und Teufelswerk gesprochen und von Menschen, die nichts wert waren. Er hatte mir von Cafés erzählt, die er in Paris besucht hatte, aber nicht, wen er dort interviewt

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