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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
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rundliche Waden und zarte, beinahe zerbrechliche Knöchel. Zerbrechlich wie Champagnergläser. Um den einen Knöchel trug sie ein winziges Goldkettchen. Meine Mutter hätte ein Wort für ihre Art zu gehen gehabt. Hoheitsvoll, hätte sie gesagt.
    Ich stellte mich vor, und wir gaben einander die Hand.
    »Ja, der Name ist mir bekannt«, sagte sie. »Ich heiße Bettý«, fügte sie hinzu. »Ich habe so viel Gutes über dich gehört.«
    Ich schloss meine Aktentasche und schaute sie an. Wieso hatte sie von mir gehört? Ich war erst vor einem Jahr aus dem Ausland zurückgekehrt und hatte eine eigene Rechtsanwaltskanzlei aufgemacht. Nur wenige von meinen Kunden, ich glaube zwei, standen in Verbindungmit meinem Interessengebiet, Fischerei. Alles andere war völlig uninteressant; Streitigkeiten in Mehrfamilienhäusern, Versicherungsquerelen nach Zusammenstößen, Erbstreitigkeiten. Besonders erfolgreich war ich nicht. Bis ich ihr begegnete. Sie behauptete, nur Gutes über mich gehört zu haben. Vielleicht log sie. Sie war exzellent vorbereitet, als sie wie eine Diva den Vortragssaal betrat. Der Ausschnitt des Kleides gab den Blick auf den kleinen Busen frei. Gold um den Champagnerknöchel. Vielleicht war das alles für mich inszeniert worden. Privatvorstellung.
    Bettýs ganz privater Tanz.
    Er kam später.
    »... Gutes über mich gehört?«, wiederholte ich. »Ich kann mir nicht vorstellen ...«
    »Vor allem wegen deines Spezialgebiets«, unterbrach sie mich.
    »Wieso weißt du über meine Ausbildung Bescheid?«, fragte ich. Ich versuchte, so zu lächeln, als fände ich das alles nur komisch und nicht etwa unnatürlich oder seltsam.
    »Mein Mann ist auf der Suche nach einem Rechtsberater«, sagte sie. »Wir suchen nach ...«, sie zögerte, bevor sie den Satz zu Ende führte, »... dem richtigen Geschäftspartner.«
    Sie hatte also einen Mann. Ich erinnerte mich plötzlich, die beiden zusammen auf der Titelseite eines Klatschblattes gesehen zu haben. Ein bekannter Großreeder in Nordisland.
    »Wie fandest du es, in den USA zu studieren?«, fragte sie.
    Die wenigen, die zu meinem Vortrag gekommen waren, verließen den Saal, während wir miteinander redeten. Nur ein Mann stand noch vor dem Podium, starrte zu uns herauf und schien darauf zu warten, dass Bettý zu einem Ende käme, aber als sich das Gespräch in die Länge zog, gab er es auf.
    »Woher hast du all diese Informationen?«, fragte ich und lächelte nicht mehr.
    »Ich habe deine Examensarbeit gelesen und fand sie hochinteressant. Und dann kam auch irgendetwas darüber in den Nachrichten, wenn ich mich richtig erinnere.«
    Sie erinnerte sich richtig. Alles, was sie tat, war richtig. Ich ging davon aus, dass sie mich wahrscheinlich seit der Zeit kannte, als meine Examensarbeit im Gespräch war. Sie erregte einiges Aufsehen, weil ich mich mit dem Einfluss des Quotensystems auf die regionale Entwicklung beschäftigt und begründet hatte, weswegen Reedereien besonders besteuert werden müssten. Ich hatte vergessen, wie klein Island ist. Eine Zeit lang berichteten die Medien tagtäglich über meine Forschungsergebnisse, und wegen der Interessenkonflikte innerhalb der Fischereiwirtschaft kam es zu Kontroversen und Beschimpfungen. Dieses Thema erhitzte die Gemüter dann genau so lange, bis jemandem einfiel, den Preis für Salatgurken zu erhöhen.
    »Hast du sie wirklich gelesen?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte Bettý.
    »Nicht gerade eine unterhaltsame Lektüre.« »Wer liest schon so was?«
    Wir lachten. Ich schielte aus den Augenwinkeln nach ihren Brustwarzen, was ihr keineswegs entging.

2
    A m schlimmsten ist die Stille.
    Einsamkeit und Stille und diese ganze endlose Zeit, in der nichts passiert. Ich habe keine Ahnung, wie lange die Untersuchungshaft jetzt schon dauert. Ich fragte meinen Rechtsanwalt, der vor zwei Tagen hierher kam, oder zumindest glaube ich, dass es vor zwei Tagen war, und er erklärte mir, wir seien in der zweiten Woche. Als säßen wir zusammen in Untersuchungshaft. Ich hätte am liebsten selbst meine Verteidigung übernommen, aber mit Verbrechen kenne ich mich nicht aus.
    Nur mit diesem einen.
    Die Zeit in dieser tiefen Stille verbringe ich damit, auf Geräusche zu achten. Zu horchen, ob jemand den Gang entlangkommt. Auf die Schritte der Gefängnisaufseher zu lauschen, die sehr unterschiedlich sind. Der Dicke tritt schwerer auf als die anderen, und manchmal hört man ihn schnaufen, wenn er an der Tür vorbeikommt. Er sagt nie einen Ton. Er macht die Tür

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