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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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der Direktor wieder, „ich
weiß nicht genau, um was ich Sie bitten möchte...“ Er deutete ein gezwungenes
Lächeln an. „Aber Sie müssen irgendwie beweisen, daß wir für diese
bedauernswerten Vorfälle keinerlei Verantwortung tragen. Höchst unangenehm, daß
jedesmal, wenn vergiftete Schokolade auftaucht, die Ware aus unserem Hause
kommt! Bald wird die Kundschaft unsere Erzeugnisse meiden wie die Pest... Die
Polizei hat in unserem Betrieb Ermittlungen angestellt, um den Mann ausfindig
zu machen, der das Gift in die Schokolade spritzt. Bisher leider ohne Erfolg...
Wir möchten, daß Sie die Sache in die Hand nehmen. Vielleicht haben Sie ja mehr
Glück.“
    „Monsieur Bonnier, ich bin hierhergekommen, um
Ihnen ein paar Fragen zu stellen. Steht ein gewisser Dr. Blouvette-Targuy mit
Ihrer Firma irgendwie in Verbindung? Der Name ist nicht alltäglich, man kann
ihn sich gut merken.“
    „Allerdings! Doch ich höre ihn zum ersten Mal.“
    „Danke. Eine andere Frage: Kommt die vergiftete
Ware aus ein und derselben Fabrik?“
    „Jawohl.“
    „Gut, dann wäre mein Auftrag hiermit erledigt.
Sie müssen mir nur noch einen Scheck für meine Bemühungen ausstellen. Die
Unschuld Ihres Unternehmens ist einwandfrei erwiesen. Sie und Ihre Mitarbeiter
haben mit den Vergiftungen nichts zu tun. Teilen Sie das bitte den Zeitungen
mit.“
    Alfred Bonnier hatte schon genug Sorgen. Er sah
mich an und fragte sich wohl, wie er auf diesen Scherz reagieren sollte. Er
entschied sich für ein Lächeln zu 1,95 FF. Knapp zwei Francs also, ein Betrag,
den man im Hause Gutt und Lambert nicht mal einem Bettler in die Hand zu
schieben wagte.
    „Sie stehen in dem Ruf, außerordentlich flink zu
sein“, sagte er zweideutig. „Es scheint zu stimmen. Aber ehrlich gesagt, ich
habe Mühe, Ihrem Tempo zu folgen. Vielleicht könnten Sie einige Erklärungen...“
    „Wir haben es mit einer Serie willkürlicher
Verbrechen zu tun“, dozierte ich. „Da der Mörder keinen bestimmten
Personenkreis im Auge hat, wäre es einfacher für ihn — angenommen, es ist einer
Ihrer Mitarbeiter — , das Gift direkt unter den Kakao oder den Zucker zu
mischen, als jede Schokokugel einzeln zu vergiften. Folglich muß man den Täter
außerhalb Ihrer Fabrik suchen.“
    „Das ist wahr, Donnerwetter!“ Der distinguierte
Monsieur Bonnier wurde lebhaft. „Daß da noch niemand drauf gekommen ist...“
    „Ach, es gibt noch vieles, auf das bisher
niemand gekommen ist“, erwiderte ich lächelnd. „Sehen Sie, Monsieur, diese
Giftmorde interessieren mich sehr. Wenn ich nun das System der Giftverteilung
entdecken würde, könnte ich bestimmt noch auf ganz andere Dinge kommen...
Immerhin ist es bemerkenswert, daß die vergiftete Ware von Ihnen ausgeliefert
wurde. Vergiftet nicht in Ihrer Fabrik, wohlgemerkt, sondern hinterher, nach
dem Herstellungsprozeß. Das ist genau der Punkt, an dem die Polizei nicht
weiterkommt. Es besteht keinerlei Zusammenhang zwischen den Opfern. Wer ist der
Mörder? Der oder die Mörder? Pablo Somosa? Der unbekannte Händler, der Irma
Denoyel bedient hat? Der Vater von Jean Tanneur? Der Großhändler? Keiner von
ihnen! Und trotzdem sind die Genannten alle das unfreiwillige Mordinstrument
eines intelligenten Verbrechers... Intelligent, jawohl! Er benutzt nämlich das
Gift der Dummen und Unwissenden: Arsen! Ich bin davon überzeugt, daß es sich um
einen Einzeltäter handelt, der nach einem ganz einfachen Plan vorgeht. Sagen
Sie, Monsieur Bonnier, es handelt sich doch um ganz bestimmte Ware, die in
Ihrem Luxusgeschäft nicht verkauft werden soll, oder?“
    „Ja.“
    „Um welche Art Ware handelt es sich?“
    „Ware, die aus dem einen oder anderen Grund
unserem Ruf schaden könnte: eine kaputte Schachtel, ein zerrissenes Band, eine
zerdrückte Tüte... Wir achten sehr auf die Präsentation unserer Erzeugnisse.“
    „Natürlich, Monsieur. Aber ich werde Ihnen jetzt
etwas Ungeheuerliches enthüllen, das bei näherem Hinsehen gar nicht so
ungeheuerlich ist. Es ist bei Ihnen sicherlich nicht üblich, Waren umzutauschen
oder zurückzugeben, nicht wahr?“ Entrüsteter Protest. „Und doch hat der
Verbrecher genau auf diesem Wege sein Gift in Umlauf gebracht. Er hat eine oder
mehrere Schachteln Pralinen gekauft, sie vergiftet und unter irgendeinem
Vorwand wieder an Sie zurückgegeben. Die Süßigkeiten gehen zurück in die
Fabrik, und zwar in das Lager, das für den Großhändler bestimmt ist. Später
landen sie dann in den kleinen Läden, in denen

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