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Toedliche Saturnalien

Toedliche Saturnalien

Titel: Toedliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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teilnehmen?«
    »Ist das nicht offensichtlich, Senator?« Sie lächelte wissend.
    »Sie sind unser Schutz. Wie ich bereits vorhin bemerkt habe, hast du keine Beamten mitgebracht, die mich verhaften und ins Gefängnis werfen wollen. Liegt das nicht genau an jenen so verabscheuungswürdigen Damen? Es sind nur die allervornehmsten. Und auch das ist eine uralte Tradition, Römer.
    Bei euren Saturnalien gibt es einen König der Narren. Diese Frauen spielen dieselbe Rolle, obwohl wir ihnen das nicht sagen.
    Und weil sie Frauen sind, entweiht ihre Anwesenheit unsere Riten nicht, so wie deine es getan hat.«
    »Aber es waren auch noch andere Männer da«, sagte ich.
    »Zumindest einer von ihnen war ein Römer.«
    »Außer dir waren keine Männer anwesend, Senator. Es waren vielleicht ein paar maskierte Gestalten zugegen, die ein wenig aussahen wie Männer. Sie haben Musik gemacht und unsere Feierlichkeiten bewacht.«
    »Wer war der maskierte Römer, der sich freiwillig gemeldet hat, mich zu töten, Furia?« fragte ich. »Ich kenne seine Stimme.
    Er ist keiner von euch und auch kein Angehöriger eures Volkes.«
    »Trotzdem ist er einer von uns«, entgegnete sie. »Er war es, der Harmodia gerächt hat.«
    Zum ersten Mal fiel schwacher Lichtschein in das Dunkel, das diese verwickelte, dämonenbehafteten Affäre umgab.
    »Er hat Ariston getötet?«
    »So ist es. Er sagte, er würde es auf römische Art erledigen und ihn dem Flußgott opfern.«
    Das ließ mich innehalten. »Du meinst, man hat ihn von der Sublicischen Brücke geworfen?« Ich hatte angenommen, daß Ariston die Fabricische Brücke zur Tiberinsel überquert hatte, wo viele Ärzte Roms ihre Quartiere hatten.
    »Ja, genau. Warum sollte ich ihn verraten? Er mag ein Römer sein, aber er hat unsere Schwester gerächt.«
    Ich beugte mich vor. »Das glaube ich nicht, Furia. Ich glaube, daß er derjenige war, der Ariston angeheuert hat, Celer zu vergiften. Ich glaube weiter, daß er auch Harmodia getötet hat, um seine Spur zu verwischen. Ariston war ein Feigling, der es vorzog, mit Gift zu morden, um sich die Hände nicht schmutzig zu machen. Aber dieser Römer liebt das Blutvergießen. Er hat erst Harmodia und dann Ariston getötet, um das letzte Glied zwischen sich und dem Giftmord zu zerstören, und sich damit zudem bei ihr eingeschmeichelt. Er ist ein schlauer Mann, Furia, schlauer noch als du und fast so schlau wie ich. Ich werde ihn finden und dafür sorgen, daß ihm Gerechtigkeit widerfährt, und wenn ich höchstpersönlich dafür sorgen muß.«
    Sie betrachtete mich lange mit kühlem, festen Blick. »Selbst wenn ich dir glauben würde, könnte ich dir seinen Namen nicht enthüllen«, sagte sie schließlich. »Ich bin durch einen heiligen Eid gebunden und darf einen Initiierten nicht an einen Außenstehenden verraten, selbst wenn er sich gegen die Götter versündigt hat.«
    Ich wußte, daß es zwecklos war, diese Entschlossenheit zu brechen. Ich stand auf. »Ich wünsche dir noch einen guten Tag, Striga«, sagte ich im Gehen. »Ich denke, daß ich noch vor Sonnenuntergang weiß, wer der Mann ist. Ich spüre es, genau wie du meine Zukunft in meiner Hand und meinem Blut gelesen hast.«
    »Einen Moment noch, Senator«, hielt sie mich zurück.
    Ich wartete.
    »Es war unser beider Blut. Sag mir eins: Seit ich dir das erste Mal begegnet bin, warst du wild entschlossen, Licht ins Dunkel zu bringen. Schon als du dieses Zelt vor ein paar Tagen betreten hast, warst du so, obwohl du auch Angst vor mir hattest. Aber jetzt bist du wütend. Warum?«
    Ich dachte einen Moment über meine Gefühle nach. »Ich war entschlossen herauszufinden, wer Celer getötet hat, weil er mein Verwandter und ein Bürger dieser Stadt war. Aber Römer meines Standes haben sich seit Jahrhunderten gegenseitig umgebracht, und manchmal kommt es mir so vor, als verlangten wir danach, getötet zu werden. Wut ist in diesen Fällen genauso sinnlos wie Wut auf einen feindlichen Soldaten, der aus Pflicht und Gewohnheit tötet. Außerdem wollte ich sichergehen, daß eine Frau nicht zu Unrecht angeklagt wird, obwohl an ihren Händen reichlich Blut klebt und ihr Bruder mein Todfeind ist.«
    Ich überlegte kurz, was letztlich meine Wut provoziert hatte.
    »Euer maskierter Trommelschläger, dieses römische Schwein, hat einen wertlosen Menschen getötet. Aber er hat es in Verhöhnung eines unserer ältesten Rituale getan: er hat ihn am 14. Mai, wenn die heiligen argei, die Strohpuppen, geopfert werden, von der

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