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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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also noch eine Chance. Komisch, als ich in der Arena die Beeren hervorholte, dachte ich nur daran, wie ich die Spielmacher überliste, nicht, wie meine Handlungen im Kapitol ankommen würden. Aber die Hungerspiele sind ihre Waffe und keiner soll sie schlagen können. Im Kapitol werden sie nun also so tun, als hätten sie die ganze Zeit alles im Griff gehabt. Als hätten sie das ganze Ereignis gesteuert, bis hin zu dem doppelten Selbstmord. Und das funktioniert natürlich nur, wenn ich mitspiele.
    Und Peeta ... Wenn es schiefgeht, wird auch Peeta darunter leiden. Aber was hat Haymitch gesagt, als ich ihn fragte, ob er Peeta die Lage ebenfalls erklärt habe? Damit Peeta versteht, dass er unbedingt so tun muss, als wäre er hoffnungslos in mich verliebt?
    »Muss ich gar nicht. Er macht das ganz von allein.«
    Was soll das heißen? Dass er mir im Mitdenken wieder mal voraus ist? Und begreift, in welcher Gefahr wir uns befinden? Oder ... dass er bereits hoffnungslos verliebt ist? Ich weiß es nicht. Ich habe noch nicht mal angefangen, meine Gefühle für Peeta zu sortieren. Es ist zu kompliziert. Was ich im Rahmen der Spiele getan habe. Im Gegensatz zu dem, was ich aus Wut auf das Kapitol getan habe. Oder weil es auf die Leute in Distrikt 12 wirken sollte. Oder einfach deshalb, weil es das einzig Vernünftige war. Oder was ich getan habe, weil Peeta mir wichtig war.
    All diese Fragen werde ich zu Hause entwirren müssen, in der friedlichen Stille des Waldes, wo niemand zusieht. Bestimmt nicht hier, wo aller Augen auf mich gerichtet sind. Ein Luxus, den ich noch lange nicht genießen werde. Denn jetzt beginnt der gefährlichste Teil der ganzen Hungerspiele.
     

27
     
    Die Hymne dröhnt in meinen Ohren, dann höre ich, wie Caesar Flickerman die Zuschauer begrüßt. Ob er weiß, wie wichtig es ist, von jetzt an jedes Wort richtig zu wählen? Bestimmt. Ganz sicher wird er uns helfen wollen. Die Menge applaudiert, als die Vorbereitungsteams präsentiert werden. Ich stelle mir vor, wie Flavius, Venia und Octavia herumspringen und lächerliche Verbeugungen machen. Todsicher haben sie keine Ahnung. Dann hat Effie ihren Auftritt. Wie lange hat sie wohl auf diesen Augenblick gewartet? Ich hoffe, sie kann ihn genießen, denn so töricht Effie sein kann, für bestimmte Dinge hat sie einen sicheren Instinkt; sie muss zumindest einen Verdacht haben, dass wir in Schwierigkeiten sind. Portia und Cinna ernten riesigen Jubel - verdientermaßen, denn sie waren genial, ein umwerfendes Debüt. Jetzt verstehe ich, warum Cinna sich für dieses Kleid entschieden hat. Ich soll so mädchenhaft und unschuldig wie möglich wirken. Als Haymitch erscheint, bricht ein Getrampel los, das mindestens fünf Minuten anhält. Immerhin hat er eine Premiere vorzuweisen. Er hat nicht nur einen, sondern zwei Tribute durchgebracht. Was wäre, wenn er mich nicht rechtzeitig gewarnt hätte? Würde ich mich anders verhalten? Die Sache mit den Beeren an die große Glocke hängen, auf Kosten des Kapitols? Nein, ich glaube nicht. Aber gut möglich, dass ich längst nicht so überzeugend wäre, wie ich jetzt sein muss. Jetzt und hier. Denn in diesem Augenblick hebt mich die Scheibe auf die Bühne.
    Blendendes Licht. Bei dem ohrenbetäubenden Gebrüll wackelt die Scheibe unter meinen Füßen. Plötzlich ist da Peeta, nur ein paar Meter entfernt. Er sieht so sauber und gesund und schön aus, dass ich ihn fast nicht wiedererkenne. Aber sein Lächeln ist das gleiche, ob im Schlamm oder im Kapitol, und als ich es sehe, stürme ich auf ihn zu und werfe mich ihm in die Arme. Er schwankt rückwärts und verliert fast das Gleichgewicht und da erst fällt mir auf, dass die schlanke Metallvorrichtung in seiner Hand ein Gehstock ist. Er richtet sich auf und wir schmiegen uns aneinander, während die Zuschauer ausflippen. Er küsst mich und die ganze Zeit denke ich:
Weißt du Bescheid? Weißt du, in welcher Gefahr wir schweben?
Zehn Minuten geht das so, dann tippt Caesar Flickerman ihm auf die Schulter, um die Show fortzusetzen, aber Peeta schiebt ihn einfach nur weg, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Die Menge rastet aus. Ob bewusst oder nicht, Peeta gibt ihr wieder einmal genau das, was sie will.
    Schließlich trennt Haymitch uns und schiebt uns gutmütig zum Siegerstuhl. Normalerweise ist das ein einziger, verschnörkelter Sessel, auf dem der siegreiche Tribut sitzt und einen Film mit den Höhepunkten der Spiele anschaut, aber da es diesmal zwei Sieger gibt, haben die

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