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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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nicht? Mir geht's gut. Doch als ich mich jetzt endgültig aus dem Band winden will, spüre ich, wie aus einem der Schläuche eine kalte Flüssigkeit in meine Adern sickert, und verliere fast augenblicklich das Bewusstsein.
    Dies wiederholt sich mehrmals über eine unbestimmte Zeitspanne. Aufwachen, Essen und Ausgeschaltetwerden, selbst wenn ich keine Anstalten mache, aufzustehen. Es ist, als befände ich mich in einem ständigen Dämmerzustand. Nur ein paar Sachen registriere ich. Dass das rothaarige Avoxmädchen nicht wiedergekommen ist, dass meine Narben verschwinden und dass - oder fantasiere ich das? - ein Mann schreit. Nicht mit dem Akzent des Kapitols, sondern im raueren Tonfall meines Heimatdistrikts. Und ich habe unwillkürlich das vage, tröstliche Gefühl, dass jemand über mich wacht.
    Schließlich komme ich wieder zu mir und die Kanülen im rechten Arm sind verschwunden. Das Band um meinen Rumpf ist weg, ich kann mich frei bewegen. Ich versuche mich aufzusetzen, als mein Blick auf meine Hände fällt und ich stutze: Die Haut ist vollkommen, zart und schimmernd. Die Narben sind spurlos verschwunden, aber nicht nur die aus der Arena, sondern auch die von den vielen Jahren des Jagens. Meine Stirn fühlt sich an wie Seide und sogar nach der Brandwunde an meiner Wade taste ich vergebens.
    Ich strecke die Beine aus dem Bett, ein bisschen nervös, weil ich nicht weiß, ob sie mein Gewicht tragen werden, aber sie sind stark und zuverlässig. Beim Anblick der Kleidungsstücke, die am Fuß des Bettes liegen, zucke ich zusammen. Es ist die Kluft der Tribute, wie ich sie in der Arena getragen habe. Ich starre die Kleider an, als ob sie Zähne hätten, bis mir einfällt, dass ich in dieser Aufmachung meinem Team gegenübertreten muss.
    In weniger als einer Minute bin ich angezogen und zappele vor der Wand herum, wo ich die Tür vermute, auch wenn ich sie nicht sehen kann, bis sie sich plötzlich öffnet. Ich betrete einen weiträumigen, verlassenen Flur, der scheinbar keine weiteren Türen besitzt. Doch da müssen welche sein. Und hinter einer davon muss Peeta sein. Jetzt, da ich bei Bewusstsein bin und mich bewege, überwiegt die Sorge um ihn. Er ist ganz sicher wohlauf, sonst hätte das Avoxmädchen es nicht gesagt. Aber ich muss ihn mit eigenen Augen sehen.
    »Peeta!«, rufe ich, weil niemand da ist, den ich fragen könnte. Als Antwort höre ich meinen Namen, aber es ist nicht seine Stimme. Die Stimme macht mich erst ärgerlich, dann ungeduldig. Effie.
    Ich drehe mich um und sehe, dass sie allesamt in einem großen Raum am Ende des Flurs warten: Effie, Haymitch und Cinna. Da renne ich los. Möglich, dass eine Siegerin mehr Zurückhaltung, mehr Überlegenheit an den Tag legen sollte, besonders wenn sie weiß, dass sie gefilmt wird, aber das ist mir egal. Ich renne los und werfe mich zu meiner eigenen Überraschung zuerst Haymitch in die Arme. »Gute Arbeit, Süße«, flüstert er mir ins Ohr und es klingt nicht mal sarkastisch. Effie ist den Tränen nahe, tätschelt ununterbrochen meinen Kopf und redet davon, dass sie jedem erzählt habe, was für Goldstücke wir sind. Cinna drückt mich nur ganz fest und sagt kein Wort. Dann fällt mir auf, dass Peeta nicht da ist, und ich werde unruhig.
    »Wo ist Portia? Bei Peeta? Er ist wohlauf, oder? Er lebt doch, nicht wahr?«, platze ich heraus.
    »Es geht ihm gut. Aber sie wollen euer Wiedersehen bei der Siegesfeier live übertragen«, sagt Haymitch.
    »Ach so«, sage ich. Der schreckliche Augenblick, als ich Peeta schon wieder für tot hielt, ist vorüber. »Das würde ich selbst gern sehen, glaube ich.«
    »Geh jetzt mit Cinna. Er muss dich fertig machen«, sagt Haymitch.
    Ich bin erleichtert, dass ich mit Cinna allein sein werde. Ich spüre seinen beschützenden Arm um meine Schultern, als er mich von den Kameras fortgeleitet, ein paar Gänge entlang zu einem Aufzug, der in die Eingangshalle des Trainingscenters führt. Dann befindet sich das Krankenhaus also tief unter der Erde, noch unter der Turnhalle, wo wir Knotenbinden und Speerwerfen geübt haben. Die Fenster der Eingangshalle sind verdunkelt, hier und da stehen Wachen. Sonst sieht uns niemand dabei zu, wie wir zum Aufzug der Tribute hinübergehen. In der Leere hallen unsere Schritte wider. Als wir in den zwölften Stock hinauffahren, kommen mir die Gesichter all der Tribute in den Sinn, die nie mehr zurückkehren werden, und die Brust wird mir eng und schwer.
    Die Aufzugtüren öffnen sich und ich werde von Venia,

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