Toedliche Spur
gerast ist. Meine Kollegen aus Malibu nannten es einen typischen Fall von Sekundenschlaf. Es kommt leider sehr häufig vor, dass Autofahrer sich überschätzen. Sie fühlen sich fit und glauben, sie könnten noch stundenlang fahren, ohne eine Pause einzulegen. Und dann schlafen sie ganz einfach am Steuer ein.«
»Gibt es inzwischen eine Spur vom Fahrer?«, fragte Justus unruhig.
»Ja. Heute Morgen ist in Malibu ein Leichnam angespült worden. Bisher ist er noch nicht identifiziert worden. Aber alles deutet darauf hin, dass es der Fahrer des Unfallautos ist.«
Im Leichenkeller
Justus schluckte.
»Mehr Informationen kann ich dir im Moment leider nicht geben, Justus. Aber ich habe noch eine wichtige Frage: Meine Kollegen suchen verzweifelt nach einem Verwandten von Morton, der die Leiche so schnell wie möglich identifizieren kann.«
»Morton kommt aus England. Ich weiß überhaupt nichts von seiner Familie. Er hat mit uns nie darüber gesprochen«, erwiderte Justus.
»Das ist dumm. Ich hatte mir von dir nähere Auskünfte erhofft.«
»Es gibt einen entfernten Cousin«, erinnerte Justus. »Mr Fred Hall. Wir hatten mal mit ihm zu tun. Inzwischen sitzt er allerdings im Knast.«
»Wie so viele Leute, mit denen ihr zu tun hattet«, murmelte Cotta. »Mal sehen, was die Kollegen dazu sagen, dass sie jemanden aus dem Gefängnis holen müssen, um mit ihm ins Leichenschauhaus zu fahren. Ich rufe dich an, sobald ich etwas Neues weiß.«
»Ja. Danke sehr, Inspektor. Auf Wiederhören.« Er legte auf und starrte den Telefonhörer an.
Peter seufzte. »Die ganze Zeit hatte ich gehofft, dass Morton vielleicht gar nicht tot ist, sondern nur aus dem Wagen geschleudert wurde. Ich wollte nicht wahrhaben, dass …« Er senkte den Kopf.
»Er war nie hier«, bemerkte Bob. »In all der Zeit, die wir ihn kennen, haben wir ihn kein einziges Mal hierher eingeladen. Warum eigentlich nicht?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich haben wir ihn niemals als das gesehen, was er war: ein Freund. Für uns war er immer nur der Chauffeur.«
Sie schwiegen betroffen. Nach einer Weile durchbrach Justus zögernd die Stille: »Meint ihr nicht … meint ihr nicht, dass an meiner Theorie doch etwas dran ist?«
»Hör auf damit, Justus!«, fuhr Peter ihn an. »Morton ist tot und alles, was dir dazu einfällt, ist ein detektivisches Abenteuer. Wie unsensibel bist du eigentlich!«
»Mir geht das genauso an die Nieren wie euch. Aber glaubt ihr wirklich, dass Morton am Steuer eingeschlafen ist? Nein! Es gibt keinen Zweifel. Vorgestern Nacht muss etwas passiert sein.«
»Und du möchtest herausfinden, was das ist«, vermutete Peter. »Ohne mich, Just. Morton hat es nicht verdient, dass wir seinen Tod wie einen unserer üblichen Fälle behandeln.«
»Aber wenn ich recht habe, sind wir es ihm schuldig, der Sache nachzugehen«, beharrte Justus.
Peter wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als das Telefon erneut klingelte.
»Justus Jonas von –«
»Ja ja, schon gut, hier ist noch mal Cotta. Ich habe eine Bitte an euch. Mortons Verwandter, dieser Mr Hall, ist nicht dazu bereit, sich den Toten anzusehen. Er sagt, er habe zu Morton schon seit Jahren keinen Kontakt mehr und würde ihn wahrscheinlich gar nicht wiedererkennen.«
»Und nun?«
»Wärt ihr bereit, nach Malibu zu kommen und den Leichnam zu identifizieren?«
Justus schluckte schwer. »Ist das … nötig?«
»Da Morton hier keine Verwandten hat – zumindest keine, die erreichbar sind –, kommen nur noch Freunde infrage. Und ihr wart doch so etwas wie Freunde, oder? Ich weiß, dass es hart ist, Justus, aber nur so haben wir Gewissheit.«
Der Erste Detektiv blickte unsicher zu seinen Freunden hinüber. Bob und Peter zuckten nur die Schultern.
»Na schön, Inspektor Cotta. Wir fahren hin.«
Die Fahrt nach Malibu in Bobs kleinem Käfer war eine Qual. Sie dachten alle drei das Gleiche und es herrschte nervöses Schweigen.
Schließlich hielt Peter es nicht mehr aus: »Wenn es wirklich Morton ist, den sie gefunden haben, dann bin ich nicht sicher, ob ich ihn sehen möchte.«
»Ich bin sicher«, sagte Bob. »Ich will nicht!«
»Reicht es nicht, wenn einer von uns reingeht?«, fragte Peter. »Justus, du als unser Erster Detektiv müsstest das eigentlich übernehmen.«
Justus nickte nur.
Sie erreichten ein Stück der Küstenstraße, von dem aus man direkt die Steilküste hinabsehen konnte. Bob blickte aus dem Seitenfenster in den Abgrund. Gut zwanzig oder dreißig Meter unter ihnen brachen
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