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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Wie du ihr an den Ort folgst, den du durch Blut verwandeln wirst. Ihr dämliches Vertrauen, dass Derek der Döskopf ihr schon nichts tun wird. Und der Blick in ihren Augen, wenn du dich umgedreht und sie – mit dem schlimmsten ihrer Alpträume in der Hand – angesehen hast.
    Bei der Wiederholung kommst du nie ganz bis zum Ende. Jedes Mal passiert es bei diesem Blick. Du erlebst den Moment, wenn ihnen alles klar wird, wenn die schreckliche Angst sie milchweiß werden lässt und deine Hand sich fester an deinen Schwanz presst. Dein Rücken wölbt sich, deine Hüften schnellen nach vorn, deine Lippen entblößen die Zähne, wenn du kommst. Und dann hörst du die Stimme, triumphierend und klangvoll, die dich für die Rolle lobt, die du bei dieser Läuterung gespielt hast.
    Das ist der beste Augenblick in deiner engen kleinen Welt. Andere Leute mögen das anders sehen, aber du weißt, was für ein Glück du hast. Du musst jetzt einfach nur hier raus, zurück zu der Stimme. Nichts sonst kann dir das ersetzen.

Zweiter Teil
       

Zehn Wochen später
    E r kann sich nicht an das erste Mal erinnern, als er die Stimme hörte. Inzwischen schämt er sich, dass er sie nicht gleich erkannt hat. Wenn er jetzt darüber nachdenkt, findet er es kaum zu glauben, dass er so lange gebraucht hat, um zu verstehen. Weil sie so anders war als die anderen Stimmen, die er jeden Tag hörte. Sie machte keine höhnischen Bemerkungen. Sie verlor nicht die Geduld mit ihm, weil er so langsam war. Sie behandelte ihn nicht wie ein dummes Kind. Die Stimme zollte ihm Respekt. Er hatte das noch nie erlebt, wahrscheinlich hatte er deshalb ihre Botschaft so lange nicht verstanden. Er brauchte eine Weile, bis er begriff, was ihm da geboten wurde.
    Jetzt kann er sich gar nicht mehr vorstellen, ohne die Stimme zu leben. Es ist wie Schokolade oder Alkohol oder Hasch. Die Welt würde auch ohne sie weitergehen, aber warum sollte man sich das wünschen? Es gibt Zeiten und Orte, da weiß er, dass er sie hören wird: die Nachrichten auf seinem Handy, die Minidiscs, die einfach so in der Tasche seines Parkas auftauchen, und wenn er spätabends allein ist und im Bett liegt. Aber manchmal kommt sie auch völlig unerwartet. Ein leichter Hauch auf seinem Nacken – und da ist sie, die Stimme. Als das zum ersten Mal passierte, hätte er sich fast in die Hose gemacht. Das wäre fast schief gegangen! Aber seit damals hat er viel dazugelernt. Jetzt weiß er draußen in der Öffentlichkeit, wie er reagieren muss, damit niemand ins Grübeln kommt, was mit ihm los sein könnte.
    Die Stimme macht ihm auch Geschenke. Na ja, andere Leute haben ihm in der Vergangenheit auch Sachen geschenkt, aber meistens war das wertloses oder schon gebrauchtes Zeug, das sie nicht mehr haben wollten. Die Stimme ist da ganz anders. Sie schenkt ihm Dinge, die nur für ihn sind. Dinge, die noch in Schachteln oder Tüten verpackt sind und gekauft und bezahlt wurden, nicht geklaut. Der Minidiscplayer zum Beispiel. Die Diesel-Jeans. Das Zippo-Feuerzeug mit dem Totenkopf und den gekreuzten Knochen, das sich so gut anfühlt, wenn er mit dem Daumen daran herunterfährt. Die Videos, die ihn auf Gedanken bringen, was er gern mit den Straßenmädchen machen würde, die er jeden Tag sieht.
    Als er fragte, warum, sagte die Stimme, weil er würdig sei. Das verstand er nicht. Und eigentlich versteht er es immer noch nicht. Die Stimme sagte, er würde sich die Geschenke verdienen, verriet aber nicht, auf welche Art und Weise, sehr lange nicht. Das war wahrscheinlich seine eigene Schuld. Er schaltet nicht so schnell. Er braucht eine Weile, bis er den Durchblick hat.
    Aber er freut sich, wenn er gefallen kann. Er erinnert sich, dass er das als eines der ersten Dinge gelernt hat. Die Leute zum Lächeln bringen, ihnen geben, was sie möchten, und schon hat man eine bessere Chance, nicht geschlagen zu werden. Also hat er gut aufgepasst, als die Stimme anfing, ihn zu unterrichten, weil er wusste, dass sie eher bei ihm bleiben würde, wenn sie zufrieden war. Und er will, dass sie bleibt, weil sie ihn froh macht. Es gibt nicht viele Dinge, die ihn jemals froh gemacht hätten.
    Deshalb hört er zu und versucht zu verstehen. Er weiß jetzt Bescheid über das Gift, das die Mädchen auf die Straße tragen. Er weiß, dass selbst die, die nett zu ihm sind, nur darauf aus sind, möglichst viel zu kriegen. Das macht Sinn, denn er erinnert sich, wie oft sie schon versucht haben, sich bei ihm einzuschmeicheln, damit er

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