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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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versuchte diese Frau noch anzukommen? Sie hatte ganz klar all ihre Berufserfahrung genutzt, um die perfekte Serie von Ausreden und Erklärungen für jeden Aspekt ihrer kriminellen Aktivität zu finden. Carol war an große Töne bei festgenommenen Kriminellen gewöhnt, aber sie wusste, dass dies weit über Angeberei hinausging – fast bis an die Grenze einer Art pervertierten Glaubwürdigkeit.
    Mit alldem hätte sie vielleicht noch leben können, wenn sie nur Paula nach Hause bekäme. Aber diese Aussicht schien jetzt nicht wahrscheinlicher als zu jedem anderen Zeitpunkt seit der Entführung.
    Müde richtete sie sich auf und ließ den Motor an, als ihr Telefon klingelte. »Carol Jordan«, sagte sie teilnahmslos.
    »Stacey«, sagte die Stimme. »Ich hab’s, glaube ich.«
    »Was haben Sie?« Carol wagte kaum, es zu glauben.
    »Wo Paula ist – eine Einzimmerwohnung in der Citron Lane, Temple Fields. Unter Carl Mackenzies Namen angemietet. Wir haben sie an dem Abend damals durchsucht, aber Sergeant Shields hat den Suchtrupp angeführt und erklärt, alles sei in Ordnung.«
    Carol spürte, wie die Aufregung ihr die Kehle zuschnürte. »Danke, Stacey«, brachte sie gerade noch heraus, bevor es ihr fast die Sprache verschlug. »Ich übernehme.« Sie legte auf und wählte Merricks Nummer. Keine Antwort. Wo war er nur, verdammt? Sie hatte jetzt keine Zeit, nach ihm zu suchen, aber sie würde ihn zur Schnecke machen, wenn er auftauchte. Noch leise wegen Merrick vor sich hin schimpfend versuchte sie es mit Kevins Nummer. Er nahm beim zweiten Klingeln ab. »Kevin – treffen Sie mich in Citron Lane 15, Temple Fields. Bringen Sie ein Team mit. Geht nicht rein, bis ich dort bin, ich wiederhole, nicht reingehen. Ist das klar?« Sie legte auf und griff mit der anderen Hand nach dem Funkgerät.
    »DCI Jordan. Einen Krankenwagen zur Citron Lane 15, Temple Fields. Ende.«
    Das Funkgerät rauschte, und ihre Anfrage wurde bestätigt. »Und ich brauche jemanden, der mit einem Bolzenschneider dort hinkommt«, fügte sie nachträglich hinzu.
    »Sagten Sie Bolzenschneider?«, fragte der Funker in der Zentrale.
    »Ja. So einen, mit dem man Handschellen durchschneiden kann.«

    Das Zimmer war im dritten Stock. Wie Stacey gesagt hatte, war Jan Shields dafür verantwortlich gewesen, dass das Haus hinter dem Tor in der Mauer als durchsucht und unverdächtig abgehakt wurde. Doch auch wenn es ihr nicht gelungen wäre, die Suche dort selbst durchzuführen, hätten ihre Kollegen die Wohnung in der Eile leicht übersehen können. Irgendwann hatte einmal jemand eine Doppeltür eingebaut. Wenn die Tür auf dem Treppenabsatz geöffnet wurde, sah man einen flachen Schrank mit staubigen Fächern. Erst wenn man genauer hinsah, entdeckte man ein Schlüsselloch und einen versenkten Türgriff in einem der Fächer. Das Haus stand auf der Liste von Immobilien, deren Mieter noch von den Hausbesitzern erfragt werden mussten. Noch einen Tag später, und sie hätten gewusst, dass Carl Mackenzie etwas mit dieser Wohnung zu tun hatte.
    Kevin Matthews und Sam Evans warfen sich gegen die innere Tür. Sie zerbarst, und Splitter und Staub flogen nach allen Seiten. Carol drängte sich vorbei und trat vor ihnen ein, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Auf den ersten Blick dachte Carol, sie seien zu spät gekommen. Paula lag reglos mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Das Zimmer stank nach Schweiß und Urin. »Nehmt ihr die Handschellen ab«, befahl Carol und riss die Ecke des Betttuchs hoch, damit sie Paulas Blöße damit bedecken konnte. Evans eilte mit dem Bolzenschneider in der Hand an ihr vorbei.
    »O Gott, Paula«, stöhnte er, als er den Bolzenschneider unter die Kette der Handschelle zwängte.
    Die Sanitäter drängten herein. Carol beugte sich über Paula und strich ihr über die Stirn. Ihre Haut war warm und fiebrig, und Carol frohlockte innerlich. Sie trat zurück, um die Sanitäter an ihre Arbeit gehen zu lassen, als das zweite Paar Handschellen unter Sam Evans’ kräftigen Händen aufsprang.
    »Wie geht es ihr?«, fragte sie die Sanitäter besorgt, die mit der Untersuchung angefangen hatten.
    »Sie lebt. Aber sie ist sehr schwach«, sagte einer, ohne den Blick von Paula abzuwenden.
    »Sehen Sie zu, dass da ja nichts schief geht«, sagte Carol und entfernte sich in Richtung Treppenabsatz. Sie holte ihr Telefon heraus und rief Tony an. Er nahm nach dem ersten Klingeln ab. »Tony, wir haben sie gefunden. Wir haben Paula gefunden.«
    »Lebt sie?«
    »Ja, sie

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