In The Army Now
1.
Das Geheimnis
Es war gegen Abend, als ich erfuhr, dass ich in die Armee einberufen wurde. Ich hatte draußen auf dem Feld gearbeitet und weil mich meine Eltern überraschen wollten, haben sie gewartet, bis ich wieder zurückkomme.
Ich öffnete die Tür und sah meine Geschwister grinsen, dann blickten sie meine Eltern an und meine Eltern sahen mich an. Meine Mutter hatte Tränen in den Augen, aber anders als sonst, wenn ein Kalb oder eine Nachbarin verstarb, sandten ihre Tränen diesmal Stolz und Würde aus.
„Was is t?“, habe ich sie gefragt. Mein Vater stand von der Bank auf, auf der er saß und Pfeife rauchte, und bat mich, ich sollte mich setzen. Er drückte seine Augen zusammen, so als ob er ebenso wie meine Mutter stolz auf mich wäre.
„Hier , mein Sohn, ein Brief für dich“, und seine alte und zitternde Hand deutete auf einen Brief auf dem Tisch hin. Meine Mutter hatte den Tisch feierlich gedeckt, das fiel mir erst jetzt auf. Blumenvase, das gute Geschirr, Kuchen und das Silberbesteck. Meine Geschwister sahen gierig den Kuchen an, der neben den Blumen stand.
Ich zog mir meine Schuhe aus. Ein wenig mulmig war mir zu Mute, warum waren sie so guter Laune, was wollten sie von mir? Meine Mutter schniefte in ein Taschentuch und rückte ihr Kop ftuch zurecht. Kurz dachte ich dran, vielleicht eine Zusage vom Mechaniker aus der Stadt bekommen zu haben, den ich vor über einem halben Jahr um Aufnahme bat, und anstatt es mir persönlich zu sagen, mich in seine Werkstätte aufzunehmen, verfasste er einen Lehraufnahmebrief.
Ich humpelte zum Tisch, weil ich eine Blase auf der Ferse hatte, und setzte mich.
„Was hast du?“, fragte mich meine Mutter, „warum gehst du so krumm, hast du dich verletzt?“
„Nur eine Blase auf der Ferse“, sagte ich ihr , und sogleich stand sie auf und sagte, sie hätte eine gute Salbe, die mir helfen werde. Ich staunte nicht schlecht, als meine Mutter vorschlug, die Salbe persönlich auf meinen Fuß aufzutragen und einzumassieren, das hatte sie noch nie von sich aus gemacht – warum jetzt?
Ich nahm den Brief und las darauf: EINBERUFUNGSBEFEHL. Kurz stockte mir der Atem; Sekunden ohne Luft, so musste sich ein Fisch fühlen, der an Land gespült wurde und der eifrig nach Wasser hechelte.
„Warum bist du so blass?“, fragte mein Vater, „freust du dich nicht?“
„Doch, doch!“, sagte ich zu ihm und wusste nicht welche Emotionen gerade in mir aufstiegen und ich durch mein Gesicht zeigte; ich denke kein Gefühl war in diesem Augenblick das richtige Gefühl. Ich war ein stattlicher junger Mann, ein Landjunge, der gut und gerne zur Arbeit ging. Aber ich war anders . Schon lange trug ich ein Geheimnis mit mir herum, das nicht gerade von Vorteil war … aber es musste nicht zu meinem Nachteil sein. – So hoffte ich.
Meine Mutter war inzwischen wiedergekommen und begann meinen Fuß mit der Salbe einzureiben und anschließend zu massieren. Die Salbe, die sie dick auf meine Ferse auftrug, roch stark antiseptisch. Mein Vater bückte sich nach vorne, legte seine Pfeife auf den Tisch nieder und begann den Kuchen aufzuschneiden und Kaffee einzuschenken. Noch nie hatte er dies für uns gemacht. Aber sie waren alle so stolz auf mich, dass ich in die Armee kam, dass alle Riten, die sich bei uns im Haus eingebürgert hatten, auf den Kopf gestellt wurden.
Ich öffnete den Brief und las, dass ich mich schon morgen zum Stützkommando aufmachen musste, der Stützpunkt hieß: L’omparde Dunè. „Ich muss schon morgen weg?“, sagte ich ein wenig verzweifelt. Mein Vater klopfte mir auf die Schultern und meine Mutter hatte mir sorgsam den Fuß eingeschmiert, der nun auf einem Kissen ruhte – an ein derartiges Umsorgen war ich nicht gewöhnt! Mein Vater sagte zu mir, dass ich mir für den Rest des Abends frei nehmen sollte, keine Arbeit mehr annehmen müsste, er würde den Rest für mich erledigen. Ich nickte, weil dieses Angebot niemals wieder kommen würde, so dachte ich jedenfalls.
Nachdem wir Kaffee und Kuchen zu uns genommen hatten, stand ich auf und wurde sofort von meinen zwei kleinen Geschwistern lieb gedrückt. Meine Mutter stand auch auf und mein Vater gab mir voller Zuversicht die Hand und schüttelte sie wie ein Geschäftsmann nach einem guten Vertragsabschluss.
„Du ehrst unsere Familie“, sagte er. Dann sprachen wir darüber, wo dieser besondere Stützpunkt denn sei. Mein Vater verlautbarte, dass er noch nie in seinem
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