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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Besonderheit bei der Plutoniumherstellung, und das macht auch die Verlockung des nahezu ungefährlichen Transports aus, zumal die Strahlung nur zehn bis zwölf Zentimeter weit reicht. Um durch Plutonium getötet zu werden, muß man also in die Nähe davon kommen. Nun ist Plutonium eines der stärksten Gifte, das wir kennen … ein Siebenundzwanzigmillionstel Gramm reicht aus, einen Menschen mit hundertprozentiger Sicherheit zu töten. Plutoniumpulver eingeatmet, erzeugt nicht nur Lungenkrebs, sondern lagert sich auch in Leber und Knochen ab. Folge: Leber- und Knochenkrebs und Leukämie. Die Strahlung zerstört die Zellen und schädigt das Erbgut. Der Körper verbrennt von innen. Zunächst spürt man keinen Schmerz, keine Anzeichen einer Krankheit. Das ändert sich nach fünf bis sechs Tagen! Die Haut rötet sich, es kommt zu Schleimhautentzündungen von Magen und Darm und unerklärbaren Blutungen. Das Krankheitsbild nach drei Wochen: Haarausfall, aufbrechende Geschwüre, Gehirn- und Kreislaufversagen … Rettung unmöglich!« Wallner blickte auf seine Zuhörer. Auf vielen Gesichtern entdeckte er Skepsis.
    »Sie fragen sich jetzt«, nahm er die Gedanken seiner Mitarbeiter auf, »welcher Idiot Plutoniumstaub einatmet? Wir alle sind diese Idioten! Stellen Sie sich vor, nur dreihundert Gramm – weniger als wir in München beschlagnahmen konnten – geraten in die Hände von Terroristen oder politischen oder religiösen Fanatiker. Diese dreihundert Gramm, aus einem gemieteten Sportflugzeug gestreut, reichen aus, um dreihundert Quadratkilometer in eine unbewohnbare Wüste zu verwandeln mit Millionen von Toten. Dreihundert Quadratkilometer entsprechen der Fläche von München! Mit vier Kilogramm, wie sie jetzt angeboten werden und die auch irgendwo herumliegen, könnte man lautlos, ohne spektakulären Atomknall, ganz Europa leerfegen. Das Einatmen des Plutoniumstaubes ist der endgültige Tod. Dies ist ein nicht einschätzbares Erpressungs- und Drohpotential, an das interessierte Kreise leicht herankommen können. Da braucht man keine vier Kilo für eine Plutoniumbombe. Plutoniumstaub in der Menge des Volumens eines Tennisballes kann bei der gesamten Weltbevölkerung Lungenkrebs auslösen. Und das wäre noch das harmloseste. Wir alle sind hilflos ausgeliefert, wenn der tödliche Staub auf uns niederrieselt. Merken Sie sich die Zahl: Ein Siebenundzwanzigmillionstel Gramm reicht für einen Menschen! Und Sie merken nichts, bis es zu spät ist. Das ist unsere Zukunft, nicht die Bombe!«
    Wallner packte seine Unterlagen zusammen und schloß den Aktendeckel.
    »Von all diesen Aspekten der Nuklearkriminalität ist die Öffentlichkeit noch nicht umfassend unterrichtet worden. Es war geheime Verschlußsache, um nicht eine weltweite Hysterie auszulösen. Fassen wir zusammen: Weltweit lagern über tausendfünfhundert Tonnen Plutonium 239. In Rußland genügend, um zweiundsiebzigtausend Atombomben zu bauen. Die Gefahr, unter Einsatz von Plutoniumstaub erpreßt zu werden, wächst. Der Atomschmuggel wird in den nächsten Jahren anwachsen, und wir können es nicht verhindern, solange noch ein Gramm in den Arsenalen lagert. In deutlichen Worten: Wir werden mit der Nuklearbedrohung leben müssen. Ich danke Ihnen, meine Herren!«
    Es dauerte vier Wochen, bis Dick Fontana von Colonel Curley hörte, sein Gesuch, zurück nach Washington zu kommen, sei bewilligt. Gleichzeitig wurden auch Victoria Miranda aus Moskau und Bill Houseman aus Tripolis abberufen. Mit dem Tod von Sybin war ihre Aufgabe erledigt … die kleinen Boten mit ihren paar Gramm Probematerial waren Sache der einzelnen Staaten und deren Polizei. Der große Unbekannte, der Boß der Bosse von Rußland, war enttarnt. Daß er tot, mit gespaltenem Schädel, in der Seine getrieben war, betrachtete man als Pech. Wichtig war allein, daß die Nuklearkriminalität einen großen Rückschlag erlitten hatte. Das ganze Umfeld der russischen Mafia mußte sich neu formieren, die Dealer gingen vorerst in Deckung.
    Weil niemand einen Besitzanspruch auf die Leiche stellte, wurde Sybin an die Pathologie der Universität von Paris überwiesen, wo er, freudig begrüßt, den Medizinstudenten als Anschauungsmaterial diente und Stück für Stück seziert wurde. Die angehenden Ärzte ahnten nicht, wen sie da auf dem Metalltisch zerschnitten. Auch der mächtigste Mann von Moskau war nur ein Mensch aus Muskeln, Adern und Knochen, alles andere hätte die Studenten auch nicht interessiert.
    Nur in einem irrte

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