Tödliches Abseits (German Edition)
Minuten später bedankte sich Brischinsky und schickte den Beamten zur Unterstützung der anderen Uniformierten auf den Bahnsteig.
»So.« Der Hauptkommissar sah auf den Personalausweis, den ihm Baumann reichte. »Michael Droppe, geboren am 9. Dezember 1977 in Dortmund, jetzt wohnhaft in Castrop-Rauxel in der Viktoriastraße 12.« Er gab Droppe den Ausweis zurück. »Was war denn los?«
»Ich weiß doch überhaupt nichts, Herr Kommissar, echt nich«, lallte Droppe und ließ Alkoholfahnen durch den Wagen wehen.
»Mann«, sagte Brischinsky und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Sie haben aber ganz schön getankt. Versuchen Sie mal, sich zu erinnern.«
»Dat mach ich doch schon die ganze Zeit. Echt. Ich bin mit den anderen in Gelsenkirchen innen Zug gestiegen, dann wohl eingepennt und durch den Grünen da draußen wach gemacht worden. Dann hab ich den Toten gesehen. Auf’m anderen Sitz. Dann bin ich hier rein gebracht worden und dann sind Sie gekommen. Dat is allet, echt Mann. Kann ich getz gehn?«
»Leider nicht. Kannten Sie den Toten?«
»Nie gesehn.«
»Sind Sie sich sicher?«
»Ich kenn den nich, echt.«
»Und Sie haben die ganze Zeit geschlafen? Auch nichts von der Schlägerei mitbekommen?«
»Wat für ’ne Schlägerei?«
Brischinsky antwortete nicht darauf. »Und was ist mit dem Blut an Ihrem Trikot?«
»Wat für ’n Blut?«
»Das da.« Brischinsky zeigte auf den blutverschmierten rechten Ärmel des Verdächtigen.
Droppe sah lange und auf die roten Flecken, schüttelte verwundert den Kopf und versicherte: »Echt. Dat weiß ich nich. Da weiß ich nix von, gar nix. In Gelsenkirchen war dat noch nich. Glaub ich jedenfalls.«
Der Leiter der Spurensicherung betrat den Wagon. »Herr Hauptkommissar, wir wären dann so weit ...«
»Einen Moment, Herr Droppe. Bin gleich wieder da.« Brischinsky ging zum Eingang. »Was Besonderes?«
»Der Tote heißt Klaus Kröger und wohnt in Dortmund. Sein Ausweis.« Er übergab Brischinsky den Personalausweis. Der blickte kurz auf das Dokument. Der Tote war erst neunzehn gewesen. Scheißspiel.
»Und hier die Mordwaffe.« Der Beamte überreichte ihm das in einem Plastikbeutel verpackte Messer. »Klapp-
messer. Können Sie in jedem Waffengeschäft kaufen.«
»Noch was?«
»Absolut saubere Fingerabdrücke auf dem Messergriff. Fast schon zu schön, um wahr zu sein.«
»Ach nee. Ist ja toll. Seien Sie so gut und nehmen Sie dem Besoffenen da vorne auch noch die Fingerabdrücke ab. Und ich hätte gerne einen Vergleich des Blutes auf seinem Trikot mit dem des Toten.«
»Kein Problem. Wir brauchen nur das Trikot. Ach ja, mit ziemlicher Sicherheit ist der Tote nicht beraubt worden«, ergänzte der Beamte. »Seine Geldbörse mit über 200 Mark war noch da, ebenso seine Scheckkarte und auch die Schlüssel. Wenn der Mörder was gesucht hat, war es auf jeden Fall kein Geld.«
»Interessant. Danke.« Der Hauptkommissar widmete seine Aufmerksamkeit wieder Droppe. Er hielt dem BVB-Anhänger das Messer hin, während der Beamte der Spurensicherung Droppe die Fingerabdrücke abnahm. »Kennen Sie dieses Messer?«
Droppe stierte abwechselnd auf das Klappmesser und auf die Finger seiner Hand, die nacheinander erst über eine Art Stempelkissen und dann über ein weißes Stück Pappe gerollt wurden. »Nee, echt nich. Nie gesehn.«
»Und Sie haben auch keine Ahnung, wem das Messer gehören könnte?«
»Nee, hab ich auch nich.«
Als sich Droppes Fingerabdrücke auf dem Papier befanden, nahm der Beamte der Spurensicherung eine Lupe, verglich die Abdrücke, die er von Droppe genommen hatte, mit denen, die auf dem Messergriff waren, und raunte dann Brischinsky zu: »Sehen sich sehr ähnlich. Genaueres kann ich aber erst ...«
»... im Labor feststellen, ich weiß. Das reicht mir aber.«
Der Hauptkommissar entschloss sich zu einem Bluff. Er drehte sich wieder zu dem Fußballfan hin. »Können Sie sich erklären, wieso Ihre Fingerabdrücke auf dem Messer sind, das Sie noch nie gesehen haben wollen?«
Droppe klappte der Unterkiefer hinunter und er schüttelte leicht den Kopf. Plötzlich sprang er auf, stieß Baumann und den Beamten der Spurensicherung zur Seite, rannte zur Tür und machte, ehe Brischinsky eingreifen konnte, einen Satz auf den Bahnsteig. Dort fiel er hin, rappelte sich wieder auf und versuchte, nachdem er erkannt hatte, dass ein Polizeibeamter den Ausgang sicherte, ans Ende des Zuges zu gelangen, um über das gegenüberliegende Gleis zu entkommen.
»Haltet den
Weitere Kostenlose Bücher