Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
Vom Netzwerk:
erklären. Manchmal fragte ihn einer wegen des Essens und dann sagte er ihm, dass er alles, was er benötigte, ausschließlich durch parenterale Ernährung erhalten würde: Aminosäuren, Traubenzucker, Eiweiß, Mineralstoffe, Insulin. Alles würde mit einer Geschwindigkeit von zwanzig Tropfen pro Minute intravenös zugeführt.
    Dieser hier fragte nichts mehr. Er war zu sehr mit seinem Tod beschäftigt. Er sagte: „Das klingt ja wie einemedizinische Utopie.“ Aber der Zorn war nun gewichen, der Ton anders.
    Michael bemerkte die Veränderung. Plötzlich wollte der Patient glauben. „Das tut es wohl“, gab er zu. „Aber wer konnte denn zum Beispiel vor ein paar Jahren ahnen, dass es gelingen würde, menschliches Leben in der Retorte zu erzeugen?“
    Die Augen des Kranken fixierten ihn wieder. „Gut, aber warum soll ich eines Ihrer Versuchskaninchen sein? Darauf läuft es doch hinaus, oder? Ein Experiment? Es gibt tausende Menschen in meiner Lage. Sie können bislang noch nicht sehr viel Erfolg gehabt haben. Ich habe noch nie von dieser Sache gehört und im letzten Jahr habe ich doch fast alles über neue Entwicklungen in der Medizin gelesen.“
    Michael wusste, dass diese Rede den Patienten ungeheure Anstrengung gekostet hatte. Der Mann musste Übelkeit verspüren, sein ganzer Körper war von der tödlichen Krankheit erfasst und betäubt von den Medikamenten, die die entsetzlichen Schmerzen bekämpfen sollten. Allein zu sprechen, ja bloß ein paar Worte zu sagen, war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit in dieser Situation.
    „Aus zwei Gründen“, antwortete er. „Erstens nehmen wir nur Menschen, die im Sterben liegen. Zweitens ist das Programm limitiert und unterliegt gewissen staatlichen Sicherheitsbestimmungen. Was Sie persönlich betrifft, so war es, ehrlich gesagt, reiner Zufall. Ihr Name wurde von einem Krankenhaus Verbundcomputer ausgeworfen.“
    Zum ersten Mal sprach Katherine Blair. Ihre Stimme war sanft und gleichzeitig bestimmt. „Ihre Chancen liegen bei mehr als achtzig Prozent. Wenn wir gleich beginnen.“
    Der Sterbende sah, wie sie mit dem Arzt einen Blick wechselte. Sie schien zu zögern.
    „Dann fangen Sie an“, sagte er. „Sie haben vielleicht noch Zeit, ich nicht.“
    Er fragte sich flüchtig, ob diese Frau, trotz Burgess’ professionellen, sicheren Auftretens, vielleicht doch stärker war als er, pragmatischer, und so seinen – möglicherweise größeren – Idealismus ergänzte. Oder vielleicht war sie auch ehrgeiziger. Trotz ihrer stillen Art schien sie die Verantwortliche zu sein.
    Michael sagte: „Gut. Wenn Sie sich einverstanden erklären, werden Sie Ihre Familie nicht mehr wiedersehen. Und auch keinen Ihrer Freunde. Niemals. Sie werden Ihre ,sterblichen Überreste‘ der Wissenschaft vermachen. Ihre Angehörigen werden darüber informiert, dass Sie gestorben sind; man wird ihnen einen versiegelten Sarg übergeben.“
    Er erhielt dieselbe Reaktion wie immer. Atemlose Stille. Vor Schrecken geweitete Augen. Der Gedanke an sofortige, unwiderrufliche Trennung entsetzte alle, genauso wie der Gedanke an den Tod selbst. Doch gleich darauf sah er, wie der Schock ein wenig nachließ und wieder ein Hoffnungsschimmer auftauchte. Aufgrund seiner Erfahrung konnte er die Gedanken des Sterbenden erraten. Noch zwei Jahre am Leben bleiben. Wer weiß, was noch alles geschieht? Vielleicht wird in dieser Zeit ein Mittel gegen Krebs gefunden …
    Dies war genau das, was der Sterbende dachte. Er blickte zu der Ärztin hinüber. Ihr Lächeln war voller Fürsorge. Plötzlich vertraute er ihr.
    „Wann soll es gemacht werden?“, fragte er. „Ist es eine Operation oder was anderes?“
    „Es ist zum Teil eine Operation“, antwortete sie. Siewar nähergekommen und legte ihre Hand auf die seine. Ihre Hand war kühl. „Und wenn wir es tun, dann muss es sofort geschehen, noch heute Abend. Sie werden all Ihre Kräfte brauchen, denn von jetzt an geht es mit Ihnen stetig bergab.“
    Etwas Stahlhartes fasste nach seinem Herzen. Wieder stockte ihm der Atem. Er brachte kein Wort heraus. Heute Abend? Nein! Es war unmöglich. Er versuchte zu denken. Der Tod stand ganz nahe vor ihm. Ein dunkler Schatten direkt an seinem Bett, der entsetzliche Schrecken, nicht mehr zu sein, die schwarze Bewusstlosigkeit für immer. Es gab keine Worte dafür. Jeden Morgen lag er bereits in Schweiß gebadet und musste seine Schreie unterdrücken. Und betete darum, ins Koma zu fallen. Er wollte den letzten Augenblick nicht erleben.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher