Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
Vom Netzwerk:
ohne einen Hauch von Gefühl durch den Rest seines Texts, was meinen Tod bedauerlicherweise wenigertragisch aussehen ließ. Na ja, wahrscheinlich sollte ich mich freuen, dass er sich überhaupt an seinen Text erinnerte.
    Als man mich endlich von der Bühne trug, wurde ich schon wieder von Astrid bedrängt.
    »Was sollte das denn, Eva?«, zischte sie.
    »Oh, irgendwas hat ihn abgelenkt. Morgen klappt es bestimmt besser«, flüsterte ich zurück.
    »Morgen wird er wohl kaum kommen!«
    »Jetzt mach mal halblang! So schlimm war es auch wieder nicht – ein paar verpasste Einsätze und ein bisschen zu viel Gestammel …«
    »Eva! Ich meine doch nicht Harry! Ich rede von Seth Leontis! Das war schon komisch und ich hatte echt Angst, als er rausgerannt ist …«
    »Seth?« Mir wurde ganz kalt ums Herz.
    »Ja, Mann!«
    »Was ist passiert, Astrid?«
    »Willst du etwa behaupten, du hättest wirklich die ganze Zeit die Augen zugekniffen?«
    »Äh – ja! Vielleicht bin ich angeblich tot?«
    »Stimmt … na dann … Als das Licht anging und wir anfingen, die Totenklage zu singen, ist Seth, tja, er ist aufgestanden und Richtung Bühne gestürmt  – als wollte er raufspringen und dich von der Gruft ziehen. Ruby wollte ihn zurückhalten, aber er hat sie abgeschüttelt. Dann haben ihn ein paar Jungs rausgeschafft.«
    »Oh, mein Gott!« Ich rang nach Luft.
    »Ruby ist natürlich direkt hinterher! Bis jetzt ist keiner zurückgekommen. Kapierst du das?«
    Nein, ich hatte keinen Schimmer und war völlig durcheinander. Außerdem hatte ich Angst. Bis zum Schlussapplaus hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit. Aber als die fast vorbei war, hatte ich mich keineswegs beruhigt. Im Gegenteil, ich war mit den Nerven am Ende. Es trug auch nicht gerade zu meiner Beruhigung bei, dass alle, die von der Bühne gingen, mich komisch ansahen und fragten, was zwischen Seth und mir sei.
    Als wir dann nach dem letzten Vorhang hinter die Bühne gingen, machte Will (Hamlet) mich von der Seite an.
    »Sag schon – läuft da was?«
    »Was meinst du, Will?«
    »Du und Seth – was läuft da?«
    »Lass stecken, ja, Will?«, fauchte ich ihn an und lief zur Mädchengarderobe.
    Kaum hatte ich mich umgezogen und abgeschminkt, wollte ich weg, doch Dr. Kidd war noch lange nicht fertig mit uns.
    »Wir treffen uns im Zuschauerraum – jetzt gleich!«
    Mist.
    Ich schlurfte rüber und setzte mich.
    »Eine tolle Premiere, Leute! Das Publikum war begeistert – na, mit gewissen Ausnahmen«, sagte Dr. Kidd und grinste in meine Richtung. Ich biss die Zähne zusammen.
    »Und Sie haben sich gut gefangen, Harry – ich gehe davon aus, dass Sie sich morgen Abend in der Grabszene nur Hamlets erwehren müssen.« (erneutes Grinsen)
    »Aber ernsthaft: Gehen Sie heute alle früh schlafen. Morgen werde ich noch das ein oder andere anmerken – kommenSie um halb fünf. Vor der Aufführung möchte ich einige Szenen noch mal kurz proben.«
    Ich stand auf, um unauffällig zu verschwinden.
    »Eva – haben Sie noch eine Minute Zeit?«
    Ich konnte schlecht weglaufen.
    Die anderen gingen langsam hinaus. Will trödelte am längsten – entweder wollte er lauschen oder mir gleich wieder mit seinen blöden Bemerkungen auflauern.
    »Bis morgen, Will.« Dr. Kidd wurde deutlich.
    Will schlich hinaus.
    »Also, Eva, ich wollte auch Ihnen ein großes Lob aussprechen. Das war eine großartige Darstellung – Sie waren schaurig überzeugend in der Wahnsinns -Szene!«
    »Danke«, murmelte ich und wandte mich zum Gehen. Doch er hatte noch etwas hinzuzufügen. Ich biss mir auf die Lippe.
    »Äh … brauchen Sie vielleicht jemanden zum Reden? Haben Sie ein Problem?«
    Wie bitte? Was sollte die Anspielung? Mein Mundwinkel zuckte, ich ärgerte mich. »Keineswegs!«, sagte ich entschieden. »Alles bestens. Keine Ahnung, was da im Publikum los war, aber mit mir hat das nichts zu tun. Und wenn Sie nichts dagegen haben … ich bin sehr müde.«
    Er verstand und trat beiseite, um mich durchzulassen.
    »Morgen halb fünf!«, rief er mir nach und kratzte sich am Kopf.
    »Alles klar!«, schrie ich zurück und rannte los. An diesem Abend wollte ich mit niemandem mehr reden.
    Tja, leider hatte ich mein Schicksal nicht selbst in derHand. Wer lauerte mir wohl wie ein Höllenteufel mit verschränkten Armen vor meiner Zimmertür auf?
    »Ruby.«
    »Was hast du mit ihm gemacht?«, fauchte sie drohend.
    »Mit wem?«
    »Du spinnst wohl – ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt«, wütete sie

Weitere Kostenlose Bücher