Tödliches Labyrinth
bloß so schwierig, sich das vor Augen zu halten, wenn sie seine Lippen auf ihren und seine Zunge in ihrem Mund fühlte?
Ohne Vorwarnung und fast so, als hätte Hawk ihre Gedanken gelesen, schob er einen Arm unter ihren Beinen durch und legte den anderen um ihren Rücken, dann stand er auf und trug sie vom Sofa ins Schlafzimmer, das nur vom Lichtschein des Vollmondes erhellt wurde. Er legte sie auf ihr Bett und betrachtete sie schweigend, während er begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
Das weiße Kleid, das Leah trug, erinnerte ihn an das Kleid, das sie damals getragen hatte, als sie ihm vor der Kolonialwarenhandlung zum ersten Mal aufgefallen war. So wie sie jetzt vor ihm auf dem Bett lag, wirkte sie mit dem hauchdünnen Spitzenrock, der sich wie ein durchsichtiges Spinnennetz um ihre Kurven legte und sich im Luftzug des Deckenventilators unablässig bewegte, wie ein Schwan aus einem Märchen.
Früher am Abend hatte er ihr hochgestecktes Haar gelöst, das nun auf eine verführerische Weise um ihr ovales Gesicht lag und mit seiner pechschwarzen Farbe einen starken Kontrast zu ihrer Haut bildete, die im Mondschein noch blasser wirkte. Die Proportionen ihres Körpers waren genau richtig verteilt, volle Brüste, die zur Liebkosung einluden, eine schlanke Taille, schmale, aber wohlgerundete Hüften und lange Beine, so anmutig wie die einer Primaballerina. Nicht mehr lange, und dann würde sie ihre Beine um seinen Körper legen und ihn an sich drücken, während sie sich wild und leidenschaftlich liebten.
Hawk war wie gebannt von dem Bild, das vor seinem geistigen Auge entstand. Niemals hätte er es für möglich gehalten, einer Frau wie ihr zu begegnen. Er war in einem Indianerreservat aufgewachsen und hatte Frauen von diesem Schlag – wenn überhaupt – immer nur aus der Ferne betrachten können. So wie er es damals auf dem Parkplatz und in der Kolonialwarenhandlung gemacht hatte. Dass sie nun seine Geliebte war, versetzte ihn jedes Mal in Erstaunen, wenn er darüber nachdachte. Als er sie damals auf der Veranda gesehen hatte, von wo aus sie den Kampf beobachtete, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt, irgendwann einmal mit dieser Frau das Bett zu teilen.
Als er später bei MMI in immer wichtigere Positionen aufgerückt war, hatten ihm die Frauen praktisch zu Füßen gelegen, und er konnte sich aussuchen, mit welcher von ihnen er schlafen wollte. Doch keine dieser Frauen reichte an Leah heran. Es kam ihm so vor, als hätte er – ohne es bis zu diesem Moment zu merken – jede dieser Frauen mit dem Bild verglichen, das er von ihr hatte und das keine von ihnen erreichen konnte.
Während er Leah betrachtete, wurde ihm allmählich klar, dass sie an jenem Tag ihr Abbild in sein Gedächtnis gebrannt und sich für ihn zum Maßstab der perfekten Frau gemacht hatte. Er hatte damit gerechnet, dass es sich als Herausforderung darstellen würde, sich ihr zu nähern – und genau das war auch der Fall gewesen. Tatsächlich war er sich selbst jetzt noch nicht sicher, welche Gefühle sie wirklich für ihn empfand und wie sie zu ihm stand.
Das war für ihn eine völlig neue Erfahrung.
Heute Abend hatte er ihr Verhalten als ein wenig beunruhigend empfunden. Es war ihm vorgekommen, als würde sie sich von ihm zurückziehen und wieder so wie zu Anfang auf Distanz zu ihm gehen. Dieser Eindruck hatte ihn noch entschlossener gemacht, die Mauern zu durchbrechen, die sie um sich und um ihr Herz errichtet hatte.
Er zog Schuhe und Strümpfe aus und legte sich zu ihr ins Bett. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er sie wieder in seine Arme und küsste sie hitzig. Seine Zunge drängte ihre Lippen, sich zu teilen, damit er weiter vordringen konnte. So wie die Blütenblätter sich dem Regen im Sommer öffneten, so ergab sie sich Hawk, kostete ihn, nahm seinen Atem in sich auf, wie er es auch mit ihr machte.
Nicht nur, dass sie nichts gegen seine Vorgehensweise hatte, sie streifte ihm sogar das Hemd über die Schultern und ließ ihre Fingerspitzen durch die kurzen schwarzen Haare auf seiner Brust kreisen, was seine Haut zum Kribbeln brachte und ihn binnen weniger Sekunden auf das Äußerste erregte. Von einem unterdrücken Aufstöhnen begleitet, küsste Hawk sie noch heftiger und zog sie fester an sich. Er schob seine Hände über ihren Rücken bis hinunter zu ihren Hüften und drückte sie so gegen seinen Körper, dass sie seine Erregung fühlen konnte. Sie sollte wissen, wie groß sein Verlangen war, wie sehr er sie
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