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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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lassen. Wenn Chapler nur entgegenkommender gewesen wäre, dann hätte alles glattgehen können! Elflain lockerte den Kragen seines Hemdes und fluchte, als er auf dem Unrat ausglitt, der von den Ständen der Metzger auf die Pflastersteine tropfte. An der Ecke einer Gasse drehte er sich um. Folgte ihm jemand? Es wimmelte überall von Leuten, die sich um die Stände drängten und mit den Händlern feilschten. Elflain seufzte und setzte seinen Weg fort. Als er Dame Broadsheets Haus vor sich auftauchen sah, spürte er warme Befriedigung in seiner Magengrube. Er eilte weiter, bis er vor der Haustür stand. Natürlich war sie verschlossen und verriegelt, denn Dame Broadsheet hatte lediglich die Lizenz, am Abend Ale auszuschenken. Elflain stöhnte. Es würde die üblichen Verzögerungen geben, weil er einem mißtrauischen Pförtner erklären mußte, wer er war und warum er gekommen war. Dame Broadsheet war stets auf der Hut vor Bütteln oder Ratsdienern, die ihr eine Falle stellen und sie vor Gericht bringen könnten, weil sie ein unanständiges Haus führte.
    Elflain hämmerte gegen die Tür. Stille. Er klopfte noch einmal.
    »Elflain!«
    Er drehte sich um und starrte die mit einem Kapuzenmantel verhüllte Gestalt an, die wie ein Gespenst hinter ihm erschienen war.
    »Was zum...?« Elflain tat einen Schritt, aber es war zu spät.
    Der Abzug der kleinen Armbrust wurde gedrückt, und der hakenbewehrte Bolzen durchschlug Haut und Knochen und fuhr ihm ins Herz. Der Schreiber taumelte rückwärts gegen die Tür und wand sich vor Schmerzen. Er sah noch, daß die Gestalt mit der Kapuze eine kleine Pergamentrolle vor seine Füße warf, und dann starb er, noch während die Tür aufging.
     

 
     
    Als Sir John Cranston Blackfriars verließ, hatte er eine Kapaunpastete im Bauch, und sein Kopf war wirr von dem, was er in der Bibliothek gelesen hatte. In Ludgate nahm er die Mütze ab und schüttelte den Kopf.
    »Weiß der Himmel, Bruder«, rief er aus, »ich habe in dieser Stadt schon genug Schurkereien gesehen. So schnell und so leicht lassen sich die Leute einwickeln. Aber was ich da gelesen habe, übersteigt alles menschliche Verständnis.« Er zählte die Einzelheiten an seinen Wurstfingern ab. »Ein Kelch, in dem auf wunderbare Weise Wein erscheint. Statuen, die sich bewegen und weinen. Ein Tuch, mit dem man angeblich Jesus Christus das Gesicht abgewischt hat, ist plötzlich blutgetränkt. Ein Fels, auf dem Jesus gestanden hat, leuchtet im Dunkeln. Stroh aus der Krippe in Bethlehem verströmt einen himmlischen Duft.« Er lachte. »Und damit sind wir noch nicht bei den Leuten! Gab es wirklich einen armen Mann in Salisbury, der sich in Ziegenfell kleidete, Ameisen und Honig fraß und behauptete, er sei Johannes der Täufer?«
    »Oh ja«, sagte Athelstan. »Der menschliche Geist ist ein großes Wunder, Sir John: Die Leute glauben nur allzu bereitwillig. Geht nur in irgendeine große Kirche. Ich weiß von mindestens zehn, die behaupten, sie hätten einen Arm des Hl. Sebastian, und in fünfen gibt es die Rückenflosse des Walfischs, der Jonas verschluckte.« Athelstans Lächeln verblaßte. »Aber andererseits nichts über ein Kruzifix, aus dem Blut tropft.«
    »Glaubst du, es könnte echt sein?« fragte Cranston.
    »Ich würde es zu gern glauben, Sir John. Wirklich. Ich bin ja nicht anders als der Rest der Menschheit. Ich habe Sehnsucht nach Zeichen und Wundern, aber da ist etwas...« Athelstan nagte an seiner Unterlippe. »Ich traue Watkin nicht, und das gleiche gilt für Pike, den Grabenbauer. Aber da wir schon von Gaukelwerk reden: Master Flaxwith und Laveck müssen in Draytons Haus angelangt sein. Ich brenne darauf, zu erfahren, was sie herausgefunden haben.«
    Sie bahnten sich ihren Weg durch das Gedränge. Cranston, voll guter Laune und Kapaunpastete, lüftete seine Mütze vor den Damen der Stadt und beantwortete ihre spaßigen Bemerkungen mit gleicher Münze. Als sie zu Draytons Haus kamen, war der kleine, nußbraune Schreiner schon sehr fleißig gewesen. Die Tür war verkratzt, und er hatte Reihen der dicken Eisennägel herausgenommen. Flaxwith hockte in einer Ecke und hatte den Arm um den stets wachsamen Samson gelegt, der sich die Lefzen leckte und knurrte, als er Cranston erblickte.
    »Halte ja deinen Köter fest«, warnte der Coroner. »Master Laveck, was habt Ihr gefunden?«
    »Zuerst gar nichts, Sir John. Die Angeln sind solide, Schlüssel und Schlösser gut.« Mit leuchtenden Augen grinste der Mann zu dem Coroner auf,

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