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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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ist?« fragte Cranston, der ihm hinausgefolgt war.
    »Nun, das Haus hat immer schon Drayton gehört«, sagte Athelstan. »Niemand kann einen anderen Menschen einmauern, ohne davon zu wissen, daher ist es eine logische Schlußfolgerung, wenn man annimmt, daß Drayton dafür verantwortlich war. Also könnten es die kläglichen Überreste seiner Frau sein. Sie hat Drayton offensichtlich nicht verlassen. Ich vermute, sie hat ihren Mann gehänselt und verhöhnt, bis er es nicht länger ertragen konnte. Wahrscheinlich gab er ihr Wein mit einem Schlafmittel, und dann brachte er sie hier herunter und mauerte sie bei lebendigem Leibe ein. Gott lasse sie in Frieden ruhen«, sagte er leise. »Es muß Tage gedauert haben, bis sie tot war.«
    Cranston dankte den Arbeitern und entließ sie, nicht ohne jedem ein Geldstück zu geben. Dann schrie der Coroner nach Flaxwith. Der Büttel kam eilig herunter, und sein Hund folgte ihm, hatte aber Verstand genug, sich von Cranston fernzuhalten.
    »Was gibt’s, Sir John?«
    »Da drinnen ist ein Skelett.« Der Coroner deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Laß es herausholen und sag dem Vikar von St. Mary Le Bow, die Stadt wird für die Beerdigung aufkommen. Mach kein so ängstliches Gesicht, Henry, sie ist seit Jahren tot. Und — hast du Neuigkeiten für mich?«
    »Oh ja.« Flaxwith starrte bestürzt über Sir Johns Schulter, als rechne er damit, daß das Skelett gleich herauskomme.
    »So rede schon, Mann!«
    »Erstens, Sir John«, stammelte Flaxwith, »haben wir Dame Broadsheets Haus unter strenge Bewachung gestellt, aber sie ahnt nichts. Hier und da hören wir Gerüchte, daß der Vikar der Hölle ganz vernarrt in die kleine Clarice sein soll.«
    »Und?«
    »Stablegat und Flinstead wurden in der Nacht, als Drayton ermordet wurde, im Wirtshaus gesehen. Nach Zeugenaussagen haben sie bis zur Besinnungslosigkeit getrunken. Sie sind nicht wieder hergekommen. Das gleiche gilt für die Schreiber im >Tanzenden Schwein<. Der Wirt dort sagt, nachdem sie sich in die oberen Gemächer zurückgezogen hätten, habe er bis zum Morgengrauen nichts mehr von ihnen gesehen. Und schließlich, Sir John« — Flaxwith spreizte die Hände — , »ich habe einen Freund, der im Dokumentenregister im Tower arbeitet.«
    »Aha.«
    »Wir haben die Steuerakten von 1380 für Epping und Essex überprüft. Edwin und Alison Chapler sind darin verzeichnet, Edwin als Schreiber, Alison als Näherin. Anscheinend sind sie beide ziemlich reich.«
    »Sehr gut.« Cranston klopfte ihm auf die Schulter.
    »Ach, bevor Ihr geht...«, rief Athelstan. »Sir John, vielleicht könnten wir ein kleines Theaterstück aufführen.«
    Verwundert folgten Cranston und Flaxwith ihm noch einmal in das staubige Kontor.
    »Also«, begann Athelstan, »nehmen wir an, ich sei Drayton.« Er hielt seine Schreibtasche hoch. »Das ist das Silber des Regenten. Sir John, wie werde ich ermordet?«
    Sir John deutete auf Athelstans Brust.
    »Gut«, sagte Athelstan. »Jetzt sterbe ich. Ich falle zu Boden. In meinen Todeszuckungen, von Schuld erfüllt, erinnere ich mich an die Frau, die ich lebendig eingemauert habe. Also krieche ich auf die Wand zu und bete um Vergebung. Das erklärt, weshalb wir Drayton an dieser Stelle aufgefunden haben, aber das Problem bleibt bestehen. Wenn die beiden Schreiber ihn ermordet haben, wie sind sie dann aus der Kammer herausgekommen?« Athelstan deutete auf die Tür. »Wie haben sie diese Tür von innen verschließen und verriegeln können? Und wenn Drayton sich selbst eingeschlossen hatte«, fuhrt Athelstan fort, »wie konnten die Schreiber dann in die Kammer gelangen, um ihn zu ermorden?«
    »Das haben wir doch alles schon einmal durchgekaut«, grollte Cranston.
    »Nein, hört zu, Sir John. Wir wissen jetzt, daß es nur einen Weg in die Kammer gibt, nämlich durch die Tür.«
    »Ja, ja, ich weiß«, sagte Cranston gereizt. »Und sie war verschlossen und verriegelt.«
    »Sir John, Master Henry — wenn Ihr so gut sein wollt...«
    Athelstan ging zu der mächtigen Tür, die an der Wand lehnte. »Ist es Euch möglich, sie aufrecht zu halten?«
    Fluchend und murrend gehorchten die beiden und wuchteten die Tür von der Wand weg. Athelstan trat heran. Er öffnete die kleine Klappe, um durch das Gitter zu spähen, blieb eine Weile davor stehen und spähte dann um die Tür herum.
    »Können wir das verdammte Ding wieder hinlegen?« keuchte Cranston.
    »Ja, Sir John.«
    Die beiden Männer lehnten die Tür wieder an die

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