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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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geben einander anscheinend gern Rätsel auf. Der Mörder weiß das, und bis jetzt haben wir drei. Erstens: Ein König kämpft gegen seine Feinde, aber am Ende liegen Sieger und Besiegte am selben Ort. Das zweite — wie ging es noch, Sir John? >Mein erster ist wie aufgeblas’ne Pracht, die vorne knallt und hinten kracht.< Und das, welches nach Ollertons Tod abgegeben wurde, lautet: >Mein zweiter sitzt in der Mitte der Not und ist der Inhalt des Grauens. <« Athelstan klatschte jäh in die Hände, als er sah, daß dem Coroner die Augenlider schwer wurden. »Kommt schon, Sir John, konzentriert Euch mit Eurem scharfen Verstand, mit diesem Witz, der behende ist wie ein herabstoßender Falke.«
    »Ich denke ja nach, Bruder«, erwiderte Cranston gereizt und richtete sich auf. »Was würde geschehen, wenn dein Pater Prior dir befehlen sollte, St. Erconwald zu verlassen?«
    Athelstan erschrak. »Aber Sir John, darum geht es in diesem Augenblick nicht. Habt Ihr Flaxwith die Mitteilung geschickt?«
    »Ja, ja.« Der Coroner verlagerte sein Gewicht auf der Bank. »Ich habe einem Hausierer einen Penny gegeben, bevor wir zu Alcest gingen.«
    Athelstan stand auf. »Dann auf, Sir John, und nicht gebrütet! Wir müssen Mörder fangen und dem Recht des Königs Geltung verschaffen.« Er gab dem Coroner einen Rippenstoß. »Und wir müssen dem Regenten sein Silber zurückbringen.«
    Als sie wieder bei Draytons Haus waren, hatte Flaxwith sich mit zwei stämmigen Individuen eingefunden. Beide trugen einen großen Hammer bei sich.
    »So, meine hübschen Burschen!« knurrte Cranston. »Ich möchte, daß ihr eine Mauer einreißt.«
    Das Haus war unverschlossen, und so gingen sie durch den düsteren Gang hinunter zur Zählkammer. Auf Cranstons Befehl machten sich die beiden Männer mit Genuß an die Arbeit. Sie schmetterten ihre Hämmer gegen die Mauer, daß es wie Paukenklang hallte, und bald füllte der Raum sich mit Staub, der in Nase und Kehle kitzelte.
    »Dem Lärm zum Trotz ist diese Mauer nicht massiv«, rief einer und trat zurück, um sich auszuruhen.
    Cranston hatte sich ein Tuch vor den Mund gebunden; jetzt ging er hin, um sich die Mauer anzusehen. »Ihr seid doch noch gar nicht durch.«
    »Sir John, Ihr packt Schurken beim Genick, und ich wette, Ihr erkennt sie noch im größten Gedränge. Und ich kenne mich mit Mauern aus. Hinter dieser steckt etwas.«
    Athelstan, der noch einmal fruchtlos die Tür untersucht hatte, kam herüber. »Wie meinst du das?«
    »Da ist eine kleine Kammer dahinter, Bruder. Diese Mauer ist neu.«
    »Könnte es eine Geheimtür darin geben?« wollte Cranston wissen.
    Der vierschrötige Arbeiter lachte. »Nein, Sir John. Diese Wand hat keine Öffnung — das heißt, noch hat sie keine, aber wir sind bald fertig.«
    Sie machten sich wieder an die Arbeit und schrien triumphierend auf, als die ersten Steine herausfielen. Die Arbeiter hoben einen auf und deuteten auf den Mörtel. »Das hat kein Maurer gemacht, Sir John, das war jemand, der wenig vom Bauen verstand. Dieser Mörtel wurde dick auf den Stein geklatscht. Deshalb hat der, der die Mauer gebaut hat, sie nachher mit Putz und Farbe überzogen.«
    Cranston spähte durch das Loch ins Dunkel. »Ich kann nichts sehen.«
    Die Männer hämmerten weiter. Noch mehr Ziegel fielen herunter. Bald hatte sich ein Durchgang aufgetan. Athelstan nahm eine halb heruntergebrannte Talgkerze von ihrem eisernen Halter, Sir John schlug Feuer, und zusammen stiegen sie in die geheime Kammer. Die staubige Dunkelheit ließ Athelstan frösteln. Mit der gewölbten Hand schützte er die Kerzenflamme und hob sie hoch. Dann schrie er überrascht auf. In der hinteren Ecke lag ein Skelett. Er lief hin, gefolgt von Cranston und den Arbeitern. Leise betend kauerte Athelstan sich vor den grausigen Überresten nieder. Im Licht der stinkenden Kerze betrachtete er das Gerippe, das halb sitzend an der Wand lehnte. Die Knochen waren noch weiß und hart, und es hingen Kleiderfetzen daran. An den verstaubten Fasern sah Athelstan, daß es eine Frau gewesen sein mußte. Er setzte seine Untersuchung fort, ohne auf die Ausrufe der Arbeiter zu achten. Vorsichtig streckte er die Hand aus, tastete um das Skelett herum und bekam einen zerbeulten Zinnbecher und einen Teller zu fassen.
    »Du lieber Himmel!«
    Mit erhobener Kerze suchte er den Rest der Kammer ab, ohne etwas zu finden. Die stille, gespenstische Atmosphäre ließ ihn frösteln, und er kehrte zurück in das Kontor.
    »Was glaubst du, wer das

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