Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
dem schmiedeeisernen Tor der Finca anhielt, war er trotz der eiskalten Dusche zuvor in seinem Zimmer schon wieder schweißgebadet. Obwohl er eine exakte Wegbeschreibung von Ramon Llul erhalten hatte, hatte er sich des Öfteren verfahren und die Finca auf abenteuerlichen Umwegen erreicht. Sie befand sich ungefähr 20 Kilometer südlich von Palma, in einer sonnenverbrannten Landschaft, die nur aus roter Erde und Mandelbäumen zu bestehen schien. Als Francisca, Ramons Frau, mit den Drillingen schwanger war, hatte er das desolate Anwesen gekauft und die 300 Jahre alte Finca nach und nach selbst renoviert. Die körperliche Arbeit war der ideale Ausgleich zu dem aufreibenden Polizeijob und Ramon Llul konnte sich nicht mehr vorstellen, in der lauten und hektischen Stadt zu leben.
Braun stieg aus seinem Wagen, lehnte sich gegen das Tor und ließ die friedvolle Stille der Umgebung einige Minuten auf sich wirken. Die Finca stand einige hundert Meter nach hinten versetzt und der staubige Weg bis zur überdachten vorderen Terrasse war mit hohen Palmen gesäumt. Das Gebäude selbst war ein lang gezogener einstöckiger Bau mit verwitterten Mauern und einem grauen Schieferdach. An den beiden Schmalseiten ragten große gemauerte Kamine in den blauen Himmel. Die Wände der Finca waren mit alten Wagenrädern und antiken Landwirtschaftsgeräten dekoriert und die Terrasse beim Haupteingang schmückte eine riesige alte Weinpresse. Trotz der kargen Landschaft ringsherum rankten sich um die steinernen Säulen der Terrasse üppige Rosenstöcke und verliehen dem Anwesen ein romantisches Flair.
Als Braun das Tor öffnen wollte, sprangen plötzlich zwei riesige braune Hunde aus dem Schatten der vorderen Terrasse und rasten über den großen Vorplatz direkt auf ihn zu.
„Scheiße!“, rief er, flüchtete wieder zurück in seinen Wagen und drückte auf die Hupe. Kurze Zeit später kam Ramon Llul im Laufschritt über den Kiesplatz, pfiff gellend und die Hunde trotteten zurück zur Veranda.
„Hola, Tony, schön, dass du da bist!“ Wie immer war Ramon Lluls Begrüßung überschwänglich. „Keine Angst, Drago und George tun dir nichts“, sagte er und tätschelte die Hunde, die neugierig an Brauns Kleidung schnupperten.
„Warum sträuben die Hunde dann ihr Fell, wenn sie harmlos sind?“, fragte Braun und verspannte sich, da er den Umgang mit Hunden nicht gewohnt war.
„Das ist ein Rassemerkmal, Tony“, klärte ihn Ramon Llul auf. „Das sind afrikanische Löwenjagdhunde. Der Kamm ist der Ridge und wächst in die Gegenrichtung. Deshalb heißen sie auch Ridgeback. Glaube mir, diese Hunde sind besser als jede Alarmanlage.“
„Kann ich mir gut vorstellen. Ich möchte ihnen jedenfalls nicht allein der Dunkelheit begegnen“, sagte Braun und blieb lieber in sicherer Distanz stehen.
„Tony Braun, der coolste Cop der EUROPOL!“ Francisca kam herausgelaufen und küsste ihn auf beide Wangen. Seit der Babyface-Operation hatte Braun sie nicht mehr gesehen und das war schon einige Zeit her. Trotzdem waren die Jahre spurlos an ihr vorübergegangen, Francisca wirkte noch genauso attraktiv und energiegeladen wie damals. Auch sie schien von ihm den gleichen Eindruck zu haben, als sie ihn mit ausgestreckten Armen von sich schob, um ihn genauer betrachten zu können.
„Du hast dich kein bisschen verändert“, sagte sie. Das Kompliment war zwar nett gemeint, aber Braun wusste, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Er hatte sich verändert, war zu einem zynischen Polizisten geworden, der außer in seiner Polizeiarbeit keinen anderen Sinn im Leben sah. Das hatte sich zwar noch nicht äußerlich auf seinem Gesicht niedergeschlagen, aber innerlich war er gealtert. Trotzdem lächelte er Francisca an, drückte ihr auf jede Wange einen Kuss, ehe sie wieder im Inneren der Finca verschwand.
Ramon Llul nahm ihn am Arm und zog ihn zu der großen Eingangstür. Sie durchquerten eine weiß getünchte Halle mit offenem Kamin, vor dem einige gemütliche Sofas standen. Durch eine niedrige Tür gelangten sie in die Küche, wo Francisca geschäftig eine Paella zubereitete.
„Unglaublich, das ist ein echtes Paradies!“, entfuhr es Braun, als sie in den Garten auf der Rückseite der Finca traten. Ein üppiges Blumenmeer erstreckte sich bis an den Rand des Swimmingpools, dazwischen standen vereinzelte Zitronenbäume und Ziersträucher. Als sie die Finca umrundet hatten und wieder in das Innere traten, sah sich Braun suchend um.
„Wo sind eigentlich deine
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