Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Tod ist das Finale der Inszenierung“, hörte Braun die Stimme von Szabo nur noch als leises Raunen an seinem Ohr. „Ich denke nicht, dass du gemeinsam mit mir sterben willst, Tony!“
Instinktiv lockerte Braun seinen Griff, mit dem er Szabo auf den Boden drückte und Szabo rammte ihm sein Knie in den Bauch. „Der Obolus ist bezahlt, bald bin ich wieder mit meiner Familie vereint!“, schrie er euphorisch und schwang sich mit einem Satz auf die breite, steinerne Brüstung. Wie ein Turmspringer stieß sich Szabo vom Rand ab und schwebte mit ausgebreiteten Armen lautlos wie ein bizarrer Todesvogel in die Tiefe.
Später, als Tony Braun gemeinsam mit Anna Lange im Auto von Ramon Llul saß und draußen die Beamten von der Spurensicherung in ihren weißen Overalls durch das Gestrüpp stapften und überall kleine Tafeln in die vom Regen aufgeweichte Erde steckten, als Igor Drakovic in einem Rettungswagen von einem Notarzt versorgt wurde, als Slobodan Petrovic bereits in einem Blechsarg steckte und der totgeweihte Stefan Szabo um sein Überleben kämpfte, als die einsame Tatjana Drakovic, schön wie eine rote Blume, noch immer im Regen auf einer grauen Plastikfolie lag, da bemerkte er, dass Anna Lange noch immer zitternd mit totem Blick durch die Windschutzscheibe des Wagens in die Nacht starrte. Wortlos drückte er ihre Hand und langsam kehrte das Leben in ihre Augen zurück.
Epilog
Einige Wochen später lehnte Tony Braun an einem der wackeligen Stehtische beim Anatolu Grill unten am Fluss und sah nachdenklich einer Bierdose nach, die von den Wellen langsam stromabwärts getrieben wurde, als sein Handy klingelte.
„Chefinspektor Braun, ich gratuliere Ihnen!“, vernahm er die enthusiastische Stimme seine Chefs Dr. Wagner.
„Ich habe soeben mit dem Innenministerium gesprochen und großes Lob für unsere erfolgreiche internationale Zusammenarbeit bekommen. Das wollte ich natürlich auch Ihnen gleich mitteilen!“
Als Braun nicht antwortete, fragte Dr. Wagner überrascht:
„Sind Sie nicht stolz darauf, wie wir diesen Fall gelöst haben?“
„Natürlich! Gibt’s sonst noch etwas?“, erwiderte Braun mürrisch.
„Nun, Chefinspektor“, ließ sich Dr. Wagner die gute Laune nicht verderben. „Wir veranstalten morgen eine kleine Feier, um diesen Erfolg gebührend zu feiern. Nur ein auserwählter Kreis. Der Polizeipräsident, der Sektionschef vom Innenministerium, Oberstaatsanwalt Ritter und natürlich auch Sie!“
„Sorry, Boss“, erwiderte Braun. „Da muss ich leider passen. Morgen bin ich wieder in Prag, um meinen Freund Pavel Hajek im Krankenhaus zu besuchen.“
„Schade, Chefinspektor, wirklich schade“, erwiderte Dr. Wagner hörbar erleichtert. „Aber wir werden auf Ihr Wohl anstoßen. Wir haben ja alle gewusst, dass Sie unser fähigster Mann sind.“
Dann wechselte er schnell das Thema. „Übrigens, es wird Sie sicher interessieren, dass Igor Drakovic in Spanien in Haft ist. Grundlage waren die Tonaufnahmen, die der Killer Szabo immer gehört hat. In seinem Haus haben wir auch belastendes Material über die Verwicklung des Drakovic-Clans in dieses Verbrechen gefunden. Daraufhin hat Drakovic seine Beteiligung an den Morden gestanden. Er wird wohl das Gefängnis nicht mehr lebend verlassen.“
Dr. Wagner machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr.
„Einen Top-Anwalt kann sich Igor Drakovic keinen mehr leisten, denn dieser Börsengauner Alex Huber hat das ganze Geld von seinen Konten abgezogen. Royal International, die Tochterfirmen und Igor Drakovic sind bankrott! Er besitzt nichts mehr, außer einer Menge Schulden! Leider ist Huber tot und wir wissen nichts über den Verbleib des Geldes. Ein Bruchteil davon wäre ganz gut für die Urlaubskassa der Polizei gewesen!“
Dr. Wagner lachte dröhnend über seinen originellen Witz und Braun nutzte die Gelegenheit, das Gespräch kommentarlos zu beenden.
Dann winkte er Kemal, dem Kebab-Budenbesitzer, orderte noch eine Dose Bier und erinnerte sich an seinen letzten Besuch am Krankenbett von Pavel Hajek.
Er hatte sich eingehend mit den behandelnden Ärzten besprochen und erfahren, dass Pavel Hajek noch immer im Koma lag, sich sein Zustand aber gebessert hatte. Die Kugel aus Tudjmans Pistole hatte nur knapp sein Herz verfehlt, doch der Blutverlust war beträchtlich gewesen. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als würde Pavel Hajek nicht überleben. Nach über einer Woche der kritischen Phase war sein Zustand einigermaßen stabil gewesen, doch den
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