Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
ist für die Typen, die sich in schwarzen und roten Kleidern aus Leder und Samt nachts auf Friedhöfen herumtreiben“, gab Anna zur Antwort Dann erzählte sie ihm stockend die ganze Geschichte von Yurika Mekas’ gestrigem Zusammenbruch in der Agentur, ihren Drogenproblemen und von dem Shooting mit Alastair Adlon.
„Die arme Yurika, das tut mir so leid“, sagte sie am Schluss und ließ den Kopf hängen. „Jetzt hat sie das ganze Honorar für den Tod ausgegeben.“
„Welches Honorar?“, fragte er und blickte ihr dabei prüfend ins Gesicht. „Welches Honorar?“, wiederholte er ärgerlich. „Lass dir doch nicht alles herausziehen!“
„Ich habe ihr gestern 500 Euro Cash gegeben, sie war ja total abgebrannt und hat mich angefleht, sie sofort zu bezahlen! Ich habe alles zusammengekratzt, was ich hatte! Sie tat mir irgendwie leid.“ Anna machte eine Pause und ließ den gestrigen Tag Revue passieren. „Dann gibt sie alles für Drogen aus! Wenn ich das gewusst hätte! Bin ich jetzt schuld an ihrem Tod?“, fragte sie Braun ängstlich, doch der schüttelte verneinend den Kopf.
„Natürlich nicht! Merkwürdig ist allerdings, dass sie das Geld noch dabeihatte, als wir sie gefunden haben. Da stimmt irgendetwas nicht“, sagte er nachdenklich und strich sich dabei durch seine schwarzen Haare. „Das ist nicht rund“, sagte er mehr zu sich selbst, wechselte dann aber das Thema und fragte Anna über ihr gestriges Meeting in der Royal-International-Zentrale aus. Er wollte genau wissen, welchen Eindruck sie von Bogdan Drakovic gehabt hatte und ob ihr etwas verdächtig erschienen war. Doch Anna konnte und wollte sich nicht auf das Gespräch mit ihm konzentrieren, das merkte er bald, denn sie musste immer an die tote Yurika Mekas denken und machte sich Vorwürfe.
„Wir können uns ja wieder auf einen Kaffee treffen! Ich rufe dich an“, meinte er zum Schluss, stand auf und wunderte sich, warum er das gesagt hatte. „Es geht nur um das Protokoll für deine Aussage“, verbesserte er sich sofort und ärgerte sich gleichzeitig über seine Feigheit.
*
Inspektor Dominik Gruber tippte seinen Bericht in den Computer. Yurika Mekas war öfters in das Raster der Drogenfahndung gekommen, aber außer dem Besitz von in Österreich verbotenen Aufputschmitteln und einer Anzeige wegen Kokainkonsums hatte sie sich nichts zuschulden kommen lassen.
Lettisches Model, dachte er, cool, vielleicht war die echt berühmt. Er hatte etwas übrig für Mode und Design, war immer super gestylt, aber doch nicht so übertrieben, dass ihn die Kollegen für schwul hielten. Deshalb beschränkte er auch seine Abstecher in den Linzer Cave Club auf ein Minimum und fuhr lieber öfters ins Ausland, wo es lockerer zuging.
Während er an den muskulösen schnauzbärtigen Amerikaner dachte, den er kürzlich kennen gelernt hatte, rief er im Internet YouTube auf, tippte „Yurika Mekas“ in das Suchfeld und landete sofort zwei Treffer.
Das erste Video, eine mit dem Handy gefilmte Amateuraufnahme, zeigte Yurika Mekas bei einer Modenschau für Alexander McQueen, unscharf, aber trotzdem spürte man irgendwie ihre Klasse. Das zweite Video war ein längeres Produktvideo über einen Designlautsprecher für MP3-Player. Yurika Mekas demonstrierte mit coolem Gesichtausdruck das Produkt, steckte Kabel ein, tanzte zur Musik, schrieb dazu einen Liebesbrief an einen Freund – laute Musik inspiriert für Liebe, war der Slogan.
Dominik Gruber lehnte sich zurück, verschränkte die Arme im Nacken. Irgendetwas war merkwürdig. Er ließ den Film nochmals ablaufen, vergrößerte das Bild, er wusste nicht, wonach er suchte, es gab nichts Ungewöhnliches zu sehen. Er öffnete den Ordner mit den Fotos der toten Yurika Mekas. Auch da nichts Ungewöhnliches. Bilder in allen Varianten, Totale, dann immer näher heran, Zoom auf ihr Gesicht, ihre Hand mit der Spritze, die Einstichwunde. Gruber stellte die Tatortfotos mit Spritze und Einstichwunde als eigene Fenster neben das Video und stoppte den Film, als Yurika Mekas ihren Stift in die Hand nahm, um zu schreiben.
Plötzlich wusste er, was falsch war.
*
Alte, vergilbte Akten stapelten sich auf dem Schreibtisch von Pavel Hajek, der bereits seit Stunden in seinem Büro saß, sich die brennenden Augen rieb, seine Brille putzte, um dann wieder in den kleinen Bildschirm seines Computers zu starren. Er hatte die Ergebnisse seiner Recherchen zusammengefasst und versuchte gerade, Licht in die verschiedenen Geschäfte von Milan
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