Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Genaueres zu sagen“, meinte Braun und klopfte sich den Schmutz von seiner Anzughose, als er aufstand, während Gruber um die Tote herumging und trotz der frühen Stunde munter drauflosredete.
„Die Frau sieht klasse aus, trotz dieser grässlichen Schminke. Ein bisschen dünn vielleicht. Wieso setzt die sich einen Schuss mitten in der Altstadt? Außerdem hat sie Geld, schauen Sie sich doch bloß mal die Lederjacke an, vom Feinsten.“ Braun gähnte herzhaft und unterbrach ihn: „Wer hat die Tote gefunden?“
„Ein Nachtschwärmer, der dringend pinkeln musste. Habe seine Aussage bereits aufgenommen.“ Gruber wedelte mit seinem Notizblock.
„Habt ihr sonst noch was gefunden?“, fragte Braun weiter.
„Allerdings“, antwortete Gruber und hielt eine Tüte mit einem Bündel Euroscheine in die Höhe. „500 Euro in kleinen Scheinen! Sonst nichts, keine Tasche, keine Papiere, ach ja, ihr Handy natürlich!“ Gruber hielt ihm das Handy hin. Braun tippte auf die Anrufliste, die letzten Anrufe waren an einen M. mit Prager Vorwahl.
„Mal sehen, wen wir da in der Leitung haben“, sagte er und wählte die Rufnummer, eine tschechische Computerstimme meldete sich unverständlich, dann war die Verbindung unterbrochen.
„Check mal, wem die Nummer gehört!“ Er warf das Handy zu Gruber, der es ebenfalls eintütete, und ging zu seinem Wagen.
„Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen!“, rief ihm Gruber hinterher. „Die Tote hatte eine zerknüllte Visitenkarte in der Tasche. Ich weiß nicht, ob das von Bedeutung ist!“ Er zog die Visitenkarte aus seiner Tasche. „,The White Elephant‘. Werbung und PR. Anna Lange, Geschäftsführerin“, las er laut vor.
Braun erstarrte, drehte sich auf dem Absatz um, riss dem überraschten Gruber die Visitenkarte aus der Hand und seine Müdigkeit war wie weggeblasen.
„Das gibt’s doch nicht“, murmelte er. „Was haben die beiden miteinander zu tun?“
Während er zu seinem Wagen lief, wählte er auch schon die Nummer der Agentur, aber um diese Tageszeit lief noch der Anrufbeantworter.
„Scheiße!“, fluchte er, scrollte sich durch sein Menü, fand Anna Langes Handynummer. Sekunden später meldete sie sich schlaftrunken.
„Treffen wir uns in einer halben Stunde in deiner Agentur!“, sagte er ohne sich für die Uhrzeit zu entschuldigen. „Es ist wichtig und handelt sich um eine Ermittlung!“, würgte er sofort ihre Einwände ab.
Braun setzte sich in seinen Wagen, fuhr Richtung Hafen, der morgendliche Verkehr hatte noch nicht eingesetzt und so war er viel zu früh bei dem alten Lagerhaus, in dem sich die Agentur befand. Er ließ den Wagen stehen und ging zu Fuß die Mole am Fluss entlang, stellte sich an einen der wackeligen Stehtische des Anatolu Grills, eines türkischen Kebabladens, der rund um die Uhr geöffnet hatte. Eigentlich wollte er sich ein kühles Bier bestellen, entschied sich aber im letzten Moment für einen ultrastarken türkischen Mokka.
Als er Anna Lange in ihrem schwarzen Mini in halsbrecherischem Tempo die Straße daherrasen sah, trank er schnell aus und machte sich auf den Weg.
„Was gibt es denn so Dringendes, dass du mich um diese Zeit aus dem Bett jagst?“, fragte sie übel gelaunt, als sie an dem Ameisentisch in der Recreation Zone der Agentur saßen und Kaffee tranken.
„Wir haben heute eine Drogentote gefunden, die eine Visitenkarte von dir dabei hatte“, informierte er sie und betrachtete Anna verstohlen. Die roten Locken kringelten sich noch stärker als sonst, standen in alle Richtungen wie unter Strom stehende Korkenzieher. Aber mit ihren leicht verschlafenen grünen Augen, dem breiten Mund und der blassen Haut wirkte sie an diesem Morgen auf ihn sehr anziehend.
„Was? Eine Tote mit meiner Visitenkarte?“ Anna lehnte sich schockiert zurück. „Wer ist sie?“, fragte sie.
„Wissen wir noch nicht! Deshalb bin ich ja hier, vielleicht kannst du mir weiterhelfen!“ Er zog sein Handy aus der Tasche, öffnete das Foto, das er von der Toten gemacht hatte und hielt es Anna entgegen.
„Mein Gott!“, rief sie. „Das ist ja Yurika! Yurika Mekas! Noch gestern habe ich sie gesehen!“
„Yurika Mekas, wer ist das?“, fragte er und beugte sich interessiert vor.
„Ein lettisches Model, wir hatten gestern ein Gothic Shooting mit ihr“, hauchte sie und konnte den Blick nicht von dem Bild mit der Toten abwenden.
„Ein Gothic Shooting? Was soll das sein?“, fragte er und schüttelte verständnislos seinen Kopf.
„Gothic-Mode
Weitere Kostenlose Bücher