Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
starrte unentwegt auf seinen Bildschirm.
„Jetzt hast du ein Motiv, Bogdan Drakovic! Jetzt wirst du in die Enge getrieben!“, knurrte er und eine dicke Ader auf seiner Stirn pulsierte.
„Was meinst du, können wir Drakovic mit dem illegalen Club drankriegen?“, fragte er Gruber, wartete aber keine Antwort ab, sondern redete gleich weiter.
„Der Scheißanwalt Claude Berger lässt uns nicht an ihn ran!“ Er machte eine kurze Nachdenkpause, klopfte sich mit der Faust auf die Stirn, ging in seinem Büro von einer Wand zur anderen, wie ein Gefangener, der sich in seiner Zelle fit halten möchte. Aber Tony Braun war auch ein Gefangener, ein Gefangener seiner Gedanken, ein Gefangener, dem nur ein Ziel die Freiheit bringen konnte, und dieses Ziel war, Bogdan Drakovic zu überführen.
„Chef, wenn ich was dazu sagen darf?“, meldete sich Gruber zaghaft.
Er blieb stehen, betrachtete seinen Assistenten, so als wäre er überrascht, ihn noch immer hier im Büro zu sehen, als würde er Gruber überhaupt zum ersten Mal sehen.
„Sag schon, los, sag schon, was du auf dem Herzen hast“, sagte er ungehalten und setzte seine Wanderung fort.
„Wir können vielleicht über Üzkül, den Türken, an Drakovic herankommen.“
„Sprich weiter!“, forderte er ihn auf, als Gruber verstummte.
„Die Stiftung Thanatos finanziert doch die Homepage und diese ominösen Live Fights. Im Board der Stiftung sitzt auch Üzkül Bordar.“ Wieder machte Gruber beim Sprechen eine kurze Pause und Braun stampfte wütend mit seinem Fuß auf, machte eine kreisende Handbewegung.
„Weiter, weiter!“
„Ich habe ein wenig über Üzkül recherchiert, bei internationalen Kollegen Informationen eingeholt. Üzkül hat vor Jahren mit der PKK sympathisiert, er ist nämlich Kurde!“ Inspektor Gruber holte tief Luft und Braun nutzte diese Pause.
„PKK? Du meinst die kurdische Freiheitsbewegung?“
„Freiheitsbewegung sagen die. In Österreich ist das eine terroristische Bewegung“, nahm Gruber wieder den Faden auf.
„Worauf willst du hinaus? Was hat das mit Bogdan Drakovic zu tun?“, fragte Braun und konnte sich noch immer kein Bild von Grubers Ausführungen machen.
„Üzkül ist türkischer Staatsbürger mit einer befristeten Aufenthaltsbewilligung. Die wird zwar anstandslos verlängert, aber wenn er mit Terroristen sympathisiert, kann ich mir das nicht vorstellen. Zufälligerweise muss er in den nächsten Wochen den Antrag auf Verlängerung stellen“, sagte Gruber, strahlte bis über beide Ohren und blickte Braun erwartungsvoll an.
„Das ist Spitze, Gruber, aus dir wird ja noch einmal ein richtig guter Polizist“, lobte er seinen Assistenten, klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Wo finden wir jetzt diesen Üzkül?“
„Üzkül betreibt offiziell ein türkisches Callcenter in der Nähe vom Bahnhof. Besuchen wir ihn doch einfach“, erwiderte Gruber.
„Nachmittags haben wir eine Verabredung in der Gerichtsmedizin! Also los, worauf warten wir!“, sagte Braun, riss seine schwarze Anzugjacke vom Haken und stürmte mit seinem Assistenten im Schlepptau hinaus.
Das so hochtrabend als Callcenter bezeichnete Büro des Türken Üzkül Bordar entpuppte sich als echte Bruchbude. Es befand sich in einer kleinstädtisch anmutenden Seitenstraße des Bahnhofsviertels, das mit seinen gläsernen Hochhäusern drauf und dran war, der Frankfurter City Konkurrenz zu machen. Das Callcenter befand sich im Ladenlokal einer ehemaligen Boutique, die großen Schaufenster waren mit von der Sonne verschossenen Flugblättern beklebt, auf denen Sonderangebote für Telefon und Internet in allen Sprachen angeboten wurden.
Unmöglich, dass sich Üzkül Bordar seinen hohen Lebensstandard mit diesem Geschäft leisten konnte, denn Üzkül Bordar liebte den Luxus. Gruber hatte ihm während der Autofahrt zu dem Callcenter einige brisante Details erzählt: Üzkül Bordar wohnte in einer großzügigen Eigentumswohnung auf einem der Linzer Hausberge, fuhr eine getunte schwarze Corvette, die er aus Amerika importiert hatte, machte Luxusreisen in alle Teile der Welt, hatte die schönsten Mädchen, die er mit Schmuck überhäufte. Kurz: Üzkül Bordar war ein erfolgreicher Geschäftsmann.
Das war die eine Seite. Die andere Seite zeigte einen Mann, der mit eiserner Faust ein Imperium aus Drogengeschäften, illegalen Wetten und Mädchenhandel dirigierte. Die Mädchen an seiner Seite waren durch Prügel und Psychoterror eingeschüchtert worden, kleine Dealer,
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