Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
ließen einfach nicht locker. Jetzt trug sie Jeans und T-Shirt, über der Stuhllehne hing ihre schwarze Gucci-Lederjacke, ihr ganzer Stolz.
Sie schaffte es nicht mehr, das dicke schwarze Make-up rund um ihre Augen zu entfernen, so sehr zitterten ihre Finger. Verdammte Scheiße, dachte sie, ich habe absolut nichts mehr, nicht mal ein Aspirin gegen meine rasenden Kopfschmerzen! Ich muss nur schnell zum vereinbarten Treffpunkt, die Designerware abholen und dann ab nach Prag und schlafen, schlafen, schlafen, versuchte sie sich zu beruhigen.
Doch als sie an Prag dachte, fiel ihr ein, dass es das luxuriöse Penthouse nicht mehr gab, zumindest nicht mehr für sie, denn vor zwei Wochen hatte sie sich nach einem Prügelexzess endgültig von Milan Drakovic getrennt. Ihre wütende Mail, in der sie das Ende der Beziehung verkündete, tat ihr jetzt leid und sie hätte es gerne ungeschehen gemacht. So war sie immer, impulsiv, spontan und wenn es ihr dreckig ging, handelte sie einfach aus dem Gefühl heraus.
Spontan war sie auch an jenem Abend von einem deprimierenden Fotoshooting in der Provinz zurück nach Prag gefahren, obwohl sie tags darauf in Linz für einen Job gebucht war. Alles nur, um Milan Drakovic um Verzeihung zu bitten. Allerdings hatte sie auf der langen Fahrt mit einem Regionalzug wieder der Mut verlassen, wenn sie an Milan dachte, an seine brutale, zynische Art, die sie schon immer so angekotzt hatte.
Bei unzähligen Auseinandersetzungen hatte Milan Drakovic immer, wenn ihm die Argumente ausgingen, brutal zugeschlagen. Nicht nur einmal, sondern in immer kürzeren Abständen. Er hatte sie oft grundlos durch sein Luxusapartment geprügelt, ihre Kleider zerfetzt und sie wie einen Hund vor die Tür geworfen, sie dann mit Drogen vollgepumpt und wieder verprügelt. Doch irgendwann war es Yurika zu viel, sie hatte nicht auf Knien vor seiner Tür um Verzeihung gebettelt, sondern ihre im Treppenhaus verstreuten Kleider zusammengesucht und war aus Milans Leben verschwunden.
Trotzdem war sie, als ihr das Geld ausging, an jenem Abend wieder nach Prag zurückgekehrt und nervös unter den Arkaden gegenüber von seinem Bürogebäude auf und ab gegangen. Hätte sie doch nur den Mut gehabt, ihn im Büro zu besuchen und um Verzeihung zu bitten. Jetzt konnte sie ihn nicht erreichen, an seine Büronummer konnte sie sich einfach nicht mehr erinnern und sein Handy war ausgeschaltet.
Zitternd und mit klappernden Zähnen stöckelte sie gegen Mitternacht durch die Linzer Altstadt zum vereinbarten Treffpunkt und alles in ihr freute sich schon auf das erlösende Gift. Nervös trat sie bei dem vereinbarten Treffpunkt von einem Fuß auf den anderen und biss sich dabei ihre Fingernägel blutig. Sie knabberte hektisch an ihrer Unterlippe, schluckte, spürte das bekannte Brennen im Hals, das Rumoren im Magen und ein nervöses Kribbeln unter der Haut, als ob Insekten ständig an ihr auf und abliefen.
„Hallo Yurika, da bist du ja!“, hörte sie endlich eine bekannte Stimme, die sie aber trotzdem verwirrte und die sie in diesem Augenblick nicht hören wollte. Aber wozu länger darüber nachdenken, der Treffpunkt stimmte, deshalb nickte sie nur.
„Du hast mich aber ganz schön warten lassen! Komm, wir gehen hier nach hinten!“, befahl die Stimme aus dem dunklen Torbogen heraus, streckte einen Arm ins Licht und schwenkte ein kleines Tütchen.
Yurika Mekas seufzte glücklich und trat in die Dunkelheit.
Thanatografie: Die Verstörung
Fehler sind das Schlimmste, belehren mich die Stimmen. Fehler sind das Schlimmste, hören sie nicht auf zu flüstern. Fehler sind das Schlimmste, sag es!, fordern sie mich auf! Fehler sind das Schlimmste, wiederhole ich gehorsam und jetzt sieht sie mich verständnislos an, begreift überhaupt nichts. Ihr Verstand dreht sich um das kleine Tütchen, das ich bei mir habe, ja, nur darum geht es ihr, darum kreist alles!
Keine Fehler mehr!, sage ich und jetzt sind die Stimmen zufrieden, jetzt wissen sie, dass ich gehorche, jetzt wissen sie, dass der Plan nicht gefährdet ist, dass ich weiß, was zu tun ist. Keine Fehler mehr!, sage ich ihr direkt ins Gesicht und spüre instinktiv, dass sie die Gefahr wittert, dass ihre Angst stärker ist als das Verlangen, aber damit habe ich gerechnet und ich paralysiere sie, denn ich weiß: Fehler sind das Schlimmste!
Keine Fehler mehr!, insistieren die Stimmen, als ich mich über sie beuge, den Ärmel der Jacke nach oben schiebe, dann aber zögere ich. Der Arm ist so dünn
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