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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Jungen! Aber sag' m'r, was magst' am liebsten? Willst' Burgunder hab'n, oder Champagner, oder was willste? Denn 'n lust'gen Abend woll'n w'r haben 's soll noch nicht so her'gang'n sein!« – »In der That, lieber Nachbar,« sagte Alwerth, »Sie müssen mich entschuldigen, sowohl mein Neffe, als ich, hatten uns versprochen, ehe wir noch vermuten konnten, daß dieses Glück so nahe würde.« – »Versprechen?« sagte der Junker, »was zu versprechen. Ich lass' Euch nicht los diesen Abend, 's gehe wie's will! 'r sollt mit uns essen, da ist bei Gott Gnade!« – »Sie müssen mir verzeihen, mein teuerster Freund,« antwortete Alwerth. »Ich habe meine feierliche Zusage gegeben, und Sie wissen, die brech' ich niemals.« – »Nu, so sagt's doch, wo ist's? wo habt 'r Euch versprochen?« rief der Junker. – Alwerth sagte es ihm hierauf, und nannte ihm auch die Gesellschaft, – »Je, nun Hagel!« antwortete der Junker, »'ch will mit d'r gehn, und Fieke soll auch mit geh'n! denn 'ch muß d'n Abend mit 'r zubringen, und 's wär doch barsch wenn m'r Thom's und 's Mädchen aus 'nander reißen wollt'n.« – Dies Anerbieten ward augenblicklich von Alwerth angenommen, und Sophie gab ihre Einwilligung, nachdem sie vorher [306] von ihrem Vater das Versprechen erhalten hatte, daß er kein Wort von ihrer Verlobung erwähnen wollte.

Letztes Kapitel.
    Womit die Geschichte geschlossen wird.
     
    Der junge Nachtigall war, der Abrede gemäß, diesen Nachmittag hingegangen, seinen Vater zu besuchen, der ihn weit gütiger aufgenommen hatte, als er erwartete. Er fand daselbst auch seinen Oheim, der wieder zur Stadt gekommen war, um seine neu verheiratete Tochter aufzusuchen.
    Diese Heirat war der glücklichste Zufall, der sich für den jungen Mann hätte begeben können: denn die beiden Brüder lebten in einem beständigen Streite über die Regierung ihrer Kinder, und beide verachteten herzlich die Art und Weise, wie sich der andre dabei benahm. Ein jeder von ihnen also bemühte sich jetzt soviel er konnte, das Vergehen seines eignen Kindes zu beschönigen und die Verheiratung des andern anzuschwärzen. Diese Begierde, über seinen Bruder zu triumphieren, nebst den übrigen vielen vernünftigen Gründen, deren sich Alwerth bedient hatte, wirkten so stark auf den alten Herrn, daß er seinen Sohn mit lächelndem Gesicht empfing, und ohne Umstände drein willigte, denselben Abend noch mit ihm bei Madame Miller zu essen.
    Was den andern Bruder anbetrifft, der seine Tochter wirklich mit der unmäßigsten Zärtlichkeit liebte, so kostete es wenig Schwierigkeit, ihn zu einer Aussöhnung zu bewegen. Er war nicht so bald von seinem Neffen benachrichtigt, wo seine Tochter mit ihrem Ehemann wäre, als er sich erklärte, er wolle den Augenblick zu ihr gehen. Und als er daselbst ankam, erlaubte er's ihr kaum, daß sie sich auf ihre Kniee würfe, eh' er sie aufhob und mit einer Zärtlichkeit umarmte, welche alle Umstehenden aufs äußerste rührte; und ehe noch eine Viertelstunde verfloß, war er mit ihr und ihrem Ehemanne so herzlich ausgesöhnt, als ob er selbst ihre Hände zusammengefügt hätte.
    In dieser Lage waren die Sachen, als Herr Alwerth mit seiner Gesellschaft anlangte, um die Freude der Madame Miller vollkommen zu machen, welche Sophien nicht so bald erblickte, als sie alles erriet, was vorgefallen wäre; und so groß war ihre Freundschaft für Herrn Jones, daß dies nicht wenig die Entzückungen vergrößerte, die sie über das Glück ihrer eignen Tochter empfand.
    Es hat sich, glaub' ich, wohl nicht oft getroffen, daß eine Anzahl Menschen versammelt gewesen sind, wovon sich ein jeder so vollkommen glücklich fühlte, als in dieser Gesellschaft; unter welchen jedoch der Vater des Nachtigall die wenigste vollkommene Zufriedenheit genoß. Denn ungeachtet der Zuneigung zu seinem Sohn, und ungeachtet des Ansehens und der angeführten Gründe des Herrn Alwerth, zusammen genommen mit den andern bereits erwähnten [307] Ursachen, konnte er sich doch nicht so völlig über die Wahl seines Sohnes zufrieden geben; und vielleicht trug Sophiens Gegenwart selbst ein wenig dazu bei, ihm seinen heimlichen Unwillen fühlbarer zu machen, weil sich ihm von Zeit zu Zeit der Gedanke aufdrängte, sein Sohn hätte wohl dieses Fräulein, oder ein anders dergleichen bekommen können. Nicht, als ob die Reize, welche Sophiens Geist oder Körper zierten, dieses Mißbehagen veranlaßt hätten: der Gehalt von ihres Vaters Geldkisten war es, der seinem Herzen ein

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