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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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und kann,« sagte sie, »von diesem Briefe nicht anders denken, als Sie wollen, daß ich denken soll. Mein Betragen, glaube ich, zeigt Ihnen deutlich genug, daß ich nicht meine, daß eben viel an dieser Sache gewesen sei. Aber, Herr Jones, habe ich außerdem nicht sonst noch genug übelzunehmen? Nach dem, was zu Upton vorging, sich so bald wieder in eine Liebessache mit einem andern Frauenzimmer einzulassen, derweil ich mir einbildete und Sie es vorgaben, daß Ihr Herz meinetwegen blutete! – In der That, Sie haben ganz seltsam gehandelt! Kann ich die Leidenschaft, die Sie mir beteuern wollten, für aufrichtig halten? Oder wenn ich's auch kann: was für Glückseligkeit kann ich mir von einem Manne versprechen, der so sehr der Unbeständigkeit unterworfen ist?« – »O meine Sophie!« sprach er, »zweifeln Sie nicht an der Aufrichtigkeit der reinsten Flamme, die nur jemals in einer menschlichen Brust gelodert hat. Denken Sie, verehrungswürdigste Seele, an meine unglückliche Lage, an meine Verzweiflung. – Hätte ich, meine teuerste Sophie, mir nur mit der entferntesten Hoffnung schmeicheln können, daß es mir jemals erlaubt sein würde, mich, wie jetzt, zu Ihren Füßen werfen zu dürfen; es wäre nicht in der Macht irgend eines andern weiblichen Geschöpfs gewesen, mir nur einen Gedanken einzuflößen, den die strengste, züchtigste Keuschheit verwerflich befunden haben könnte. Unbeständigkeit gegen Sie! – O Sophie, wenn Sie so viele Güte haben können, mir das Vergangne zu verzeihen, so lassen Sie keine grausame Besorgnis fürs Zukünftige Ihr Mitleid gegen mich verschließen. Keine Reue ist jemals so aufrichtig gewesen! O, lassen Sie mich solche mit meinem Himmel in diesem mir so teuren Busen aussöhnen.« – »Aufrichtige Reue, Herr Jones,« antwortete sie, »erhält Verzeihung für [302] einen Sünder; aber sie erhält sie von einem, der ein zuverlässiger Richter von dieser Aufrichtigkeit ist. Der Verstand eines Menschen kann hintergangen werden, und es gibt kein unfehlbares Mittel, es zu verhindern. Sie müssen indessen erwarten, daß, wenn mich Ihre Reue dahin bringen kann, Ihnen zu verzeihn, ich wenigstens auf den stärksten Proben von der Aufrichtigkeit dieser Reue bestehe!« – »O, nennen Sie mir jede Probe, die in meinem Vermögen steht!« antwortete Jones mit großer Lebhaftigkeit. – »Zeit,« erwiderte sie, »die Zeit allein, Herr Jones, kann mich überzeugen, daß Sie das Vergangne wirklich bereuen, und den festen Vorsatz haben, diese ausschweifende Lebensart zu verlassen, wegen welcher, wenn ich Sie für fähig hielte, darin zu beharren, ich Sie verabscheuen würde.« – »Glauben Sie das nicht,« rief Jones; »auf meinen Knieen bitt' ich Sie, flehe ich um Ihr Vertrauen! Und ich werd' es mir zum angelegentlichsten Geschäft meines Lebens machen, dies Vertrauen zu verdienen!« – »Nun, so lassen Sie es denn,« sagte sie, »das Geschäft einesteils Ihres Leben sein, mir zu zeigen, daß Sie es verdienen. Mich deucht, ich habe mich deutlich genug erklärt, wenn ich Sie versichre, daß, wenn ich sehe, Sie verdienen mein Vertrauen, Sie es auch erhalten sollen. Können Sie erwarten, Herr Jones, daß ich, nach dem, was vorgegangen ist, Ihnen so bloß auf Ihr Wort glauben werde?«
    Er erwiderte: »Trauen Sie mir nicht auf mein bloßes Wort! Ich habe ein besseres Unterpfand, einen Bürgen für meine Beständigkeit, den es unmöglich ist zu sehen und noch zu zweifeln.«
    »Welchen Bürgen?« sagte Sophie mit einiger Verwunderung. – »Den will ich Ihnen zeigen, meine verehrungswürdigste Sophie,« rief Jones, indem er ihre Hand ergriff und sie nach ihrem Spiegel führte. »Da, sehen Sie da! In dieser liebenswürdigen Bildung, in dieser Gestalt, diesem Wuchse, diesen Augen, in dieser Seele, welche aus diesen Augen spricht! Kann der Mann, der durch den Besitz von diesem allem beglückt wird, unbeständig sein? Unmöglich, Sophie! Den leichtsinnigsten Menschen, der jemals in der Welt gelebt hat, würden Sie beständig machen. Sie könnten nicht dran zweifeln, wenn Sie sich durch andre als Ihre eignen Augen sehen könnten.« Sophie errötete und lächelte halb; zwang aber ihre Stirn wieder ein wenig in Falten und sagte: »Wenn ich aus dem Vergangnen auf die Zukunft schließen soll, so wird mein Bild ebensowenig in Ihrem Herzen haften, wenn ich Ihnen aus dem Gesichte bin, als es in diesem Spiegel haftet, wenn ich aus diesem Zimmer gehe.« – »Beim Himmel! bei allem, was heilig ist!« sagte

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