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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sich übel zugerichtet. Vielleicht hat sie ihn auch gekratzt, es lohnt sich also nachzusehen.«
    »Carol Garner hatte keine guten Nägel?«
    Hendricks schüttelte den Kopf. »Böse abgeknabbert Thorne schoss der Gedanke durch den Kopf, ob sie wohl nach dem Unfalltod ihres Mannes angefangen hatte, an den Fingernägeln zu kauen. Als sie, wenn ihr Blick auf ihren kleinen Sohn fiel, seinen Vater vor sich sah. Und sich nie hätte träumen lassen, ihr Sohn sei vor seinem vierten Geburtstag Vollwaise.
    »Aber…«
    »Was?« Thorne beugte sich weit vor. Hendricks hatte etwas zurückgehalten. Immer dieses Verlangen, eine kleine Show abzuziehen.
    »Vielleicht … vielleicht ergibt sich noch eine andere DNS-Quelle. Duggan hat etwas übersehen.«
    »Aber du hast doch gesagt …«
    »Sie war gut. Ja, sie ist zweifelsohne hervorragend. Aber nicht so hervorragend wie ich.«
    Thornes Gereiztheit brach sich Bahn »Verdammte Scheiße, Phil, kannst du die Quincy-Nummer nicht lassen?«
    »Na gut … es ist so, sobald klar war, das kein Sex im Spiel war, hielt Duggan es nicht für nötig, nach Körpersekreten zu suchen. Sprach ja auch nichts dagegen, die Leiche war vollständig bekleidet, ebenso wie Carol Garner. Aber ich hatte das bei meiner Autopsie an ihr überprüft, also machte ich es hier genauso …«
    Thorne hielt den Atem an. Er spürte, wie sich die Aufregung aufbaute. Es begann stets an derselben Stelle, am Scheitelpunkt. Ein Schwirren, ein Kitzeln, ein langsames Pochen, spannungsvolle Erwartung und gleichzeitig Abscheu. Er hasste es, wenn es mit Sex zu tun hatte. Das erhöhte zwar leicht die Chancen auf Erfolg, aber er hasste es dennoch.
    Hendricks war nicht weniger erregt. »Mit Luminol und UV kam der Durchbruch. Winzige Flecken auf ihrem Gesicht und den Armen. Ich brauchte ewig, bis ich dahinter kam, um was es sich dabei handelte, besser gesagt, um was es sich alles nicht handelte … »
    Thorne nickte, das war eine gute Nachricht. Wenn sie ihn fassten, war die Verurteilung damit so gut wie sicher. Dennoch schlug ihm die Nachricht auf den Magen. Es war kein Trost, dass der Mörder es wohl erst nach Ruth Murrays Tod getan hatte. Es machte es eher noch schlimmer.
    »Also achtundvierzig Stunden?«
    Hendricks hob die Hand. »Yeah, hoffentlich. Es ist wirklich nur eine absolut winzige Menge von dem Zeug und, um ehrlich zu sein, ich bin nicht mal sicher, ob wir überhaupt etwas damit anfangen können. Möglicherweise findet sich darin etwas Zellgewebe, aber ich habe noch von keinem Fall gehört, wo das gemacht wurde.«
    Thorne erhob sich. »Einen Moment, Phil, ich komm da nicht mit … reden wir nicht von Sperma?«
    Hendricks schüttelte den Kopf. »Tränen, Kumpel. Getrocknete Tränen.«
    Thorne fiel tatsächlich leicht die Kinnlade nach unten. Hendricks angelte sich, als wäre nichts geschehen, eine weitere Dose Bier. »Der Dreckskerl hat sich keinen runtergeholt, als er sie umbrachte, Tom. Er hat geweint.«

 
1983
    Nicklin ging zurück zu den Gleisen. Seine Rechte hing merkwürdig nach unten, umklammerte seinen feuchtklebrigen Schatz. In der anderen Hand hielt er den Rest eines Schokoriegels. Er schob ihn in den Mund, warf das Papier auf den Boden und machte kehrt. Er war an die sieben Meter weg, gerade richtig, um loszurennen. Doch Palmer hatte den Schläger auf den Boden gelegt.
    Nicklins Gesicht rötete sich. Er hatte wirklich Lust, zurückzugehen und Palmer eins über den Schädel zu ziehen, doch er blieb ruhig. »Komm schon, Mart, heb den Schläger auf. Das wird phantastisch.«
    Der größere Junge schüttelte den Kopf, schielte hinüber zu Nicklin und hob die Hand, um die Augen vor der Sonne zu schützen. »Ich mag nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich einfach nicht mag.« Sie starrten einander eine Weile an. »Warum kann ich nicht werfen? Du schlägst viel besser als ich.
    »Du kannst das nächste Mal werfen.«
    Palmer wirkte etwas blass um die Nase. »Machen wir es noch mal? Aber wie …?«
    Nicklin lachte. »Hier gibt es eine Unmenge davon. Jetzt hör auf, dich anzupissen, Martin. Heb den Schläger auf.«
    Palmer sagte kein Wort, dachte nur an die verbleibenden zwei Wochen Ferien.
    Die Gleise begannen zu summen; ein Zug kam. Sie sahen zu, wie er vorbeirumpelte, eine demolierte alte Lok, die ein paar verrostete Waggons zog. Dreißig Sekunden später war nichts mehr zu hören als ein leises Zischen in der Ferne und das Zirpen einer Heuschrecke irgendwo in der Nähe.
    Palmer blickte auf. Er sah die blauen und rosa

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