Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
aus. »Fahr vorsichtig …«
    Er ging in die Küche, um sich Tee zu machen, entschuldigte sich bei Elvis, dass er sein Futter vergessen hatte, und schaltete auf dem Weg zum Kühlschrank das Wasser ein. Er griff nach einer Tasse, als das Handy piepte.
    Sicher eine SMS von Louise. Lächelnd drückte er LESEN, und als er den Text las, wurde sein Grinsen noch breiter.
    Ich weiß, dass du Poker spielst.
    Er dachte noch über eine witzige Antwort nach, als es erneut piepte.
    Diesmal stammte die Nachricht nicht von Louise Porter.
    Es war eine Multimedia-Message mit einem Foto. Das Bild war schlecht zu erkennen. Eine Nahaufnahme, von unten nach oben fotografiert. Thorne musste es einen halben Meter weg- und im richtigen Winkel halten. Doch dann wurde ihm klar, was er vor sich hatte.
    Das Gesicht des Mannes füllte den kleinen Bildschirm aus, es war blass und verzerrt.
    Eine dunkle Strähne verdeckte die Wange. Der Mund stand offen, die Lippen waren weiß gesprenkelt, und in der Mundhöhle war die Zunge zu erkennen. Ein Kinn wölbte sich über das andere, beide voll schwarzer und silbriger Bartstoppel, dazwischen eine rote Linie. Das sichtbare Auge war geschlossen. Thorne konnte nicht sagen, ob die Linien über der Braue und der Stirn von der Kameralinse stammten oder nicht.
    Er drückte auf die Tasten, um mehr über die Nachricht zu erfahren. Sah sich Uhrzeit und Datum an, suchte nach Hinweisen über den Sender. Ein Name war nirgends zu entdecken, aber er drückte zweimal die Rückruftaste, um die angegebene Nummer zu wählen.
    Das Telefon am anderen Ende war tot.
    Er sah sich noch einmal das Foto an und spürte seine Halsschlagader pochen. Spürte dieses vertraute, schreckliche Prickeln im Nacken. Es kam häufig vor, dass Thorne das Offensichtliche nicht sah. Aber das hier war, wie immer man es sehen mochte, sein Fachgebiet. Buchhalter kannten sich mit Zahlen aus, und Tom Thorne erkannte eine Leiche, wenn er eine vor sich hatte.
    Er neigte das Display noch einmal leicht, hielt es näher an die Schreibtischlampe. Das Pokerspiel hatte er vergessen. Er starrte auf den dunklen Fleck unter dem Ohr des Mannes. Das war mit Sicherheit keine Haarsträhne. Starrte auf die rote Linie, die in die Falte zwischen dem Doppelkinn lief.
    Das Blut war nicht ausschlaggebend, aber Thorne wusste, wie hoch die Chancen waren, dass jemand einen Freund oder Verwandten fotografierte, dem ein Balken auf den Kopf gefallen oder der die Treppe hinuntergestürzt war.
    Ihm war klar, er blickte auf das Foto eines Mordopfers.

Zweites Kapitel
    »Haben Sie eine Vorstellung, wie viele Formulare dafür ausgefüllt werden müssten?«
    »Okay. Dann rücken Sie mir was aus der Portokasse raus. Wir haben doch so was wie eine Portokasse?«
    »Ja, und das hieße noch mehr von diesen verdammten Formularen.« Russell Brigstocke nahm die Brille ab und massierte sich mit Zeigefinger und Daumen den Nasenrücken.
    Thorne hob die Hände als Zeichen der Kapitulation. Er wollte nicht noch mehr Unglück auf die Schultern seines DCI laden. »Was soll’s. Ich zahl es selbst. So ein Zweithandy schadet ja nicht.«
    War ja nur eine Frage gewesen …
    Es war von Anfang an klar, dass Thorne sein Handy rausrücken musste, um es genau untersuchen zu lassen. Und wie alle anderen war er viel zu abhängig von dem verdammten Ding. Der Gedanke, auch nur kurze Zeit ohne Handy auskommen zu müssen, hatte ihn mit blankem Horror erfüllt. Er hatte auf das Handy auf Brigstockes Schreibtisch gestarrt, als hieße es, sich für immer von einem geliebten Haustier zu verabschieden.
    »Sie könnten das Handy ja behalten und ihnen nur die SIM-Karte geben«, meinte Brigstocke.
    »Und was bringt mir das? Meine ganzen Nummern sind so oder so auf der Karte gespeichert.«
    »Sie wissen nicht, wie man die überspielt?«
    »Was glauben Sie denn?«
    Natürlich hatten sie keine Zeit zum Blödeln. »Besorgen Sie sich doch einfach eins von diesen Prepaid-Dingern«, sagte Brigstocke. »Stellen Sie es auf Rufumleitung ein, und Ihnen entgeht kein Anruf.«
    »Was kosten die?«
    »Keine Ahnung, nicht viel.«
    »Und übernimmt die Abteilung die Kosten?«
    Brigstocke setzte die Brille wieder auf und fuhr sich mit den Fingern durch die dichten schwarzen Haare. Er griff nach Thornes Handy. »Wenn wir dann Ihre Telefonprobleme endgültig geklärt haben …«
    »Ich würde Sie gern sehen, wie Sie ohne zurechtkommen«, unterbrach ihn Thorne.
    Brigstocke ging nicht weiter auf Thornes spitze Bemerkung ein, sondern

Weitere Kostenlose Bücher