Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod
darum, ob sie tot war?«, sagte Hicks. »Schwer vorstellbar.«
»Sie hatte fast keinen Puls mehr«, sagte Dixon. »Vielleicht hat er sie für tot gehalten.«
»Oder es war kein Versehen«, sagte Vince. »Er könnte sie am Leben gelassen haben, um uns zu verspotten. Er lässt ein
lebendes Opfer zurück, und wir können ihn dennoch nicht finden. Das beweist seine Allmacht.«
»Wie sollen wir darauf reagieren?«, fragte Dixon. »Dieser Typ rennt herum und hält sich für den lieben Gott.«
»Wir sollten ihm zu verstehen geben, dass er etwas falsch gemacht hat. Treten Sie vor die Presse und erklären Sie, dass er einen entscheidenden Fehler begangen hat und dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir ihn zur Strecke bringen.«
»Ein Bluff also«, sagte Mendez. »Aber was, wenn er nicht darauf reinfällt?«
»Es muss eben ein verdammt guter Bluff sein. Etwas, das er weder beweisen noch widerlegen kann, aber womit wir ihn provozieren und dazu bringen, sich Sorgen zu machen.
Er ist intelligent. Mit harten wissenschaftlichen Fakten kriegen wir ihn. Irgendetwas, das mit Materialspuren zu tun hat, oder wir sagen, dass das FBI eine Methode entwickelt hat, wie man Fingerabdrücke von einem menschlichen Körper abnehmen kann, oder dass er über seine DNA mit einem Opfer in Verbindung gebracht werden kann. So weit sind wir zwar noch nicht, aber es wird nicht mehr lange dauern. Jedenfalls können wir uns den Anschein geben, sodass er unruhig wird.
Und genau das wollen wir erreichen«, sagte Vince. »Wir wollen, dass er entweder sorglos wird oder besorgt. Denn dann wird er einen Fehler begehen.«
»Aber auf wessen Kosten?«, fragte Mendez. »Er leckt sich doch bestimmt schon die Finger nach dem nächsten Opfer, oder?«
»Das kommt darauf ab, ob er sich herausgefordert fühlt oder nicht. Noch hält er sich für schlauer als wir alle zusammen. Er befindet sich sicherlich in einem richtigen Machtrausch.«
»Lassen Sie uns das einen Moment zurückstellen«, sagte
Dixon. »Wir müssen die Spurensuche in Janes Garten erst noch abschließen. Vielleicht verschaffen uns die Kriminaltechniker ja tatsächlich irgendwelche forensischen Spuren, und wir können bluffen, ohne das Blaue vom Himmel herunterlügen zu müssen.«
»Ein Quäntchen Wahrheit macht jede Lüge überzeugender«, stimmte Vince ihm zu.
»Was ist mit Gordon Sells?«, fragte Dixon.
»Er redet immer noch nicht«, sagte Trammell. »Der Neffe hat gestern Abend nach einem Anwalt verlangt, aber wir haben ihn dazu gebracht, einen Deal mit dem Staatsanwalt einzugehen. Ich glaube, wir werden bald etwas aus ihm herauskriegen. Jedenfalls gefällt ihm nicht, was er übers Gefängnis hört.«
»Wie steht es mit den Knochenfunden?«
»Wir haben ungefähr ein halbes Dutzend mögliche Opfer unter den Vermissten aus dem Zielgebiet«, sagte Campbell. »Ausgehend vom Geschlecht - nämlich eine Frau. Ausgehend von der Größe, die wir anhand des gefundenen Oberschenkelknochens ermittelt haben. Und ausgehend vom angenommenen Alter zwischen zwölf und dreißig Jahren. Das kriminaltechnische Labor wird den Zahnabgleich vornehmen.«
Jane Thomas’ Nachbarn wurden gerade von ein paar Detectives abgeklappert, vielleicht war ja einer von ihnen um drei Uhr morgens wach gewesen und hatte ein Auto vorbeifahren sehen. Der Deputy, der in der Gegend Streife fuhr, war ins Büro beordert worden, um Bericht zu erstatten.
Es war wahrscheinlich keineswegs nur ein glücklicher Zufall gewesen, dass der Täter gerade in dem Moment in den Garten eingestiegen war, um die Frau einzugraben, nachdem der Streifenwagen durch die Straße gefahren war und erst in einer Stunde zurückkehren würde. Er musste ihn beobachtet haben.
»Tony«, sagte Dixon, »was haben Sie jetzt vor?«
»Ich werde zum Fundort fahren, dann will ich mit Steve Morgan sprechen, und ich möchte Peter Crane einbestellen und ihn zu seiner Festnahme und zu Julie Paulson befragen. Außerdem soll er mir sagen, was er gestern Nacht gemacht hat.«
Dixon nickte. »Ich werde um zwölf die Presse über Karly Vickers informieren. Das wird hier vor dem Gebäude geschehen. Ich will nicht, dass diese Aasgeier die ganze Zeit vor dem Krankenhaus herumhängen. Ich habe an sämtlichen Eingängen des Mercy General Deputys postiert, aber ich bin überzeugt, dass sie dennoch versuchen werden hineinzukommen.«
»Wo befindet sich Miss Thomas?«
»Sie ist noch im Krankenhaus. Man hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Sie ist ziemlich
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