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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Art des Traumas, ihr geringes Alter – es kann gut sein, dass sie das Geschehen ihr Leben lang aus Selbstschutz ausblendet oder verdrängt.«
    »Glaubst du, Anne könnte uns helfen, wenn die Kleine aufwacht?«, fragte Mendez.
    Instinktiv wollte Vince nein sagen. Nicht weil er glaubte, dass seine Frau nicht dazu in der Lage wäre. Ganz im Gegenteil. Anne konnte phantastisch mit Kindern umgehen. Deshalb hatte er sie auch darin bestärkt, ihr Studium wieder aufzunehmen und den Abschluss in Kinderpsychologie nachzuholen. Aber jetzt war sein erster Impuls, sie zu schützen. Sie hatte genug durchgemacht. Er wollte nicht, dass sie in einen weiteren Mordfall verwickelt wurde.
    »Ist das nicht die Aufgabe des Jugendamts?«
    »Ich glaube, damit wären die Leute dort überfordert«, sagte Mendez.
    Sie befanden sich in einem ländlich geprägten County mit einer unterdurchschnittlichen Kriminalitätsrate. Oak Knoll mit seinen zwanzigtausend Einwohnern (die Collegestudenten nicht mitgerechnet) stellte hier schon fast eine Metropole dar. Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und Einbrüche waren die häufigsten Verbrechen, gelegentlich kam es zu Körperverletzung, ganz selten einmal zu Mord.
    Es gab kein eigenes Polizeirevier in Oak Knoll. Das Büro des Sheriffs musste für das County und die Stadt reichen. Es verfügte über kein Morddezernat im eigentlichen Sinn, die hier beschäftigten Detectives bearbeiteten sämtliche Fälle.
    »Offiziell fällt es in den Aufgabenbereich des Jugendamtes«, sagte Dixon. »Ich habe mit der Leiterin gesprochen. Zunächst müssen sie nach Angehörigen suchen. Wenn es keine gibt, kommt das Kind in eine Pflegefamilie.«
    »Wie viele Leute werden bereit sein, die einzige Zeugin eines brutalen Mords zu sich nach Hause zu holen?« Detective Trammell schüttelte den Kopf.
    »Schon irgendwelche Hinweise auf die Familie des Opfers?«, fragte Mendez.
    »Bislang nicht«, sagte Dixon. »Wir haben in dem Haus weder ein Adressbuch noch eine Geburtsurkunde für das Kind oder eine Sozialversicherungskarte für die Frau gefunden. Jemand muss bei den Banken hier vor Ort nachfragen, ob Marissa Fordham ein Schließfach besaß.«
    »Sobald wir die Geburtsurkunde haben, haben wir den Namen des Vaters und unseren Hauptverdächtigen«, sagte Mendez.
    »Genau aus diesem Grund ist die Geburtsurkunde vielleicht nicht auffindbar«, warf Vince ein. »Der Nachbar, der angeblich ein guter Freund der Frau war, kannte den Namen des Kindsvaters nicht.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass eine Frau – oder auch ein Mann – sich diesem Knaben anvertraut?«, fragte Hicks. »Der Typ ist doch meschugge.«
    »Bill und ich sind zu Zahns Haus gegangen«, berichtete Mendez. »Das ist eine ziemlich weite Strecke. Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand im Morgengrauen über den Hügel spaziert, nur um mal eben hallo zu sagen.«
    »Ich will mehr über den Mann wissen«, sagte Dixon. »Wer ist er? Womit verdient er seinen Lebensunterhalt? Welcher Art war seine Beziehung zu Marissa Fordham?«
    »Wie heißt er?«, fragte Detective Hamilton.
    »Alexander – oder Zander – Zahn. Z-A-H-N«, sagte Mendez.
    »Ich hab gehört, er soll ein Genie sein«, sagte Trammell. »Er unterrichtet am College. Mathe oder Physik oder Philosophie oder so.«
    Alle drehten sich um und sahen ihn ungläubig an.
    »Woher zum Teufel weißt du denn so was?«, fragte Mendez.
    Trammell gehörte zu den Männern, die die Baseball-Ligatabelle herunterrasseln und die Nationalhymne rülpsen konnten. Niemand wäre auf die Idee gekommen, ihn etwas in Zusammenhang mit Physik oder Philosophie zu fragen.
    Trammell streckte die Hände in die Höhe. »Was wollt ihr? Mein Sohn geht aufs College.«
    »Raubst du in deiner Freizeit etwa Banken aus?«, fragte Hicks.
    »Er ist ein schlaues Kerlchen. Hat ein Stipendium.«
    »Muss nach seiner Mutter kommen«, mutmaßte Detective Campbell.
    Alle lachten. Das erste Mal an diesem Tag. So ernst sie ihre Arbeit nahmen, war es wichtig, gelegentlich Dampf abzulassen, und sei es auch nur für einen kurzen Moment. Sonst bestand die Gefahr, dass sie angesichts der Trostlosigkeit ihres Jobs irgendwann in ein großes schwarzes Loch fielen.
    »Ihr könnt mich mal«, sagte Trammell mit einem Grinsen.
    »Zurück zu Zahn«, sagte Dixon.
    »Sara Morgan meinte, dass Miss Fordham sich in seiner Gegenwart völlig normal verhielt«, erklärte Mendez.
    »Sara Morgan – Wendys Mutter?«, fragte Vince.
    »Ja. Sie betätigt sich auch als

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