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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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hörte.
    In der Klinik war es still. All die Verrückten waren unter Drogen gesetzt und schliefen, statt vor sich hin brabbelnd auf den Fluren und in den Gemeinschaftsräumen herumzuschlurfen. In den Zimmern war es dunkel, auf den Fluren war das Licht heruntergedimmt.
    Dennis mochte diese Nachtstunden. Er wusste, wann die Schwester ihre Runde drehen würde. Manchmal tat er so, als würde er schlafen, um sich dann kurze Zeit später aus seinem Zimmer zu schleichen und in der Dunkelheit herumzuwandern. Ihm gefiel die Vorstellung, dass alle anderen schliefen und er die ganze Klinik für sich hatte und tun und lassen konnte, was er wollte.
    Manchmal schlich er sich in das Zimmer eines anderen Patienten, stand einfach da, beobachtete ihn beim Schlafen und stellte sich all die Dinge vor, die er mit ihm machen könnte, wenn er sein Messer noch hätte.
    Manchmal versteckte er sich im Aufenthaltsraum neben dem Stationszimmer und wartete. Arlene, die magere Oberschwester, ging immer raus, um zu rauchen, weil im Gebäude Rauchen verboten war. Betty, die kleine, dicke Schwester, leistete ihr meistens Gesellschaft, und dann war das Stationszimmer nicht besetzt.
    Sie waren nie länger als zehn Minuten weg, aber die Zeit reichte Dennis, um sich hinter den Tresen zu schleichen und Sachen zu klauen. Er nahm nie etwas Großes. Er klaute einen Stift oder ein paar Büroklammern oder Süßigkeiten, die die Schwestern bunkerten. Oder er durchwühlte den Papierkorb und klaute eine Zeitung, die jemand weggeworfen hatte.
    Lesen war nicht seine Stärke, aber jetzt war es die einzige Möglichkeit rauszukriegen, was außerhalb der Klinik vor sich ging – abgesehen vom Lauschen, was ihm viel lieber war. Er suchte immer nach Berichten über Peter Crane oder die Dodgers.
    Zurzeit ging es in den Berichten über Crane um den in Kürze beginnenden Prozess. Es war viel von irgendwelchen Fristverlängerungen die Rede und von Verfahrensanträgen vor der Hauptverhandlung – nicht dass Dennis damit etwas anfangen konnte. Aber sie enthielten meistens auch einen Absatz über Dr. Crane und darüber, was er angeblich mit Miss Navarre gemacht hatte, und dass er als Verdächtiger in diesen Mordfällen galt, wo den Frauen Mund und Augen zugeklebt worden waren. Das war der Teil, den Dennis gern las.
    Jetzt stellte er sich vor, wie es wäre, Miss Navarre die Augen und den Mund zuzukleben, so dass sie ihn nicht mehr ansehen und ihm sagen könnte, was er tun sollte. Das wäre echt cool.
    Schwester Betty ging an seinem Zimmer vorbei, ohne zu ihm hereinzusehen.
    Dennis kletterte aus dem Bett. Leise zählte er bis hundert, dann öffnete er die Tür einen Spaltbreit und steckte den Kopf hinaus. Der Flur war leer. Er schlich auf Strümpfen hinaus, weil er sich auf diese Weise geräuschlos bewegen oder Anlauf nehmen und über den glatten Boden schlittern konnte. Er huschte von Tür zu Tür bis zu der Stelle, wo an der Kreuzung zweier Flure das Stationszimmer lag.
    Die beiden Schwestern saßen hinter dem Tresen und quasselten, während Arlene in ihrer Handtasche nach den Zigaretten kramte. Gleich darauf gingen sie den Flur hinunter in Richtung Eingangstür.
    Dennis schlüpfte hinter den Tresen und suchte das untere Fach nach etwas Brauchbarem ab. Er nahm sich ein paar Bonbons aus einer Schale mit Süßigkeiten und stopfte sie in die Tasche seiner Schlafanzughose. Dann zog er die Zeitung aus dem Papierkorb und überflog die Titelseite. Sein Herz machte einen Satz, als er die riesige Schlagzeile sah: GRAUENVOLLER MORD ERSCHÜTTERT DAS IDYLLISCHE OAK KNOLL .
    Vor Aufregung hätte Dennis sich beinahe in die Hose gepinkelt. Ein Mord! Ein grauenvoller Mord! Vielleicht hatte jemand Miss Navarre umgebracht.
    Schnell faltete er die Zeitung zusammen und klemmte sie sich unter den Arm. Er wollte sich mit seinen Schätzen schon wieder aus dem Staub machen, als sein Blick auf Arlenes Handtasche fiel, die offen auf dem Tresen stand.
    Die Tasche war riesig und voller Kram, sie sah aus wie eine Mülltüte. Obendrauf lag ihr Geldbeutel. Dennis spähte in den Flur. Nichts von den Schwestern zu sehen.
    Vorsichtig öffnete er den Geldbeutel. Es befand sich eine Menge Geld darin. Bestimmt hundert Dollar. Am liebsten hätte er alles genommen, aber dann hätte sie gemerkt, dass sie bestohlen worden war. Besser, er nahm nur so viel, dass es ihr nicht gleich auffallen würde. Er zog einen Schein aus einem Bündel von Zwanzigern, dann nahm er sich noch einen von vier Zehnern und zwei

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