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TOP SECRET - Die Sekte

TOP SECRET - Die Sekte

Titel: TOP SECRET - Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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sein gesprochenes Kanton-Chinesisch gewaltig verbessert hatten und er fast wie ein Einheimischer klang, hatte er immer noch Schwierigkeiten damit, die komischen kleinen Schriftzeichen zu entziffern. Nach ein paar Zeilen gab er auf und betrachtete eine Autowerbung.

    Als der Zug vor der fünften Station langsamer wurde, stand der Australier auf. Bruce hatte ihn aus dem Augenwinkel
beobachtet. Nichts deutete darauf hin, dass er Verdacht geschöpft hatte.
    Sobald der Zug anhielt, stiegen beide durch verschiedene Türen aus. Dummerweise war Bruce näher am Ausgang, daher stellte er seinen Schuh auf eine Bank und fummelte am Schnürsenkel herum, bis der Australier vor ihm war. Bevor er die Verfolgung aufnahm, setzte er sich eine Nike-Baseballkappe auf, um sein Aussehen etwas zu verändern.
    An dieser Station verlief die U-Bahn nur wenige Meter unter der Erde. Nachdem sie durch die Schranke gegangen waren, kamen sie über eine kurze Treppe zum Ausgang, der auf eine vierspurige Straße führte, gesäumt von Bürogebäuden und Hotels. Der Himmel war mittlerweile völlig dunkel und die Abendluft war recht kalt. Von ein paar Bars und Restaurants abgesehen, waren vor allen Geschäften die Metallgitter für die Nacht heruntergelassen.
    Wenn er die Gelegenheit gehabt hätte, hätte Bruce mit Chloe in der Wohnung Kontakt aufgenommen, um sie auf dem Laufenden zu halten, aber fünfzig Meter hinter der U-Bahn-Station ging der Australier durch eine Drehtür und betrat die Lobby eines noblen Hotels.
    Bruce folgte ihm im Abstand von ein paar Metern. Alles wirkte teuer und modern: gedämpftes Licht, abstrakte Kunst, Schieferboden und Marmorsäulen. In einer Seitenbar ging es hoch her, einige angetrunkene Geschäftsleute sahen sich ein Pferderennen an.
    Der Australier schritt durch die Lobby zum Aufzug.
Da Bruce keine Ahnung hatte, in welchem Stockwerk der Mann wohnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich neben seine Zielperson vor die Aufzugstür zu stellen und zu warten. Er war nervös, aber falls sich der Australier daran erinnerte, ihn im Zug schon einmal gesehen zu haben, dann ließ er es sich nicht anmerken. Vielleicht erinnerte er sich ja auch, machte sich aber keine Sorgen wegen der Anwesenheit eines Dreizehnjährigen.
    Mit einem Glockenton kündigte sich der Fahrstuhl an und die Türen glitten auf. Der Aufzug war aus Glas und hatte einen Marmorfußboden. Bruce ließ den Australier eintreten und den Knopf zum neunzehnten Stockwerk drücken. Als sich die Türen schlossen, sah Bruce auf die Knöpfe und machte erstaunt »Oh!«, als ob er sagen wollte: Sieh einer an, wir wohnen im gleichen Stockwerk!
    Das war mit Abstand das Verdächtigste, was Bruce bislang getan hatte, aber wieder akzeptierte es der Australier. Während sich der Aufzug langsam an der Außenfassade des Hotels hochschob, starrten die beiden Passagiere aus den gläsernen Seitenwänden auf die Hochhäuser und den Hafen von Hongkong. Ein riesiges Kreuzfahrtschiff fuhr hell erleuchtet zum Terminal der Überseefrachtabfertigung.
    »Na, das ist mal ein hübsches Ruderboot«, meinte der Australier und legte seine riesigen Pranken auf das ledergepolsterte Geländer.
    Bruce war angespannt und die plötzliche Konversation
traf ihn unvorbereitet. »Hm, ja. Aber wahrscheinlich mit fetten alten Leuten vollgestopft.«
    Der Australier lachte. »Da hast du wohl recht. Was ist das für ein Akzent, London?«
    Bruce zuckte mit den Achseln. »Meine Eltern kommen ursprünglich aus Wales, aber mein Dad arbeitet für eine Bank, und ich habe schon fast überall auf der Welt gewohnt.«
    Mittlerweile wurde der Fahrstuhl langsamer, und die Türen glitten auf.
    »Na dann, gute Nacht, Junge, und viel Spaß noch.« Bruce stieg aus und tat so, als ob ihn das Schild mit den vielen unterschiedlichen Zimmernummern und den Pfeilen, die in drei verschiedene Richtungen zeigten, verwirrte. Der Australier ging um eine Reihe dicker Kakteen herum und schritt zielstrebig den mit dicken Teppichen belegten Gang zu seinem Zimmer entlang.
    Unglücklicherweise musste er nicht weit gehen. Bruce bekam Panik, als er sah, wie der Australier vor der zweiten Tür anhielt und sie bereits öffnete.
    »Hey, Mister!«, rief er. »Ich glaube, Sie haben etwas verloren!«
    Verwundert sah der Mann aus der Tür. Bruce lief rasch auf ihn zu und hielt ihm das erstbeste Stück Papier entgegen, das er in seiner Jackentasche gefunden hatte. In der anderen Tasche befand sich ein Schlagring aus Messing, den er sich über die

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