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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Zirkel der Wahrnehmung weitete sich, die Di n ge gruppierten sich umeinander, das Zentrum manifestierte sich. Ich öffnete die Augen.
    Ja …
    Ich lag auf einer Matratze auf dem Boden eines unorden t lichen, überladenen Raumes. Magazine, Flaschen, Zigare t tenschachteln und Kleidungsstücke lagen wirr umher; Poster und grelle Bilder klebten an den Wänden wie Briefmarken an exotischen Päckchen. Perlenschnüre hingen in einem Türrahmen zu meiner Rechten, von einem Fenster direkt gegenüber fiel Licht herein, wahrscheinlich das Licht des Morgens. Vergoldete Staubwolken tanzten in den Sonne n strahlen, aufgewirbelt wahrscheinlich von dem Esel, der an dem Blumenkasten knabberte, der auf dem Fenstersims stand. Eine orangefarbene Katze blinzelte mich von der Fe n sterbank her mißbilligend an, dann schloß sie die Augen.
    Leiser Verkehrslärm drang von einem Punkt unterhalb des Fensters herauf. Durch das Muster des Sonnenlichtes auf der Scheibe konnte ich den oberen Rand eines Backsteing e bäudes ausmachen, das entfernt genug war, um deutlich zu machen, daß in der Tat eine Straße zwischen uns lag. Ich machte die erste, trockene Schluckbewegung dieses Mo r gens und stellte wiede r f est, wie durstig ich war. Die Luft war trocken und mit allerlei Aromen geschwängert, manche vertraut, manche exotisch.
    Ich bewegte mich vorsichtig, um nach schmerzenden Stellen zu suchen. Nicht schlecht. Ein schwaches Pochen in den vorderen Sinuslappen, nicht stark genug, um wirklich als Kopfschmerz gewertet werden zu können. Ich streckte mich, spürte alle Knochen im Leibe.
    Den scharfen Gegenstand, der in meine Seite stach, kon n te ich als eine leere Flasche identifizieren. Ich winselte, als ich mich erinnerte, wie es dazu gekommen war. Die Party … o ja, da war eine Party gewesen …
    Ich setzte mich auf. Ich sah meine Schuhe. Ich zog sie an. Ich stand auf.
    Wasser … Es gab ein Badezimmer, hinten, um die Ecke. Ja.
    Bevor ich mich in diese Richtung entfernen konnte, star r te der Esel mich an, kam mir entgegen.
    In einem Sekundenbruchteil sah ich, sah ich zweifelsfrei, was mich erwartete, was nun kommen würde, noch bevor es geschah.
    „ Sie sind noch immer benommen “ , sagte der Esel oder schien er zu sagen, die Worte hallten seltsam in meinem Kopf wider. „ Gehen Sie daher erst einmal Ihren Durst l ö schen und Ihr Gesicht waschen. Aber benutzen Sie das Fe n ster dort hinten nicht als Ausgang. Das könnte Schwierigke i ten geben. Bitte kommen Sie in dieses Zimmer zurück, wenn Sie fertig sind. Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen. “
    Von einer Position jenseits jeglicher Überraschung an t wortete ich: „ Schon gut. “ Dann ging ich nach hinten und drehte den Wasserhahn auf.
    Hinter dem Badezimmerfenster konnte ich nichts Ung e wöhnliches feststellen. Kein Aufpasser war in Sicht, ni e mand, dem es hätte auffallen können, wenn ich zum näc h sten Gebäude geklettert wäre und dann auf und davon. Ich hatte augenblicklich natürlich nicht den geringsten Wunsch, das zu tun, aber ich fragte mich doch, ob der Esel kein fa l scher Fuffziger war, eine Art unnötiger Panikmacher.
    Das Fenster … Mein Geist glitt zurück, zu jenem schwa r zen Rechteck, dem Laut des Schusses, zu dem splitternden Glas. Ic h h atte mir beim Sprung meine Jacke aufgeschlitzt und mich an der Schulter verletzt. Ich rollte mich vornüber, kam auf die Beine, rannte sofort geduckt los …
    Eine Stunde später befand ich mich in einer Bar, um dort den zweiten Teil meiner Instruktionen auszuführen. Das tat ich allerdings nicht zu schnell, da das Gefühl, ein Ausreißer zu sein, noch sehr frisch war und ich meine fünf Sinne lange genug beisammen behalten wollte, um mich emotional wi e der aufrichten zu können. Also bestellte ich konsequente r weise ein Bier und nippte langsam daran.
    Leichte Windstöße fegten Papierschnitzel die Straße en t lang. Dazwischen mischten sich gelegentlich Schneeflocken, die überall, wo sie liegenblieben, feuchte Flecken hinterli e ßen. Später wurde es dann geringfügig wärmer, Regentro p fen klatschten an die Scheiben und fl osse n in kleinen Bäc h lein wieder ab.
    Der Wind strich heulend an der Tür vorbei, selbst mit meiner Jacke war mir kalt. Daher ging ich, zehn bis fün f zehn Minuten später, als ich mein Bier ausgetrunken hatte, hinaus, um mich nach einer wärmeren Bar umzusehen. Das redete ich mir vordergründig selbst ein, in Wirklichkeit war der Fluchtimpuls noch immer sehr stark vorherrschend.
    Innerhalb der

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