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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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wichtiger gewesen, als er zuzugeben bereit war. Ich frage mich, warum?“
    „Ich habe eine ganze Menge nachgedacht“, sagte er. „Das erste, was mir einfiel, war, daß er die Geschichte mit den Souvenirs nur erfunden hatte, weil wir die Dinger gesehen hatten und er uns eben eine plausible Story auftischen mußte. Angenommen, jemand von der UN hat ihn gebeten, ein Modell – mehrere Modelle – für sie herzustellen? Das Original ist von unschätzbarem Wert, unersetzlich und der Öffentlichkeit immer zugänglich. Um es vor einem Diebstahl oder vor jemandem mit einem Bohrer oder einem Hammer zu bewahren, wäre es das vernünftigste gewesen, es wegzuschließen und statt dessen ein Kopie auszustellen. Paul wäre die beste und logische Wahl für diese Aufgabe gewesen. Wann auch immer jemand etwas von der Kristallographie erzählt, dann wird sein Name erwähnt.“
    „Teile davon könnte ich dir abkaufen“, sagte ich. „Aber das Ganze paßt nicht zusammen. Warum sollte er sich über ein mangelhaftes Exemplar so ereifern, wenn er doch ganz einfach ein neues Modell hätte anfertigen können? Warum kann er das eine, das wir verloren haben, nicht einfach abschreiben?“
    „Aus Sicherheitsgründen.“
    „Wenn dem so wäre, dann hätten wir kaum eine Gefahr dargestellt. Warum sollte er uns angreifen und uns darauf aufmerksam machen, wo wir doch gerade dabei waren, das Ding zu vergessen?“
    „Also gut, was dann?“
    Ich zuckte die Achseln.
    „Unzureichende Daten“, sagte ich aufstehend. „Solltest du dich entschließen, die Polizei zu rufen, dann vergiß nicht, ihnen zu sagen, daß das Ding, nach dem er sucht, etwas ist, das du ihm gestohlen hast.“
    „Hui, Fred, das war ein Schlag unter die Gürtellinie.“
    „Trotzdem stimmt es. Ich frage mich, was das Ding für einen besonderen Wert gehabt hat. Ich frage mich, wo sie die Deliktsgrenze ansetzen werden.“
    „Na schön, du hast gesagt, was du sagen wolltest. Und was willst du jetzt tun?“
    Ich zuckte die Achseln. „Nichts, schätze ich. Abwarten und sehen, was passiert, nehme ich an. Laß es mich wissen, wenn dir noch etwas einfällt.“
    „Gut. Wirst du dasselbe tun?“
    „Ja.“
    Ich ging zur Tür.
    „Möchtest du auch wirklich nicht zum Essen bleiben?“ fragte er.
    „Nein, danke. Ich muß los.“
    „Bis später also.“
    „Schon recht. Nimm’s nicht so schwer.“
    Ich ging an einer dunklen Bäckerei vorüber. Lichter spielten auf der nachtschwarzen Scheibe. KANNST DU MICH SCHMECKEN, BRED? las ich. Ich zögerte, wandte mich um, sah, wo Schatten das Schild der Bäckerei anagrammisiert hatten, schniefte und eilte weiter.
     
    Scherben und Bruchstücke …
    Kurz vor Mitternacht probierte ich eine neue Route aus: die Kathedrale hoch. Ich dachte mir, nach alledem hätte ich mir eine kleine Extra-Belohnung verdient. Als ich näher kam, erkannte ich Professor Dobson an der Spitze eines Strebepfeilers. Er war schon wieder betrunken und zählte die Sterne, dachte ich.
    Ich kletterte weiter, bis ich auf einem nahe gelegenen Sims zur Ruhe kam.
    „Guten Abend, Professor.“
    „Hallo, Fred. Ja, das ist er auch, nicht wahr? Ein wundervoller Abend. Ich hoffte, Sie würden hier vorbeikommen. Was zu trinken?“
    „Geringe Toleranz“, sagte ich. „Ich vertrage nicht viel.“
    „Aber das ist eine besondere Gelegenheit“, drängte er.
    „Also gut, ein kleines bißchen.“
    Ich nahm die Flasche, die er mir hinhielt, und nippte.
    „Gut. Sehr gut“, sagte ich. „Was ist es denn? Und was ist der Anlaß?“
    „Ein ganz besonderer Cognac, den ich schon seit über zwanzig Jahren aufgehoben habe, nur für diese Nacht. Die Sterne haben endlich auf ihren feurigen Routen die gewünschten Konstellationen erreicht, ihre eleganten Positionen sprechen ein gutes Omen aus.“
    „Was meinen Sie damit?“
    „Ich ziehe mich zurück. Ich werde aus diesem lausigen Teufelskreis ausbrechen.“
    „0h, meinen Glückwunsch. Das wußte ich nicht.“
    „Das lag in meiner Absicht. Ich kann formelle Verabschiedungen nicht ertragen. Es sind nur noch ein paar lose Enden zu verknüpfen, dann kann ich gehen. Nächste Woche vielleicht.“
    „Nun, ich hoffe, Sie gehen glücklichen Zeiten entgegen. Ich treffe nicht oft jemanden, der meine Interessen so teilt wie Sie. Ich werde Sie vermissen.“
    Er nahm einen Schluck aus seiner Flasche, nickte, sagte aber nichts. Ich zündete mir eine Zigarette an, ließ meinen Blick über die schlafende Stadt schweifen, dann hinauf zu den Sternen. Die Luft

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