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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Einzelheiten.“
    „Hm. So etwa daran, daß ich ihn habe – was nicht stimmt, damit er dich in Ruhe ließ und zu mir kam.“
    „Nein! Das ist nicht alles!“ sagte er. „Ich sagte ihm die Wahrheit. Ich habe ihn zurückgelassen, als ich auszog. Ich habe keine Ahnung, was später daraus wurde.“
    „Wo hast du ihn gelassen?“
    „Ich erinnere mich, ihn das letzte Mal auf dem Schreibtisch gesehen zu haben.“
    „Warum hast du ihn nicht mitgenommen?“
    „Ich weiß es nicht. Vermutlich deshalb nicht, weil ich ihn nicht mehr sehen konnte.“
    Er stand auf und ging in seinem Wohnzimmer auf und ab, blieb dann stehen und sah zum Fenster hinaus. Mary war unterwegs, sie begleitete eine Klasse, was sie auch damals getan hatte, an jenem Nachmittag, als Paul hereinspaziert war und den Hinweis erhalten hatte, der ihn schließlich zu mir geführt hatte.
    „Hal“, sagte ich. „Sagst du mir die ganze Wahrheit, offen und ehrlich?“
    „Ich habe alles Wichtige gesagt.“
    „Komm schon.“
    Er wandte dem Fenster den Rücken zu, sah zu mir herüber, sah wieder weg.
    „Nun“, sagte er, „er behauptete, dieses Ding, das wir haben, gehöre ihm.“
    Ich ignorierte das „wir“.
    „Das war einmal“, sagte ich. „Aber ich war dabei, als er es dir gab. Es ist legal in deinen Besitz gelangt.“
    Aber Hal schüttelte den Kopf. „So einfach ist das nicht“, sagte er.
    „Oh?“
    Er kehrte zu seinem Eistee zurück. Er trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte, nippte kurz, sah mich dann wieder an.
    „Nein“, sagte er. „Du mußt wissen, daß dieses Ding, das in unseren Besitz gelangte, wirklich ihm gehörte. Erinnerst du dich noch an die Nacht, in der wir es bekamen? Wir spielten bis früh morgens in seinem Labor Karten. Die sechs Steine lagen auf dem Regal über dem Tisch. Sie fielen uns schon früh auf, und wir haben ihn mehrmals danach gefragt. Er lächelte immer nur und sagte etwas Mysteriöses, oder er wechselte das Thema ganz.
    Dann, als die Nacht länger wurde und er auch schon einiges gebechert hatte, wurde er gesprächiger und sagte uns, was es damit für eine Bewandtnis hatte.“
    „Ich erinnere mich“, sagte ich. „Er sagte uns, er habe den Sternstein gesehen, den wir gerade in dieser Woche von den Außerirdischen bekommen hatten und der in New York ausgestellt worden war. Er hatte Hunderte von Fotografien unter Verwendung aller Arten von Filtern gemacht, ein ganzes Notizbuch mit Beobachtungen vollgeschrieben und alle Daten gesammelt, die er bekommen konnte. Dann hatte er sich darangemacht, ein Modell des Dings anzufertigen. Er sagte, er wolle eine Methode finden, sie billig produzieren zu können, als eine Art Souvenir. Das halbe Dutzend auf seinem Regal stelle das bis dahin beste Resultat seiner Bemühungen dar. Er hielt sie für ausgesprochen gut.“
    „Richtig. Und dann fielen mir einige Abfallstücke im Papierkorb neben dem Regal auf. Ich nahm das am besten aussehendste Stück heraus und hielt es gegen das Licht. Es war ein hübsches Ding, wie die anderen auch. Paul lächelte, als er sah, daß ich es in den Händen hielt, dann sagte er: ,Gefällt es Ihnen?’ Ich sagte: ‚Ja.’ ,Behalten Sie es’, sagte er.“
    „Und das hast du getan. So habe ich es auch in Erinnerung.“
    „Ja, aber die Sache hatte einen Haken“, sagte er. „Ich habe den Stein mit an den Tisch genommen und neben mein Geld gelegt, so daß ich ihn jedesmal ansehen mußte, wenn ich eine Münze nahm. Nach einer Weile fiel mir so ein winziger Fehler auf, eine kleine Unebenheit an der Basis eines der Auswüchse. Das war vollkommen unerheblich, doch es ärgerte mich mit jedem Hinsehen mehr. Daher habe ich, als ihr beide den Raum verlassen hattet, um mehr Bier zu holen, das Ding mit einem der Steine vom Regal vertauscht.“
    „Ich beginne zu verstehen.“
    „Ja, ja, ich weiß! Das hätte ich wahrscheinlich nicht tun sollen. Aber damals sah ich eben nichts grundlegend Schlechtes darin. Es waren einfach Souvenir-Prototypen, mit denen er herumspielte, und die Differenz fiel kaum auf, wenn man nicht genau hinsah.“
    „Ihm war es gleich beim ersten Betrachten aufgefallen.“
    „Was ihm einen guten Grund gab, die anderen als perfekt zu betrachten und nicht noch einmal nachzusehen. Zudem, was machte es denn wirklich für einen Unterschied? Bei sechs gleichen Gebilden kann das doch keine Rolle spielen!“
    „Klingt plausibel, da gebe ich dir recht. Aber Tatsache ist, er hat es nachgeprüft – und es scheint, als seien sie

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